Jahresrückblick Kempten 2022

Das war das Jahr 2022 in Kempten – Baustellen, Klima-Aktivisten und fehlende Zelte

Die Bilderin der Reihenfolge der Monate zeigen (von links nach rechts, oben beginnend): die Kemptener Skandalbaustelle „Großes Loch“, das Polizeigebäude Auf der Breite, zwei Schwestern aus der Ukraine, Festwochen-Zeltaufbau, das Cambomare-Freibad, den Kemptener Stadtbus, Ex-OB Dr. Otto Merkt, ein Partybild von der Allgäuer Festwoche, das Gelände für die zehnte Grundschule, das Kornhaus, die Allgäuhallen-Gaststätte und eine Protestaktion der „Letzten Generation“ Nähe des Berliner Platzes.

Die Bilderin der Reihenfolge der Monate zeigen (von links nach rechts, oben beginnend): die Kemptener Skandalbaustelle „Großes Loch“, das Polizeigebäude Auf der Breite, zwei Schwestern aus der Ukraine, Festwochen-Zeltaufbau, das Cambomare-Freibad, den Kemptener Stadtbus, Ex-OB Dr. Otto Merkt, ein Partybild von der Allgäuer Festwoche, das Gelände für die zehnte Grundschule, das Kornhaus, die Allgäuhallen-Gaststätte und eine Protestaktion der „Letzten Generation“ Nähe des Berliner Platzes.

Bild: Matthias Becker, Ralf Lienert

Die Bilderin der Reihenfolge der Monate zeigen (von links nach rechts, oben beginnend): die Kemptener Skandalbaustelle „Großes Loch“, das Polizeigebäude Auf der Breite, zwei Schwestern aus der Ukraine, Festwochen-Zeltaufbau, das Cambomare-Freibad, den Kemptener Stadtbus, Ex-OB Dr. Otto Merkt, ein Partybild von der Allgäuer Festwoche, das Gelände für die zehnte Grundschule, das Kornhaus, die Allgäuhallen-Gaststätte und eine Protestaktion der „Letzten Generation“ Nähe des Berliner Platzes.

Bild: Matthias Becker, Ralf Lienert

Das Kemptener Jahr 2022 in Zitaten: Vom großen Loch, Kriegsgeflüchteten, Festwochen-Irritationen, Fachkräftemangel und Klimaprotesten.
02.01.2023 | Stand: 09:31 Uhr

Zitate aus zwölf Monaten zu großen Ereignissen in Kempten und besonderen Projekten: Mit ihnen blicken wir auf ein ereignisreiches Jahr 2022 zurück.

„Wir werden nicht nur bauen, sondern vor allem zuhören, was den Bürgerinnen und Bürgern wichtig ist.“ Michael Ehret

Januar: Ein neues Kapitel für das „Große Loch“

Tatsächlich sieht es so aus, als könnte es dieses Mal wirklich das viel beschworene „Happy End“ geben – und damit die Skandalbaustelle „Großes Loch“ endgültig Geschichte werden. Im Januar kaufte Projektentwickler „Ehret + Klein“ das Grundstück, seitdem scheint es voranzugehen. In der ersten Hälfte 2023 sollen die oberirdischen Bauarbeiten starten. „Das ist genau unsere Kragenweite“, sagte Michael Ehret, Beirat und Gesellschafter bei der Starnberger Firma, über das Projekt. Derzeit läuft die Namenssuche für den Neubau gegenüber des Forums Allgäu.

„Aufgrund der Schadstoff-Belastung kann es sein, dass wir das Gebäude schnell verlassen müssen.“ Markus Asbach

Februar: Polizei muss weiter warten

Die Polizei drängt – muss sich aber weiter in Geduld üben. Sie wartet sehnsüchtig auf einen Neubau. Weil der Platz im Bestandsgebäude Auf der Breite viel zu knapp ist. Und weil es in die Jahre gekommen ist; es müsste dringend saniert werden. Nicht nur im Februar wies Markus Asbach, Leiter des Präsidialbüros beim Polizeipräsidium Schwaben Süd/West, auf das Asbest-Problem hin. Die Gespräche für einen Umzug der Polizei auf das ehemalige Ari-Gelände laufen. Aber auch zum Jahresende ist nichts fix – das Warten hat immer noch kein Ende.

