Wendepunkt: Nach drei knappen Niederlagen gegen die Gruppenfavoriten, war Matthias Schmalholz (vorne in Rot) in Tampere dabei, als Deutschland gegen die starken Dänen endlich den ersten Sieg holte.
Bild: Schmalholz
Wendepunkt: Nach drei knappen Niederlagen gegen die Gruppenfavoriten, war Matthias Schmalholz (vorne in Rot) in Tampere dabei, als Deutschland gegen die starken Dänen endlich den ersten Sieg holte.
Bild: Schmalholz
Ein wenig verrückt nach Eishockey muss man schon sein, wenn man nach einer langen Saison in Deutschland die Nationalmannschaft noch zu Weltmeisterschaften begleitet. Helsinki, Prag oder St. Petersburg waren nur einige Stationen, die Matthias Schmalholz zuletzt besucht hat, um die Spiele live vor Ort zu verfolgen. „Das ist für mich immer ein schöner Abschluss, den ich gerne – sofern es möglich ist – beibehalten möchte“, sagt der 32-Jährige aus Salenwang. In diesem Jahr ging der Trip für fünf Tage in das finnische Tampere, das von München aus rund 2,5 Flugstunden entfernt ist. Fünf WM-Spiele, darunter die beiden Partien der deutschen Auswahl gegen Dänemark und Österreich, standen auf dem Reiseplan.
Die allgemeine Begeisterung vor Ort, aber auch das nette Miteinander unter den Fans ist für Schmalholz Jahr für Jahr ein Grund, zu den Weltmeisterschaften zu reisen. „Seit 2015 war ich bei sechs Turnieren dabei, doch jeder Ort hat sein ganz besonderes Flair. Tampere ist zwar mit 225.000 Einwohner keine Großstadt, doch mit den beiden Teams Tappera und Tampereen Ilves gibt es gleich zwei Profi-Mannschaften in der Stadt. Die Leute sind hier alle verrückt nach Eishockey, und deshalb heißt die Stadt überall mit dem Schild Home of Hockey ihre Besucher willkommen“, beschreibt Schmalholz seine Eindrücke.
Die großen Anfeuerungen der Fans wie man es aus Deutschland kennt, sind jedoch dort eher unüblich. Da kommt dann das nordisch kühle Temperament durch. Natürlich gehören zu einer WM auch die zahlreichen Pubs in der Innenstadt, wo man das eine oder andere Spiel auf einer großen Leinwand verfolgt und auch den Austausch mit anderen Fans pflegt. Die deutschen Nationalspieler kann man dabei durchaus beim Schlendern durch die Stadt mal treffen. Ein Wiedersehen gab es auch mit Ex-ESVK-Trainer Tray Tuomie, der ebenfalls in Finnland weilte, um seinem Sohn Parker die Daumen zu drücken, der erstmals im deutschen Aufgebot steht. Während die Fans der anderen Nationen meist einheitlich im eigenen Nationaltrikot ihr Land unterstützen, kommen die deutschen Fans meist im Trikot ihres Lieblingsvereins. „Natürlich hatten wir auch unser ESVK-Trikot an und wir wurden darauf auch angesprochen von Fans aus Finnland“, erzählt Schmalholz, der diesmal mit seinem Freund Markus Müller unterwegs war.
Beide sitzen normalerweise beim ESV Kaufbeuren vor dem Mikrofon und übertragen die Spiele der Joker auf Sprade TV. „Von den Eindrücken im Stadion waren wir schon begeistert. So eine moderne Arena haben wir bis jetzt nicht erlebt, und auch die Eintrittspreise bei unseren Spielen zwischen 25 und 60 Euro waren o. k.“, sagt der Mitarbeiter aus dem Medien-Team des ESVK. Tiefer in die Tasche greifen mussten die beiden Allgäuer jedoch am Bierstand. „Bei 9,20 für einen 0,4 Becher sind die Kaufbeurer Verhältnisse ja praktisch ein Schnäppchen“, erzählen die beiden schmunzelnd.
Aus sportlicher Sicht traut Schmalholz den Schweizern bei dem Turnier eine Überraschung zu. „Zusammen mit Schweden haben sie auf mich im bisherigen Turnier den besten Eindruck hinterlassen, aber vielleicht ist unser Team im Viertelfinale gegen die Eidgenossen für eine Überraschung gut“, so die sportliche Expertise des ESVK-Fans. Im deutschen Team hat Nico Sturm aus seiner Sicht Bestnoten verdient. „Er ist unglaublich präsent auf dem Eis, verkörpert eine tolle Mentalität und macht die wichtigen Tore“, beschreibt Schmalholz den NHL-Star der San Jose Sharks. Wer jedoch am Ende den Titel holen wird, ist für den Fan eher zweitrangig, Hauptsache man sieht schönes Eishockey.