Demokratie-Projekt

Debatten führen und Ideen entwickeln beim Fest der Demokratie in Kempten

Gemeinsam Kempten gestalten, auch mit Pinsel und Farbe. Das war beim Fest der Demokratie im Kemptener Stadtpark möglich. Verschiedene Demokratie-Projekte stellten sich dort vor, Moqadas und ihre Mama Muzhgan wurden beim Stand der Kunstfabrik kreativ.

Gemeinsam Kempten gestalten, auch mit Pinsel und Farbe. Das war beim Fest der Demokratie im Kemptener Stadtpark möglich. Verschiedene Demokratie-Projekte stellten sich dort vor, Moqadas und ihre Mama Muzhgan wurden beim Stand der Kunstfabrik kreativ.

Bild: Ralf Lienert

Gemeinsam Kempten gestalten, auch mit Pinsel und Farbe. Das war beim Fest der Demokratie im Kemptener Stadtpark möglich. Verschiedene Demokratie-Projekte stellten sich dort vor, Moqadas und ihre Mama Muzhgan wurden beim Stand der Kunstfabrik kreativ.

Bild: Ralf Lienert

Ob Kunstschule, Initiative für Wahlrecht oder Kulturverein: Beim „Fest der Demokratie“ stellen sich Projekte vor, die sich für Vielfalt in Kempten einsetzen.
05.06.2023 | Stand: 15:54 Uhr

Sie haben heute schon viel diskutiert, vor allem mit älteren Menschen, erzählen Lynn und Anna. Die beiden Jugendlichen machen beim „Fest der Demokratie“ im Kemptener Stadtpark Werbung in eigener Sache. Am Stand der Jugendkommission setzen sie sich dafür ein, dass das Wahlalter auf 16 Jahre herabgesetzt wird. „,Wer keine Steuern zahlt, darf auch nicht wählen’, solche Sätze hören wir oft“, sagt die 15-jährige Lynn. Doch Debatte gehöre eben zur Demokratie – und damit auch zu dem Aktionstag.

Wie Kemptener Kunst und Demokratie verbinden

Was auf den ersten Blick weniger mit Demokratie in Verbindung steht: Kunst. „Doch auch sie ist Teil davon“, sagt Alexander Köffer, der die Veranstaltung für die Volkshochschule mitorganisiert hat. „Wenige Bereiche sind so ungleich zugänglich wie Kunst.“

Der 23-jährige Ahmed Sandbad etwa steht vor einer großen Leinwand am Stand der Kunstfabrik. Viele Projekte, die durch das Bundesprogramm „Demokratie leben!“ gefördert wurden, stellen sich an diesem Tag vor. „Malen hilft mir mich auszudrücken“, sagt Sandbad. In seiner Heimat dem Irak habe er kaum Möglichkeiten gehabt, diese Leidenschaft auszuleben. Seit 2013 lebt er in Europa. Er erzählt Kunstpädagogin Claudia Köffer seine Geschichte. Sie sagt: „Man trifft zufällig aufeinander und schon entsteht kultureller Austausch.“

Gemeinsamkeiten erkennen: Auch Vereine vernetzen sich beim Fest der Demokratie

Auch die Akteure untereinander vernetzen sich bei dem Fest. Rabia Mercimekoglu, die am Stand des Sozialdienstes muslimischer Frauen informiert, hat heute den Lollipop-Verein neu für sich entdeckt. „Ich kenne die Räume im Freudental noch als Kinderladen“, sagt Mercimekoglu. Dass dort mittlerweile etwa Workshops und Konzerte stattfinden, sei neu für sie.

Mit Kai Nitsche, der sich selbst als „Lollipop-Hausmeister“ bezeichnet, hat sie auch schon über eine Kooperation der beiden Vereine gesprochen. „Wir gehen aus diesem Fest mit neuen Ideen heraus“, sagt Nitsche. Mercimekoglu und ergänzt: „Ich lebe seit 45 Jahren in Kempten. So eine Offenheit hat es hier lange nicht gegeben.“ Früher habe die muslimische Gemeinschaft viele ihr entgegengebrachten Vorurteile „heruntergeschluckt“, heute gebe es auch dank der Hilfe der Stadt mehr Raum, um aktiv in den Dialog zu treten.

Hoi-Verein will Teilhabe steigern und wirkt bei "Demokratie leben!" mit

Unter dem Motto „Miteinander Kempten gestalten“ befindet sich das Bundesprogramm mittlerweile im dritten Jahr. Zahlreiche Projekte wurden in dieser Zeit umgesetzt. Etwa eine Feier mit Workshops zu Themen von Schafkopf bis Nachhaltigkeit an der Realschule an der Salzstraße. Einige Schülerinnen und Schüler sind trotz Wochenendes und Ferienzeit zum Fest der Demokratie gekommen und basteln mit jüngeren Kindern Armbänder. Zehntklässler Slawomir sagt: „Uns hat das Projekt und die Förderung als Gemeinschaft viel gebracht. Deshalb wollen wir etwas zurückgeben.“

Poetin Ines Strohmaier (von links), Mitorganisator Alex Köffer und Poetry Slamer Ivica Mijajlovic beim Fest der Demokratie.
Poetin Ines Strohmaier (von links), Mitorganisator Alex Köffer und Poetry Slamer Ivica Mijajlovic beim Fest der Demokratie.
Bild: Ralf Lienert

Eine neue Idee präsentiert der Hoi-Verein, der sich für psychisch erkrankte Menschen einsetzt und diese beschäftigt. Stefan Schädler, stellvertretender Bereichsleiter für Wohn- und Lebenshilfe, erklärt: „Wir wollen auch unsere eigenen Strukturen demokratischer gestalten und psychisch Erkrankten mehr Teilhabe bieten.“ Ziel sei ein paritätisch besetztes Parlament, das gemeinsam Entscheidungen für den Hoi-Verein fällt. Was Schädler freut: „Es kamen heute auch Menschen auf uns zu, die genau unsere Zielgruppe sind, und ganz offen über ihre psychische Erkrankung gesprochen haben.“

Auch Theater, musikalische Darbietungen und Poetry Slam kamen beim Fest der Demokratie auf die Bühne. Köffer: „Und vielleicht sind sogar einige neue Projektideen entstanden.“

Info: Mehr zu den Projekten unter www. miteinander-kempten-gestalten.de

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