Urlaub in den Bergen, schöne Momente erleben - und dann das. Yann Eggert aus Schleswig-Holstein war mit seiner Familie am Nebelhorn unterwegs, als in einiger Entfernung über ihnen ein Unfall passierte. Ein Wanderer war kollabiert, er benötigte ärztliche Hilfe. Ein Hubschrauber wurde gerufen.
Doch wie sich später herausstellte, gab es zunächst Probleme, überhaupt Bergretter über das Unglück zu informieren. Denn der Empfang am Berg war schlecht. So erzählten die Ersthelfer es später Eggert, der sie in einer Alpe traf. Dorthin war dessen Familie abgestiegen. Wegen des Einsatzes war kein Durchkommen an dem Gipfel mehr.
Kein Empfang in den Bergen - dauert eine Rettung dann länger?
Er kenne sich mit dem „Netz“ aus, erzählt der Familienvater. Er arbeitet in der Branche. Keinen Empfang in den Bergen zu haben, sieht er grundsätzlich nicht als Problem an. Sorgen machte ihm am Nebelhorn jedoch der Gedanke, dass wegen des fehlenden Empfangs wertvolle Minuten bei einer Rettung verloren gehen könnten. Doch ist das überhaupt so und wie steht es generell um den Empfang in den Allgäuer Alpen?
Natürlich gebe es problematische Stellen, sagt Florian Abt von der Bergwacht Allgäu. Aber bestimmte „Hot-Spots“ in den Bergen, an denen es immer wieder zu Schwierigkeiten mit dem Notruf kommt, seien den Bergwachten nicht bekannt. Überhaupt bereite fehlender Empfang den Rettern nur sehr selten Probleme. Und wenn doch, lasse sich recht schnell eine Lösung finden. Oft reiche es beispielsweise aus, ein paar Schritte weiterzugehen, um wieder Empfang zu haben.
Im Notfall in den Bergen immer die 112 wählen
Abt betont, dass es für in Not geratene Wanderer wichtig ist, im Ernstfall immer die 112 zu wählen. Denn in diesem Fall wählen sich Mobiltelefone automatisch in das nächste verfügbare Netz ein. Seit einigen Jahren werden laut Deutschem Alpenverein zudem teils automatisch bei der Notruf-Wahl GPS-Daten an die Leitstellen geschickt. So kann ein Standort auf zehn bis 20 Meter genau bestimmt werden.
- Lesen Sie auch: Stirbt ein Angehöriger in den Bergen, richtet sich dieses Trauerseminar speziell an Familien und Bergkameraden
Wer den Notruf in den Allgäuer Alpen wählt und im deutschen Netz landet, kommt zuerst bei der Leitstelle Allgäu durch. Hat sie bei Anrufen aus dem Gebirge Probleme? Generell nicht, sagt ihr Leiter Marco Arhelger. Wie oft der Kontakt zum Anrufer schlecht ist, könne er aber nicht genau sagen - darüber werde kein Buch geführt. Im Sommer gingen bei der Leitstelle Tausende Anrufe aus den Bergen ein.
In den allermeisten Fällen sei die Verbindung stabil. Und ist der Anruf wackelig, werde das oft durch einen Ortswechsel des Anrufers behoben. Das österreichische Netz sei in der Grenzregion stärker als das deutsche. Gelangen Anrufer zur österreichischen Leitstelle, informiere diese das Allgäuer Team. „Es handelt sich somit nur um eine minimale zeitliche Verzögerung“, sagt Arhelger.
Gibt es am Tegelberg, Bleckenau und Brandnerschrofen Handy-Netz?
Auch im Füssener Gebiet hat die Bergwacht keine Schwierigkeiten mit dem Netz, sagt ihr Sprecher Markus Albrecht. „Natürlich haben wir auch Funklöcher. Zum Beispiel um den Brandnerschrofen oder in Richtung Bleckenau.“ Doch im Gebirge könne man das nicht verhindern - schon allein deshalb, weil es so viele Mulden gibt. Doch die Bergretter würden sich in ihrem Gebiet auskennen und wüssten, wo diese Flecken sind.
Albrecht räumt aber ein: Ein Bergwachtler wisse natürlich nicht, wie viele Versuche ein Wanderer bereits unternommen hat, bis er bei der Leitstelle und der Bergwacht durchkommt. Oft erfolge die Alarmierung über Dritte. Also über Ersthelfer, die sich vom Opfer entfernen, um die Bergwacht zu erreichen. Schwierig wird es für die Einsatzkräfte erst dann, wenn ein Rückruf an die Hilfesuchenden nicht mehr möglich ist. Dieser Anruf sei Bestandteil einer jeden Rettungsaktion, sagt Albrecht.
Bergretter brauchen Koordinaten von verletzten Wanderern
Sehr hilfreich für die Retter seien Koordinaten. Also der genaue Ort, wo sich Hilfesuchende befinden. Doch Anrufer hätten oft Probleme, diese zu übermitteln. Die Antwort auf die Frage „wo seid ihr“ werde dann nicht selten mit „hier ist es sehr grün“ beantwortet. Deshalb der Tipp der Bergwachtler Albrecht und Abt: Mit dem eigenen Handy auseinandersetzen und wissen, wie man beispielsweise über die Nachrichtenplattform WhatsApp einen Standort sendet.
Kein Handynetz? Was im Notfall in den Bergen zu tun ist
Das empfiehlt der Deutsche Alpenverein:
- Handy vollständig aufgeladen einpacken. Besonders wenn es kalt ist, entlädt sich der Akku schneller.
- Handy deshalb nah am Körper tragen.
- Gibt es keinen Empfang, dann das Handy aus- und wieder einschalten. Vor der PIN-Eingabe den Notruf wählen. So wählt sich das Telefon direkt in das stärkste Netz ein.
- Grundsätzlich: Offline-Karten im Smartphone verwenden oder aktuelles, analoges Material mitnehmen.