Franz Xaver Schweyer aus Osterzell, Politiker und entschiedener Gegner Hitlers in der Weimarer Republik
Bild: Bistum Augsburg
Franz Xaver Schweyer aus Osterzell, Politiker und entschiedener Gegner Hitlers in der Weimarer Republik
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Ob Franz Xaver Schweyer ein guter bayerischer Innenminister während der Weimarer Republik gewesen war, darüber lässt sich je nach politischer Coleur trefflich diskutieren. Doch dass er ein prinzipientreuer und aufrechter Minister war wohl weniger. Denn Adolf Hitler persönlich adelte den Politiker aus Osterzell, als er ihn in seinen „Monologen“ beschimpfte und diffamierte. Nun wird Schweyer anlässlich des 100 Jahrestages seiner Ernennung zum bayerischen Innenminister geehrt: Sein heutiger Amtsnachfolger Joachim Herrmann wird am 21. September eine Straße in München nach ihm benennen.
Schweyer wurde 26. August 1868 in Oberzell, einem Ortsteil von Osterzell, geboren – 13 Geschwister hatte er. Später zog die Familie nach Uffing am Staffelsee, derweil Franz Xaver Schweyer in Augsburg das Humanistische Gymnasium besuchte und anschließen an der Uni in München einen Doktortitel in Staatsrecht und Jura erwarb. Er heiratete 1899 Anna Theresia Klöck, mit der er vier Kinder hatte. In demselben Jahr wurde er bayerischer Verwaltungsbeamter im Kultus- und Innenministerium und war 1909 bis 1911 Bezirksamtmann – also Landrat – in Markt Oberdorf.
Kurzzeitig war Schweyer auch in Berlin tätig, und zwar von 1919 bis 1920 im Arbeitsministerium. 1920 bis 1924 arbeitete er wieder in München – und zeigte hier seinen Mut. Denn Schweyer war in der Zeit bayerischer Staatssekretär sowie Staatsminister für Inneres in Bayern. In die Zeit fiel der erstmalige Aufstieg Hitlers und der NSDAP – und damit auch der Hitler-Ludendorff-Putsch vom 8. und 9. November 1923. Schweyer stellte sich gegen die Putschisten, auch wenn er und andere Regierungsmitglieder von SA-Männern unter der Leitung von Rudolf Heß als Geisel gefangen genommen wurden.
Der Putsch scheiterte und die Nazis bekamen erst zehn Jahre später die Macht übertragen. Dann rächten sie sich, in dem sie viele Oppositionelle, die weiterhin standhaft blieben, Schritt für Schritt verfolgten: 1933 wurde der inzwischen als Berater, Gutachter und Schriftsteller tätige Schweyer verhaftet, aber nach einem Schlaganfall wieder entlassen. Doch die Freiheit konnte er nicht mehr genießen: Am 10. November 1935 starb Schweyer in München an den Folgen der Haft im Gefängnis Stadelheim.
Das Leben des Ostallgäuer Politikers zeichnete Peter C. Düren in der Biografie „Ein mutiger Staatsmann aus Oberzell“ nach. Er blieb auch danach - was noch immer notwendig ist - zum Andenken des katholischen Ostallgäuers bei der Sache. „Im November 2016 hatte mir der bayerische Innenminister Joachim Herrmann nach dem Erhalt der von mir im Jahr 2015 verfassten Schweyer-Biografie mitgeteilt, dass er sich dafür einsetzt, dass in München eine Straße an prominenter Stelle nach seinem einstigen Vorgänger Schweyer benannt wird. Als Biograf Schweyers habe ich mich im Januar 2017 ebenfalls beim Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter schriftlich für eine entsprechende Straßenbenennung eingesetzt, zumal mir aufgefallen war, dass es deutschlandweit bislang keine einzige Straße gibt, die nach dem mutigen früheren bayerischen Innenminister benannt worden ist“, berichtet der Biograf.
Insofern ist ihm die aktuelle Absicht des Innenministeriums eine Genugtuung: „Ich bin sehr froh, dass endlich im öffentlichen Raum dauerhaft das Ansehen des mutigen Hitler-Gegners Franz Xaver Schweyer mit einer Gedenktafel und einer Straßenbenennung gewürdigt wird. Das hat er sich redlich verdient. Es freut mich, dass auch meine Biografie mit dazu beitragen durfte, dass sein Andenken bleibend in einem Straßennamen der bayerischen Landeshauptstadt verewigt wird“.
Am 21. September soll bei einem Festakt im Innenministerium eine Gedenktafel und die Benennung der Franz-Xaver-Schweyer-Straße präsentiert werden. Das sei nach Ansicht von Düren ein starkes Zeichen – an Politiker und Bürger gleichermaßen: „In der heutigen Zeit, in der das Ansehen von Politikern wegen diverser Skandale stark abgenommen hat, tut es gut, den Volksvertretern und Staatsdienern einen wahrhaft lauteren, mutigen und stets auf das Gemeinwohl achtenden Politiker und Minister als Vorbild vor Augen zu stellen.“
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