2001 wurde Maria Crescentia Höß aus Kaufbeuren vom Papst heilig gesprochen. Wer war die Klosterfrau Anna Höß, die von 1682 bis 1744 lebte und wirkte?
Bild: Archiv
2001 wurde Maria Crescentia Höß aus Kaufbeuren vom Papst heilig gesprochen. Wer war die Klosterfrau Anna Höß, die von 1682 bis 1744 lebte und wirkte?
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Maria Crescentia Höß - Kaufbeuren hat in ihr eine Heilige: Anna Höß, eine schmächtige Klosterfrau, die vor 300 Jahren in der Stadt lebte. Sie entstammte einer armen Weberfamilie, nahm als Nonne im kleinen Franziskanerinnen-Kloster den Namen Crescentia an und entwickelte sich zu einer gefragten Ratgeberin mit visionären Gaben.
Vor mehr als 120 Jahren wurde sie selig gesprochen. 2001 sprach sie Papst Johannes Paul II. heilig. Wer war die heilige Maria Kreszentia Höß?
Schon vor ihrer Zeit im Kloster habe Crescentia Visionen des Heiligen Geistes gehabt, berichtet der damals in Kaufbeuren tätige Jesuitenpater Dominikus Ott. Ihr sei er „in der Gestalt eines überaus schönen Jünglings in einem schneeweißen Rock und Mantel mit bloßem Haupt und gekrausten Haaren und mit sieben um das Haupt schwebenden Flammen oder feurigen Zungen“ erschienen. Eine zweite Vision hat sich laut Ott an einem Pfingstfest zugetragen, und der Heilige Geist teilte Crescentia mit: „Wer nichts liebt als mich allein, den will ich in mir und meiner Gnade befestigen.“
Der Kölner Kurfürst bedrängte schon gleich nach Crescentias Tod den Papst, "eine ordentliche Untersuchung ihrer großen Thatten" einzuleiten. Ziel war, sie selig zu sprechen.
Nicht nur er, auch das gläubige Volk war von ihrer Wundertätigkeit zutiefst überzeugt. Kaufbeuren und das Kloster erlebten einen Ansturm von Wallfahrern. Schon im Todesjahr kamen 30.000 Menschen aus Süddeutschland sowie den umliegenden Ländern, um an ihrem Grab um Fürsprache beim Allmächtigen zu bitten. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts schwoll die Zahl in manchen Jahren auf 70.000 an. Das "Klösterle" wurde berühmt, Kaufbeuren ein renommierter Wallfahrtsort.
Doch die Napoleonischen Kriege und die zwischenzeitliche Auflösung des Klosters im Zuge der Säkularisation zögerten das Verfahren hinaus.
Bis zur Seligsprechung der Crescentia Höss dauerte es so eine ganze Weile: Die verkündete am 7. Oktober des Jahres 1900 der damalige Papst Leo XIII. Zwei Wunderheilungen waren in einem langwierigen Untersuchungsverfahren anerkannt worden.
Im 20. Jahrhundert wurde die Heiligsprechung der Kaufbeurerin dann energisch vorangetrieben. Vor allem, weil sich ein drittes Wunder für die Kirche als stichhaltig erwies. 1986 war ein Mädchen bei einem Badeunfall nahe Kaufbeuren etwa 40 Minuten unter Wasser gelegen. Wie durch ein Wunder überlebte es und gesundete vollkommen. Selbst Mediziner hatten keine Erklärung. Angehörige hatten die selige Crescentia um Rettung angerufen.
Schon in früheren Zeiten gab es viel Wirbel um Crescentia. Wundersame Legenden ranken sich um ihre Kindheit und die ersten Jahre als Nonne im kleinen Kloster inmitten der Altstadt.
Zu Ruhm gelangte Schwester Crescentia schon zu Lebzeiten. Das lag an ihrem Charisma und dem Ruf, eine exzellente Ratgeberin zu sein. "Sie war eine gescheite, lebenskluge Frau mit gesundem Menschenverstand", urteilt ihr Biograf Karl Pörnbacher.
Nicht nur einfache Leute, sondern hochgestellte Persönlichkeiten wie Königin Maria Theresia von Österreich suchten ihren Rat sowohl bei rechtlichen, wirtschaftlichen und politischen Problemen als auch bei persönlich-privaten. Tausende von Briefen erreichten Cresentia, die nie eine höhere Schulbildung genossen hatte.
Die bayerische Kurfürstin und spätere Kaiserin Maria Amalia beispielsweise machte sich höchstpersönlich auf den Weg in die freie Reichsstadt im Allgäu. Auch der mächtige, aber unsichere Kölner Kurfürst und Erzbischof Clemens August reiste mehrmals nach Kaufbeuren. Karl Pörnbacher vermutet, dass Crescentia ihn davon abhielt, sich in den polnischen Thronfolgekrieg einzumischen. "Gewiss hat Gott keine Freude am Kriege", schrieb sie ihm.
Als am 12. April 1945 amerikanische Bomber über Kaufbeuren ihre Abwurfschächte öffneten, blieb die Stadt vor der Zerstörung verschont.
Was landläufig dem Wirken der heiligen Crescentia zugeschrieben wird, hatte laut einem Gutachten des früheren Militärgeschichtlichen Forschungsamtes in Freiburg allerdings eine banale Ursache: Kaufbeuren war den Piloten als Navigationspunkt vorgegeben worden. An diesem hatten sie die Schächte zu öffnen, um ihre tödliche Fracht rechtzeitig über Kempten niedergehen lassen zu können.