In ein paar Jahren soll die B12 auch auf den sieben Kilometern zwischen Kempten und Wildpoldsried vierspurig sein. Insgesamt in sechs Bauabschnitte ist das Projekt unterteilt.
Bild: Matthias Becker (Archivbild)
In ein paar Jahren soll die B12 auch auf den sieben Kilometern zwischen Kempten und Wildpoldsried vierspurig sein. Insgesamt in sechs Bauabschnitte ist das Projekt unterteilt.
Bild: Matthias Becker (Archivbild)
Warum soll die B12 überhaupt ausgebaut werden? Diese Frage begegne ihm immer wieder, sagte Thomas Hanrieder vom Staatlichen Bauamt Kempten. „Das gehört zum Masterplan des Bundes. Wir setzen nur um“, sagte er. Im April genehmigte das Verkehrsministerium den Entwurf für den Sieben-Kilometer-Abschnitt ab Kempten. In den betroffenen Gemeinden Wildpoldsried und Betzigau – wo Hanrieder selbst lebt und im Gemeinderat sitzt – stellte er sich nun Fragen von Bürgerinnen und Bürgern.
Anschlussstelle: Auf- und Abfahren hätte dem Entwurf des Staatlichen Bauamts zufolge künftig auch in Betzigau möglich sein sollen. Das Bundesverkehrsministerium sah das anders. Die Anschlusstellen Dodels und Kempten seien zu nahe. Gemeinderat Dieter Häringer aus Betzigau (Wählergruppe Hochgreut) sagte bei der Infoveranstaltung: „Wie erklären wir dem Steuerzahler, dass zwar keine Anschlussstelle kommt, es für Betriebsfahrzeuge aber Rampen geben soll.“ Damit etwa der Winterdienst kehrt machen kann, soll nicht öffentliche Ausfahrten an bestehenden Brücken installiert werden, sagte Hanrieder. Der Bau solcher Rampen seien wesentlich günstiger als eine vollständige neue Anschlussstelle. Hanrieder: „Schleichverkehr müssen wir hier nicht befürchten.“
Auch in Wildpoldsried war die ursprünglich geplante Anschlussstelle Thema. Ein Bürger betonte die Vorteile der Anschlussstelle Betzigau nicht nur für Bürger der Gemeinde Wildpoldsried, sondern auch für Betzigau und das östliche Stadtgebiet Kemptens. Dabei brachte er eine Finanzierung durch diese drei Kommunen ins Spiel: "Könnte ein Aus auf diesem Weg aufgehoben werden?" Hanrieder antwortete eindeutig, dass das letzte Wort gesprochen ist: „Die Anschlussstelle ist tot“.
Mehr Verkehr: „Wenn wir die B12 ausbauen, kommt wohl noch mehr Verkehr aus München. Ist die A7 dann bald dreispurig?“, fragte eine Bürgerin aus Betzigau. Damit ist laut Hanrieder an gewissen Abschnitten zu rechnen: „Das Verkehrsbedürfnis explodiert.“ Toni von Lerchenfeld von der Allgäuer Regionalgruppe des Verkehrsclubs Deutschland hält es für sinnvoller, die Menschen auf die Schienen statt auf die Straßen zu bringen und deshalb mehr in die Elektrifizierung der Bahn zu investieren. Er sagte: „Das kann die Politik lenken.“
Ob sich der Verkehr durch Wildpoldsried und auf den Kreisstraßen erhöht, fragte eine Bürgerin. Hanrieder geht davon aus, dass zu Verkehrszunahmen aber auch zu Entlastungen kommen wird. Einheimische Autofahrer würden wohl eher die ausgebaute B12 den Kreisstraßen vorziehen. Wie dieser Zubringerverkehr aussehen könnte, sollen Untersuchungen bis Juli/August zeigen. Ob durch die veränderten Verkehrsverhältnisse dann eine Verkehrsberuhigung in Wildpoldsried eingeführt, wird liege laut Hanrieder bei der Straßenverkehrsbehörde des Landratsamts.
Lärmschutz: Mehrere Bürger wunderten sich, warum Lärmschutz in den bisherigen Plänen kaum vorkomme. Die Behörde werde sich im sogenannten Planungsfeststellungsverfahren nun noch einmal mit dem Thema auseinandersetzen und etwa Messungen durchführen, sagte Hanrieder. „Ja, es wird lauter, aber nicht so laut wie beim Mittleren Ring in München.“
Wohngebiete seien dabei schutzbedürftiger als Einzelanwesen, bislang seien Grenzwerte nicht überschritten. Hanrieder zufolge bestehe noch Spielraum, Konkretisierungen „raus zu handeln“ – der Fahrbahnbelag spiele für den Lärmschutz etwa eine Rolle. Für Wildpoldsried verwies Hanrieder auf die vergleichsweise weite Entfernung der Wohngebiete zur Trasse. Einzelgehöfte, die in näher an der Fahrbahn liegen, sollen vom Staatlichen Bauamt kontaktiert und auf Grundlage der jeweiligen Immissionswerte persönlich beraten werden.
Tempolimit: In diesem Zuge gab eine junge Wildpoldsriederin zu bedenken, ob durch ein Tempolimit auf der B12 nicht auch der Lärmschutz verbessert werden könnte. Hanrieder erläuterte, dass die Strecke als zweibahnige autobahnähnliche Kraftfahrstraße und damit ohne Geschwindigkeitsbeschränkungen geplant wird. Ein Bürger in Betzigau sagte: „Dagegen sollten die Gemeinden sich massiv wehren.“ Sollte der Lärmschutz an einzelnen Stellen ein Tempolimit erfordern, werde dies entsprechend umgesetzt.
Nachhaltigkeit: „Naturschutzverbände werden sicher Einsprüche gegen diese Pläne haben. Was bedeutet das zeitlich?“ auf diese Frage eines Betzigauer Bürgers antwortete Hanrieder mit einem Verweis auf das Verfahren im Ostallgäu. Zwischen Buchloe und Untergermaringen sei man einen Schritt weiter – und dort klagte der Bund Naturschutz gegen das Projekt. Hanrieder: „Das könnte uns etwa eineinhalb Jahre kosten.“
„Diese Straße auszubauen, ist hinterweltlerisch“, sagte eine Zuhörerin. Zukunftsorientierter mit Blick auf den Klimawandel könnte etwa eine S-Bahn für das Allgäu sein. Ein Satz, der in Betzigau mehrmals fiel, etwa in Bezug auf Flächenfraß und den Eingriff in Naturräume: „Wollen wir so eine Welt wirklich unseren Enkeln hinterlassen.“ In den Planungen spiele der Naturschutz freilich eine Rolle, sagte Hanrieder. Eine Kooperation mit der Moorallianz soll etwa Ausgleich bringen, außerdem gehöre der Feldermausschutz im Wolkenberger Wald zu den Auflagen.
Zukunft: Im weiteren Verfahren nehme nun der Detailgrad zu, erläuterte Handrieder. „Jedes Pflänzchen muss aufgenommen sein.“ Weil der Bund erst dann Grund für den Ausbau erwerben will, wenn Baurecht besteht, sollen sich Eigentümer nicht wundern, dass noch kein Kontakt aufgenommen wurde. Ist dann alles in trockenen Tüchern, sei vor einer Bauzeit von bis zu zwei Jahren auszugehen.