Vogelgrippe

Ist die Geflügelpest eine Gefahr für den Wanderfalken-Nachwuchs in Kempten?

Wanderfalke in Kempten - Blick mit der Webcam ins Nest.

Wanderfalke in Kempten - Blick mit der Webcam ins Nest.

Bild: LBV

Wanderfalke in Kempten - Blick mit der Webcam ins Nest.

Bild: LBV

Die Vogelgrippe hat Kempten erreicht. Kann man Wildvögel wie Falken vor der Krankheit bewahren?
30.05.2023 | Stand: 15:54 Uhr

Kürzlich hat der Wanderfalken-Nachwuchs in Kempten erstmals den Turm der St.-Mang-Kirche verlassen, schon lauern die Gefahren der Natur: In Kempten sind in der vergangenen Woche erste Fälle der Geflügelpest aufgetreten. Anderswo – etwa in den Landkreisen Freising und Biberach – starben Wanderfalken bereits an dem Virus. Thomas Blodau vom Landesbund für Vogelschutz (LBV) Kempten-Oberallgäu zeigt sich besorgt angesichts der Entwicklungen in der Region. Doch er sagt: „Die beiden jungen Wanderfalken sind kürzlich noch gesund und munter ausgeflogen.“

Wanderfalken in Kempten ernähren sich auch von Krähenvögeln

In Kempten sicher betroffen sind Angaben der Stadt zufolge vier Lachmöwen. Die Kadaver mehrerer Krähen und eines Spatzes wurden außerdem zur Untersuchung an der Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL). Zur Gefahr für die Wanderfalken sagt Blodau: „Generell wäre die Lachmöwe potenzieller Beutevogel, es konnte aber bisher keine Fütterung einer Möwe beobachtet werden.“ Bisher wurden Dohlen, auch aus der Familie der Krähenvögel, als Beute bestätigt.

Vor allem im Süden Deutschlands seien betroffene Falken bislang eher Einzelfälle gewesen, sagt Felix Steinmeyer, Gebietsbetreuer Allgäuer Hochalpen beim LBV Schwaben. „Aber ich weiß von Kollegen aus andere Region, dass die Geflügelpest auch ganze Populationen dahin raffen kann.“ Der Wanderfalke komme als Vogeljäger zwangsläufig mit möglicherweise infizierten Tieren in Kontakt.

Turmfalken und Krähen: Ansteckung über Gefieder ist unwahrscheinlich

Die Turmfalken von St. Ulrich (siehe Bild), die sich in den Lüften gerne auch immer wieder mit Krähen zanken, ernähren sich hingegen überwiegend von etwa Wühlmäusen. Tiermediziner Dr. Ferdinand Schmitt vom Geflügelgesundheitsdienst Bayern in Kempten sagt: „Allein über den Kontakt zu Gefieder können sich die Tiere sehr wahrscheinlich nicht infizieren.“

Ein Turmfalke und eine Krähe bei St. Ulrich in Kempten.
Ein Turmfalke und eine Krähe bei St. Ulrich in Kempten.
Bild: Eddi Nothelfer

Schutzvorkehrungen für Wildvögel können auch angesichts der Geflügelpest kaum getroffen werden, sind sich Blodau und Steinmeyer einig. Bei vielen war die Freude groß, als sich im März zum ersten Mal ein Wanderfalkenpaar zum Brüten in Kempten niedergelassen hatte – bleibt zu hoffen, dass diese nun auch überleben.

VG WORT Zählmarke