Frauenaktionstage Kempten

Es braucht mehr Solidarität: Frauen diskutieren im Verdi-Gewerkschaftshaus über Herausforderungen im Beruf

Über „Frauen in der Arbeitswelt“ diskutierten Teilnehmerinnen eines Frauenfrühstücks in Kempten: Nach wie vor verdienen Frauen 18 Prozent weniger als Männer.

Über „Frauen in der Arbeitswelt“ diskutierten Teilnehmerinnen eines Frauenfrühstücks in Kempten: Nach wie vor verdienen Frauen 18 Prozent weniger als Männer.

Bild: Christophe Gateau/dpa

Über „Frauen in der Arbeitswelt“ diskutierten Teilnehmerinnen eines Frauenfrühstücks in Kempten: Nach wie vor verdienen Frauen 18 Prozent weniger als Männer.

Bild: Christophe Gateau/dpa

Schlechtere Bezahlung, drohende Altersarmut, Doppelbelastung – beim Frauenfrühstück stand die Arbeitswelt im Fokus. Das Problem: Zu wenig Solidarität.
06.03.2023 | Stand: 17:00 Uhr

Frauen arbeiten häufig in schlechter bezahlten Jobs oder in Minijobs. Damit ist Altersarmut vorprogrammiert. Gute Arbeit müsse wieder selbstverständlich werden – und ab 1 Euro Verdienst auch sozialversicherungspflichtig, hieß es während eines Frauenfrühstücks in Kempten. Dazu hatten die Gewerkschaft Verdi im Bezirk Allgäu und die Gleichstellungsstelle der Stadt eingeladen.

Problematisch sei auch die Solidarität unter den Frauen. Denn während Männer oft Seilschaften pflegen, würden Frauen oft nur auf sich selbst blicken. „Ich glaube, wir Frauen müssen wieder lernen, Wege gemeinsam zu gehen“, sagte zweite Bürgermeisterin und Grünen-Stadträtin Erna-Kathrein Groll.

Frauenfrühstück in Kempten: Von der Auszubildenden bis zur Rentnerin

Bei der Begegnung am Büffet, in der Vorstellungsrunde oder auch am Tisch gab es Einzelgespräche und Erfahrungsaustausch. Von der jungen Auszubildenden bis hin zur Rentnerin nahmen ganz unterschiedliche Frauen aus Kempten und Umgebung an dem Frühstück teil. Generalsekretärin Ursula Zwick und Jugendsekretärin Nora Carstensen von Verdi regten zur Diskussion an. (Lesen Sie auch: Gehalt im Allgäu: Frauen verdienen in Vollzeit bis zu 924 euro weniger als Männer)

Ursula Zwick, Generalsekretärin Verdi-Bezirk Allgäu
Ursula Zwick, Generalsekretärin Verdi-Bezirk Allgäu
Bild: Monika Rohlmann

Das gibt es heute immer noch: Junge Frauen sehen eine Schwangerschaft nach der Ausbildung als Alternative, weil ihnen der Beruf nicht passt. Oder: Frauen müssen sich Kritik gefallen lassen, weil sie als junge Mutter wieder arbeiten wollen und das Kind in die Kindertagesstätte geben. „Die größte Kritik kommt dabei immer noch von anderen Frauen“, sagte eine Teilnehmerin. Akzeptiert werde es allerdings bei Alleinerziehenden. „Da geht es ja nicht anders“, heiße es dann.

Verdi-Generalsekretärin Allgäu: "Der Wandel ist weiblich"

Mehr Solidarität unter Frauen ist also wichtig – daran appellierte Zwick immer wieder. „Wir stehen vor einem Wandel und der Wandel ist weiblich“, sagte sie. Fachkräftesicherung funktioniere mit Frauen, aber dazu müssten auch die Arbeitsbedingungen stimmen.

Ein Beispiel: Ein ausländischer Mitarbeiter weigerte sich, sich von einer weiblichen Fachkraft etwas sagen zu lassen. Mitarbeiter aus dem Ausland müsse man auch in der Sprache und in der Kultur schulen, meinte eine Teilnehmerin. „Dazu gehört auch, dass sie wissen, was eine Gewerkschaft tut“, ergänzte die Generalsekretärin.

Arbeitbedingungen müssen passen

Wenn junge Leute mehr auf eine „Work-Life-Balance“ (Balance zwischen Arbeit und Privatleben) setzen würden, dann habe das auch damit zu tun, dass die Arbeit an sich oder die Arbeitsbedingungen nicht passen, hieß es weiter. Eine junge Auszubildende verriet: „Ich fühle mich allein gelassen, nach Abschluss der Ausbildung mache ich meinen Job da ganz sicher nicht weiter.“ (Lesen Sie auch: So läuft eine Zwangsversteigerung im Amtsgericht Kempten)

Zwick fasste zusammen: „Wir brauchen eine zeitgemäße Ausbildung und eine Verbesserung der Arbeitsqualität sowie eine moderne Einwanderungspolitik.“ Aber auch die Erwerbsbeteiligung von Frauen müsse ausgeweitet werden. „Dabei braucht es mehr Solidarität unter den Frauen.“ Die Frauen in der Frühstücksrunde bat sie: „Reden Sie darüber, es müssen viele Prozesse angekurbelt werden.“

Vorträge zum "Equal Pay Day"

Equal Pay Day: Der „Tag für gleiche Bezahlung“ markiert symbolisch den Tag, bis zu dem Frauen umsonst arbeiten. Frauen erhielten 2022 durchschnittlich 18 Prozent weniger Geld als Männer. Die Servicestelle Beruf der Stadt, die Diakonie und Pro Familia laden zu zwei Online-Vorträgen ein. Diese werden am Dienstag, 7. März, um 18 Uhr parallel auf Zoom gehalten. Zugangslink unter kempten.de/frauenaktionstage

Partnerschaft und Finanzen: Rechtsanwältin Carolin Söder von Pro Familia erklärt die rechtlichen Unterschiede verschiedener Partnerschaftsmodelle.

Hilfe in der Krise: Sozialpädagogin Karin Klotz (Diakonie) informiert über Unterstützungsmöglichkeiten, wenn das Geld nicht reicht.