Das Dreistufenwehr etwa auf Höhe der Sportanlage in Pforzen. Das momentane Niedrigwasser der Wertach ist ersichtlich. Der östliche Mühlbach, der an der Hammerschmiede abzweigt und durch Pforzen fließt, mündet hinter dem Wehr (oben) wieder in die Wertach.
Bild: Mathias Wild
Das Dreistufenwehr etwa auf Höhe der Sportanlage in Pforzen. Das momentane Niedrigwasser der Wertach ist ersichtlich. Der östliche Mühlbach, der an der Hammerschmiede abzweigt und durch Pforzen fließt, mündet hinter dem Wehr (oben) wieder in die Wertach.
Bild: Mathias Wild
Mit harschen Worten kritisiert ein AZ-Leser den derzeitigen Zustand der Wertach bei Pforzen. Dort beginne ein „Fischsterben“, weil Kraftwerksbetreiber dem Fluss „rücksichtslos Wasser entziehen“ und das Landsratsamt und das Wasserwirtschaftsamt „nichts unternehmen“, obwohl sie Bescheid wüssten. Starker Tobak, der vom Landratsamt und den Kraftwerksbetreibern entschieden zurückgewiesen wird.
Die Wertach wird in ihrem Lauf immer wieder als Energieerzeuger genutzt – sei es an Wehren oder durch Abzweigungen wie die Mühlbäche. Davon gibt es in Kaufbeuren einen, der mehrere Kleinkraftwerke speist, oder bei Pforzen. Dort zweigt vor der Hammerschmiede gleichsam ein doppelter Mühlbach ab: Einer führt zur Hammerschmiede und wird zusätzlich noch vom Irseer Bach und dem Riedgraben gespeist. Der andere fließt durch Pforzen und sorgt für Energie in den drei Kraftwerken der Kunstmühle, erläutert Daniel Rotter, der diese betreibt.
Der rund vier Kilometer lange Mühlbach durch Pforzen werde vermutlich schon seit rund 1000 Jahren genutzt, ergänzt Rotter. Deshalb werden die beiden Wasserkraftanlagen auch noch im Rahmen eines Altrechtes betrieben und gebe es keine Festlegungen für das dauerhaft abzugebende Mindestwasser, berichtet Benjamin Schäling vom Landratsamt Ostallgäu. Doch einerseits überwachen die Behörde und das Wasserwirtschaftsamt Kempten die Wasserentnahme, zum anderen stützten sich die Kraftwerksbetreiber auch auf Erfahrungswerte, wie viel Wasser sie der Wertach entnehmen können und sprechen sich ab, erklärt Rotter. Ohne Absprache würden sie sich gleichsam gegenseitig trockenlegen – was sie unbedingt vermeiden wollen, um ihre Kraftwerke betreiben zu können, aber auch, damit die Flora und Fauna in den Mühlbächen überlebt. Das bekräftigt auch Schäling: Die Ableitungen brauchen Wasser, „damit diese Lebensräume ebenfalls erhalten bleiben“.
Und die Betreiber entnehmen auch bei Niedrigwasser durch den Sommer geringere Mengen durch teilweise Verschließen der Schütze, betont Rotter. „Da haben wir schon immer darauf reagiert. Wir können auch nur Wasser verteilen, wenn es da ist“. Das werde auch vom Wasserwirtschaftsamt überwacht: „Laut Nachfrage am 18. Juli beim Wasserwirtschaftsamt wird dieses Verfahren bereits praktiziert“, bestätigt Schäling Obendrein reagieren die Behörden auf Niedrigwasser auch mit Maßnahmen, indem über Wehre mehr Wasser in die Wertach abgegeben werde.
Daneben arbeiteten die Behörden mit den beiden Kraftwerksbetreibern an einer Umsetzung der aktualisierten Handlungsanleitung zur Festlegung von dauerhaftem Mindestwasser an kleinen Wasserkraftanlagen, erläutert Schäling: „Ziel dieser Handlungsanleitung ist es, die Mindestwasserabgabe für kleine Wasserkraftanlagen mit Ausleitungsstrecken so zu bemessen, dass sowohl die allgemeinen Grundsätze der Gewässerbewirtschaftung eingehalten, als auch die Ziele und Grundsätze der europäischen Umweltrichtlinien erreicht oder beachtet sowie gleichzeitig die Beiträge der Wasserkraft an die Energieerzeugung, zur Versorgungssicherheit und zum Klimaschutz adäquat berücksichtigt werden.“ Das Verfahren werde auch mit Experten und und zum Beispiel dem Fischereirechtsinhaber transparent kommuniziert.
Tote Fische seien gewiss nicht vorteilhaft – aber es habe sie immer mal gegeben, meint Rotter. Zumal bei heißen Temperaturen auch der Sauerstoffgehalt im Wasser abnehme. Aber für die Hitze sei eher der Sommer oder die Klimaerwärmung verantwortlich und nicht die Kraftwerksbetreiber.