75 Jahre Kriegsende

Kaufbeurer erinnern an den Tag der Befreiung

Kaufbeuren, Feier anlässlich des Tags der Befreiung, 8. Mai 1945, Kaiser-Max-Straße

50 Menschen erinnerten am vergangenen Freitag an den Tag der Befreiung, als am 8. Mai 1945 die Schreckensherrschaft des Nazi-Regimes beendet wurde.

Bild: Elisa Hanusch

50 Menschen erinnerten am vergangenen Freitag an den Tag der Befreiung, als am 8. Mai 1945 die Schreckensherrschaft des Nazi-Regimes beendet wurde.

Bild: Elisa Hanusch

Bei einer Kundgebung in Kaufbeuren feiern knapp 50 Teilnehmer mit Stelen, Fahnen, Malereien, Musik und Reden das Ende des Zweiten Weltkriegs.
##alternative##
Von Elisa Hanusch
12.05.2020 | Stand: 12:06 Uhr

Rund 50 Menschen aller Altersgruppen und Vertreter verschiedener Parteien und Organisationen versammelten sich am vergangenen Freitag, dem historischen 8. Mai, in der unteren Kaiser-Max-Straße, um die sich zum 75 Mal jährende Befreiung von Faschismus und Krieg zu feiern und gleichzeitig der Opfer zu gedenken.

Der Versammlungsort war mit selbst gestalteten Stelen dekoriert, die mit Worten wie „Widerstand“, „Befreiung“ und „Mitläufer“ auf die historischen Geschehnisse aufmerksam machten. An einigen Fenstern und in den Händen vieler Anwesender wanden sich weiße oder regenbogenfarbene Fahnen im Wind. Den Weg zur Kundgebung hatte der Stadtjugendring mit Straßenmalereien gesäumt, die mit bunten Lettern auf „Frieden“, „Würde“, „Akzeptanz“ und „Leben“ verwiesen. Dazu passte auch das von Dr. Thomas Melcher vorgetragene Motto des evangelischen Landesbischofs Dr. Heinrich Bedford-Strohm: „Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“

NS-Verbrechen in Kaufbeuren und Irsee

Untermalt von den musikalischen Beiträgen Paul Meichelböcks lauschten die Zuhörer zwölf Redebeiträgen. Oliver Schill erinnerte hinsichtlich des „grausamsten Kapitels der Weltgeschichte“ an die Opfer und die Gräueltaten.“ „Trauer, Scham und Empörung“ erfüllten ihn hinsichtlich des Leides, das die „Nazi-Herrschaft“ bei so vielen Menschen ausgelöst hatte und bezog dieses auch auf die Geschichte Kaufbeurens. So gedachte er sowohl dem „Schmerz der Heimatvertriebenen“, als auch den „schrecklichen Taten“, die während des Zweiten Weltkriegs in Kaufbeuren und Irsee vollzogen wurden. Darüber hinaus wies er auf die Zwangsarbeiter hin, die „unter unmenschlichen Bedingungen“ in Riederloh und dem heutigen Steinholzer Gebiet arbeiten mussten.

Zeitzeugenbericht von Anni Stocker

Die von Schill betonte Wichtigkeit des Erinnerns wurde durch den von Catrin Riedl verlesenen Zeitzeugenbericht Anni Stockers konkretisiert, eine bekannte Kaufbeurerin, die auch als Frauenrechtlerin agierte. Diesem folgte das Gedicht „Der 8. Mai in Manching“ des Antifaschisten Hans Münzhuber, bevor Meichelböck „Der Partisane“ als Lied des bewaffneten Widerstands zum Besten gab.

Im weiteren Verlauf der Veranstaltung sorgte ein buntes Programm dafür, aus verschiedensten Perspektiven an die geschichtlichen Ereignisse zu erinnern. Das reichte von einer von Gabi Zedlitz verlesenen Botschaft Tiziano Gazzis, Vorsitzender des Verbands der Partisanen Italiens, der die Bedeutung eines geeinten Europas hochhielt und die „Renaissance der Rechten“ problematisierte, bis hin zur Rede Bea Schevitz’, die ihre Sicht auf den 8. Mai als Amerikanerin schilderte.

Verweis auf Flüchtlingsthematik

Viele der Vortragenden wiesen in diesem Zusammenhang auf die aktuelle Situation geflüchteter Menschen hin. Meichelböck thematisierte außerdem die durch Waffenexporte bestehende Beteiligung an Kriegen hinsichtlich Willy Brandts nach dem Zweiten Weltkrieg ausgesprochenen Mahnung, von deutschem Boden dürfe nie wieder Krieg ausgehen. Die Vorträge von Amnesty Kaufbeuren, „Gemeinsam gegen rechts“ und der Bundestagsabgeordneten Susanne Ferschl verband die Forderung, den Tag der Befreiung als bundesweiten Gedenk- und Feiertag zu etablieren, wofür sie zustimmenden Applaus bekamen.