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Kaum noch Felchen im Bodensee: Fischer setzen jetzt auf diesen Fisch

Kaum noch Felchen

"Schmeckt hervorragend": Bodensee-Fischer setzen jetzt auf diesen Fisch

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    Die Felchen sind am Bodensee auf dem Rückzug. Die Population von diesem Fisch ist dagegen stabil.
    Die Felchen sind am Bodensee auf dem Rückzug. Die Population von diesem Fisch ist dagegen stabil. Foto: imageBROKER/Jack Perks via www.imago-images.de

    Hecht, Zander, Saibling oder Felchen: Diese Fische sind häufig auf den Speisekarten von Restaurants zu finden. Am Bodensee rückt freilich ein Fisch in den Fokus, der als Speisefisch kaum bekannt ist. Die Rede ist vom Rotauge, je nach Region auch bekannt als Plötze, Bleier oder Schwal. Bislang war er vor allem Anglern vertraut, die junge Rotaugen als Köder verwenden. Doch jetzt entdeckt ihn zusehends die Gastronomie am Bodensee. Und geht dabei Hand in Hand mit den Berufsfischern, die dessen Image aufpolieren wollen.

    Rotaugen: Am Bodensee gilt der Fisch mittlerweile als Spezialität

    "Rotaugen schmecken hervorragend und lassen sich vielfältig verarbeiten. Zum Beispiel als Matjes oder Filets", sagt Bernd Kaulitzki vom Verein Bodenseefisch. Auch Bouillabaisse oder Cordon Bleu könne man zubereiten. Wegen seiner Gräten wurde der Fisch am Bodensee häufig links liegen gelassen. Doch daran ändern die Fischer selbst etwas - und zwar mit speziellen Verarbeitungsmaschinen, mit denen sie dem Grätenproblem Herr werden.

    (Lesen Sie auch: Bodensee: Wasserwerke kämpfen gegen Quagga-Muschel)

    Und das spreche sich immer weiter herum, sagt Kaulitzki. Dazu beigetragen haben zuletzt die internationalen Rotaugen-Wochen am Bodensee, bei denen etwa 30 Restaurants und Fischereibetriebe spezielle Gerichte mit diesem Fisch anboten. "Das wurde sehr gut angenommen. Manche waren schon am zweiten Tag ausverkauft", sagt Kaulitzki. "Das Rotauge wird in immer mehr Gastronomien am See zum Standardfisch", freut er sich. Denn diese Entwicklung ist für die Berufsfischer eine gute Nachricht. Denn sie leiden darunter, dass es immer weniger Felchen - traditionell der "Brotfisch" am Bodensee - gibt.

    Felchen-Rückgang am Bodensee: Quagga-Muscheln tragen ihren Teil dazu bei

    Paradox: Der Rückgang hat mit der verbesserten Wasserqualität an Europas größtem Trinkwasserspeicher zu tun. Durch moderne Kläranlagen gelangt weniger Phosphor in den See. Dadurch bilden sich weniger Algen – und damit gibt es weniger Nahrung für die Fische.

    Gleichzeitig setzt den Felchen die massive Ausbreitung der Quagga-Muscheln zu. Denn diese aus dem Ausland eingeschleppten Weichtiere vertilgen große Mengen an Plankton. Den Rotaugen macht dies weitaus weniger zu schaffen. Im Gegenteil: Sie fressen Quagga-Muscheln und haben dadurch ein riesiges Nahrungsangebot.

    (Lesen Sie auch: Bodensee: Bergung des Dampfschiffs "Säntis" muss verschoben werden)

    Felchen-Fangverbot am Bodensee seit Anfang 2024

    Die Rotaugen-Bestände sind stabil. "Sie könnten sogar weiter wachsen, wenn sie nicht mit dem Kormoran einen natürlichen Feind hätten, der sich am See immer mehr ausbreitet", sagt Kaulitzki. Rotaugen zählen zur Gattung der Weißfische. Sie können bis zu 40 Zentimeter groß werden. "Mittlerweile gehen uns zu 70 Prozent Rotaugen ins Netz. Bei den Felchen waren es zuletzt nur noch vier Prozent", sagt Kaulitzki.

    Seit Anfang des Jahres gilt nun ein Felchenfangverbot, um die Bestände zu erhalten. Rotaugen könnten am Bodensee ganzjährig gefangen werden. Die Berufsfischer legen ihre Netze zwischen Mitte November und Mitte Januar jedoch nicht aus.

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