„Ich danke Deutschland für den herzlichen Empfang, aber ich schäme mich, dass ich ins Ausland gegangen bin.“ Daria Ponomarov

März: Erste Geflüchtete aus der Ukraine kommen

Im Februar schockierte der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine. Die Hilfsbereitschaft war immens. Auch Familien nahmen vor allem anfangs Geflüchtete auf, viele von ihnen erreichten Kempten im März. So auch Daria Ponomarov, deren Schwester bereits als Au-Pair in der Stadt arbeitete. Die 18-jährige Ponomarov wollte ihr Land eigentlich gar nicht verlassen – trotz der Bomben, die sie hörte. Trotz der einmarschierenden Soldaten. Doch ihre Eltern bestanden darauf, dass sie sich in Sicherheit bringt. Die Hoffnung auf ein Kriegsende bleibt.

„Absolut peinlich, dass die wichtigste Ausstellung im Allgäu ausfällt, weil es angeblich keine Zelte gibt.“ Hans-Peter Hartmann

April: Die Festwoche sorgt für Missmut

Festwoche ja oder nein? Und wie sieht es mit der Wirtschaftsausstellung aus? Zunächst erfolgte eine Absage, dann sollte sie doch – in kleinerer Form – stattfinden. Vor der Allgäuer Festwoche im August gab es jedenfalls erst einmal großen Ärger. Zentral waren dabei fehlende Messezelte, laut Stadtverwaltung unter anderem wegen des Ukraine-Kriegs. Festwochen-Beauftragter Hans-Peter Hartmann übte heftige Kritik. Am Ende kam es zum Wechsel an der Spitze des Kempten Messe- und Veranstaltungsbetriebs – die bisherige Chefin bat um eine Versetzung.

Das Cambomare Freibad in Kempten
Das Cambomare Freibad in Kempten
Bild: Matthias Becker

„Schon vor der Corona-Pandemie war es schwierig, an Personal zu kommen.“ Thomas Siedersberger

Mai: Einschränkungen im Freibad

Fachkräftemangel, Energiekosten – Schlagworte, die insbesondere ab der zweiten Jahreshälfte immer noch häufiger zu lesen und hören waren. Im Cambomare-Freibad hatte beides bereits im Mai Folgen: eingeschränkte Öffnungszeiten und zum Teil kühleres Wasser. „Wir haben keine andere Möglichkeit“, bedauerte Thomas Siedersberger, Leiter des Kemptener Kommunalunternehmens (KKU). Um mit Blick auf die Energiekrise Gas zu sparen, folgte im Juli die Nachricht: Auch im Erlebnisbad drinnen wird das Wasser zwei Grad kälter.

„Es bedeutet einen Mehrwert für Firmen, wenn sie ihre Flächen für die Produktion statt für Parkplätze nutzen können.“ Thomas Kappler

Juni:Der Ringbus ist beschlossen

Diese Entscheidung kann dem öffentlichen Verkehr in Kempten einen kräftigen Schub verpassen: Der Ringbus soll Verbindungen im Viertelstunden-Takt schaffen. Davon profitieren Bewohner in den Stadtteilen sowie Beschäftigte in den Gewerbegebieten. Thomas Kappler, Betriebsleiter der Kemptener Verkehrsbetriebe (KVB), sieht darin auch Vorteile für die Firmen. Momentan hakt es noch an den Busfahrerinnen und Busfahrern – auch hier fehlt das Personal. Nach aktuellem Stand könnte der Ringbus im Laufe des Jahres 2023 starten.

„Die absolut konfliktbeladenen Debatten in Kempten zeigen doch, dass diese Vergangenheit noch präsent ist.“ Prof. Dr. Martina Steber

Juli: NS-Zeit vor Ort wird untersucht

Dieses Thema wurde in Kempten in der Vergangenheit besonders emotional diskutiert: die NS-Zeit. Mittlerweile hat die Kommission für Erinnerungskultur ihre Arbeit aufgenommen. Und seit Juli ist fix: Die Stadt lässt die Nazi-Diktatur vor Ort wissenschaftlich aufarbeiten. Die Historikerin Prof. Dr. Martina Steber ist federführend bei dem Projekt dabei. Sie hat die Kemptener NS-Zeit schon beleuchtet und mit einem Vortrag 2020 eine höchst kontroverse Debatte um die Rolle des Ex-Obergürmeisters Dr. Otto Merkt ausgelöst.

