Das Bündnis „Kempten solidarisch!“ beobachtet Corona-Demos wie diese am vergangenen Montag mit Sorge.
Bild: Martina Diemand
Das Bündnis „Kempten solidarisch!“ beobachtet Corona-Demos wie diese am vergangenen Montag mit Sorge.
Bild: Martina Diemand
„Demonstrieren ist legitim, dabei einen Schulterschluss mit Rechts einzugehen nicht.“ Mit diesen Worten positioniert sich das neu gegründete Bündnis „Kempten solidarisch!“ gegen die Corona-Proteste, an denen vor Ort nach wie vor jeden Montag weit mehr als 1000 Menschen teilnehmen. In der „Kemptener Erklärung“, die das Bündnis nun veröffentlicht hat, heißt es außerdem: „Weltweit wurde ein gemeinsames Ziel formuliert: Corona besiegen!“ Der einzige Weg sei es, dieses Ziel als gemeinsame Aufgabe zu sehen und zusammenzuhalten. (Hier geht es zur "Kemptener Erklärung)
Zu den Erstunterzeichnenden der Erklärung zählen verschiedene Organisationen, Gewerkschaften, Vereine und Parteien. „Wir würden unter normalen Umständen in dieser Runde wahrscheinlich nie zusammenkommen. Aber wir alle sehen die Gefahr dieser Bewegung“, sagt Fabian Ertan von der Initiative „Kempten gegen Rechts“.
Es sei wichtig zu zeigen, dass es auch noch andere Stimmen gibt als die derer, die regelmäßig gegen die Corona-Maßnahmen auf die Straße gehen, begründet etwa Vorsitzende Katharina Schrader die Beteiligung des SPD-Kreisverbands. Menschen in Kliniken und Pflegeeinrichtungen arbeiteten „bis an den Rand der persönlichen Erschöpfung“, heißt es in der Erklärung. Andere hätten durch die Einschränkungen ihre Geschäfte, Betriebe und Existenzen in Gefahr gebracht. „Dieser Einsatz verdient nicht nur Dank, sondern verpflichtet uns alle, verantwortungsvoll und solidarisch zu handeln, um Menschenleben zu schützen.“
Gleichzeitig herrsche Verunsicherung und Unzufriedenheit. Fehler und Ungereimtheiten seitens der politisch Verantwortlichen zu benennen und zu kritisieren, sei ein Grundrecht. Doch deswegen Schulter an Schulter mit Rechten zu demonstrieren, hält das Bündnis für den falschen Weg. „Uns macht insbesondere die Anschlussfähigkeit von rechten Gedanken an die Mitte der Gesellschaft durch antisemitische Verschwörungserzählungen, Wissenschaftsfeindlichkeit und der Instrumentalisierung durch rechte Parteien wie der AfD große Sorgen – auch in Hinblick auf das zukünftige gesellschaftliche Klima“, sagt Axel Fischer von „Kempten gegen Rechts“. (Lesen Sie auch: Mehr Infektionen, mehr Frust: Die Lage im Klinikum und was Demonstranten antreibt)
Laut Polizei sind die Organisatoren der Corona-Demos in Kempten weder der rechten noch der Reichsbürgerszene zuzuordnen. An den Protesten hätten in der Vergangenheit aber durchaus vereinzelt „politisch rechts Motivierte“ und Menschen mit Reichbürgerbezug teilgenommen, sagt Polizeisprecher Holger Stabik.
Für den 5. März plant das Bündnis eine Kundgebung. Anja Zengerle (Grüne): „Gemeinsam wollen wir zeigen, dass die Bürgerinnen und Bürger nicht quer- sondern mitdenken. Sie übernehmen Verantwortung für sich und ihre Mitmenschen, lassen sich impfen und helfen mit, diese Pandemie einzudämmen.“
Das Bündnis "Kempten solidarisch!":