„Die Menschen sind froh, dass sie sich wieder begegnen können.“ Thomas Kiechle

August: Die Festwoche läuft – aber anders

Bei allem Hin und Her im Vorfeld waren die Verantwortlichen am Ende doch zufrieden mit der Allgäuer Festwoche nach zwei Jahren coronabedingter Zwangspause. 180.000 Menschen kamen zu dem etwas anderen Heimatfest mit kleinerer Wirtschaftsausstellung, dafür aber Schaustellern. „Es war ein Fest für alle mit einer positiven Grundstimmung“, sagte Oberbürgermeister Thomas Kiechle. Die Vorbereitungen für August 2023 sind bereits in vollem Gange. Der neue Festwirt steht auch schon fest: Klaus Richter mit seinem Bierzeltbetrieb aus Eggenfelden.

71. Allgäuer Festwoche in Kempten: Partymusik im Stiftszelt.
71. Allgäuer Festwoche in Kempten: Partymusik im Stiftszelt.
Bild: Ralf Lienert

„Eine Grundschule für zwölf Klassen mit Zweifachsporthalle und Hort ist einfach etwas Größeres als ein Einfamilienhaus.“ Tim Koemstedt

September: Zehnte Grundschule beschäftigt viele

Eines der derzeit größten Projekte der Stadt ist der Bau der zehnten Grundschule am Aybühlweg. Sie könnte bei dieser Zusammenstellung in jedem Monat erwähnt werden, schließlich beschäftigte sie nicht nur Verwaltung und Politik. Nicht alles lief rund im Vorfeld. Die Logistik für das Großprojekt im Kemptener Westen sorgte für einiges Kopfzerbrechen. „Wir tun unser Bestmögliches, um die Beeinträchtigungen gering zu halten“, bat Baureferent Tim Koemstedt im September um Verständnis. Mittlerweile laufen die Arbeiten für die neue Grundschule.

„Wir können nicht im Vorfeld jegliche Bausubstanz im Detail untersuchen.“ Adrian Hochstrasser

Oktober: Kornhaus-Sanierung kostet noch mehr

Das war ein Schock: Die Sanierung des Kornhauses kostet noch mehr – nach aktuellem Stand bis zu 20 Millionen Euro. Die Stadträtinnen und Stadträte im Werkausschuss äußerten ihr Unverständnis. Adrian Hochstrasser vom gleichnamigen Architekturbüro verwies auf gestiegene Kosten als Folgen der Corona-Pandemie und des Ukraine-Kriegs sowie auf den schlechten Zustand des denkmalgeschützten Gebäudes. Die Steigerungen seien vorab nicht in dem Ausmaß abzuschätzen gewesen. Mittlerweile machte sich der Werkausschuss vor Ort selbst ein Bild davon.

„Der Zug kann nun losfahren, um zu verhandeln, zu rechnen, zu prüfen und zu planen.“ Kulturquartier Allgäu

November: Entscheidung für die Allgäuhalle fällt

Lange blieb die Frage offen: Was passiert nach dem Auszug der Allgäuer Herdebuchgesellschaft (heute Pro Rind) mit der Allgäuhalle? Diese Frage ist immer noch nicht geklärt, aber zumindest die Zwischennutzung eines Teils des denkmalgeschützten Gebäudes. Die Gaststätte soll in den kommenden drei Jahren der Verein „Kulturquartier Allgäu“ mit seinen Unterstützern bespielen. Dieser steckt nun in den Vorbereitungen, im April könnte das Programm starten. Zugleich will sich die Stadt mit der Frage beschäftigen, was langfristig aus dem Areal wird.

„Ich kann mir vorstellen, dass die Situation weiter eskaliert, wenn diese Hilflosigkeit bleibt. Auf beiden Seiten.“ Anika Mainik

Dezember: „Letzte Generation“ polarisiert

Kaum ein Thema polarisierte zuletzt so sehr wie die Aktionen der „Letzten Generation“. Die Klimaaktivisten klebten sich auch in Kempten auf die Straße, das sorgte für Wut bei einigen, die im Stau standen. Bei der jüngsten Aktion zogen Autofahrer Aktivistinnen gewaltsam von der Straße, die Polizei sprach von einer neuen Eskalationsstufe. Anti-Gewalt-Trainerin Anika Mainik kann sich vorstellen, dass sich die Fronten weiter verhärten. Aufeinander zuzugehen, sei nur im Austausch möglich mit dem ehrlichen Wunsch, die Beweggründe gegenseitig verstehen zu wollen