Jagd und Rotwild

Jäger gegen Abschusspflicht: Hirsche wandern lassen und vor genetischen Schäden schützen

Der Kreisjagdverband Kempten fordert, die rotwildfreien Zonen in Bayern aufzulösen und die Hirsche wieder wandern zu lassen.

Der Kreisjagdverband Kempten fordert, die rotwildfreien Zonen in Bayern aufzulösen und die Hirsche wieder wandern zu lassen.

Bild: Ulrich Weigel (Archivbild)

Der Kreisjagdverband Kempten fordert, die rotwildfreien Zonen in Bayern aufzulösen und die Hirsche wieder wandern zu lassen.

Bild: Ulrich Weigel (Archivbild)

In vom Freistaat bestimmten rotwildfreien Zonen wie der Kürnach müssen Jäger Hirsche schießen. Eine Todesfalle für Tiere, die von Grenzen keine Ahnung haben.
09.11.2022 | Stand: 16:00 Uhr

„Gebt dem Rotwild seinen Lebensraum zurück.“ Mit diesen Worten fordert der Kreisjagdverband Kempten, die sogenannten „rotwildfreien“ Zonen abzuschaffen. Man müsse die riesigen Gebiete in Bayern, in denen ein Abschussgebot für alles Rotwild herrscht, abschaffen und die seit Jahrtausenden durch die Landschaft ziehenden Hirsche wieder wandern lassen. Das sei unabdingbar, um die Art vor genetischen Schäden bis hin zur Ausrottung zu schützen, sagt Vorsitzender Dr. Manfred Ziegler laut einer Pressemitteilung. (Hier lesen Sie: Oberallgäuer Jäger diskutieren Wild-Ruhezonen mit Betretungsverbot)

86 Prozent der bayerischen Landesfläche sind per Gesetz „rotwildfrei“ zu halten - dort müssen Jäger Hirsche schießen

Vor Kurzem feierten Jäger in Bayern den traditionellen Hubertustag, um das Wild und die waidgerechte Jagd zu ehren. Symbol ist dabei meist ein Hirsch mit einem Kreuz im Geweih. Doch vielerorts sei diese Ehrung Makulatur, heißt es beim Jagdverband. Hirsche kämen in weiten Teilen Bayerns nicht mehr vor oder dürften es zumindest nicht. Demnach sind 86 Prozent der bayerischen Landesfläche per Gesetz „rotwildfrei“ zu halten. Jäger hätten also die Vorschrift, dort jedes dieser Tiere zu schießen. (Hier lesen Sie: Was sind Flat Earther? Die Erde ist doch keine Scheibe - Im Kürnacher Wald findet sich das Relikt eines alten Großprojektes)

Anders als in der Kürnach gilt nur wenige Kilometer weiter kein rigides Abschussgebot

Das trifft auch auf die Kürnach zu, das große Waldgebiet vor den Toren Kemptens. „Obwohl dieser Lebensraum immer Rotwild beherbergt hat, hat die bayerische Staatsregierung ihn vor gut 35 Jahren per Federstrich zu einem rotwildfreien Gebiet erklärt“, sagt Ziegler. Für das Wild sei sein alter, gut geeigneter Lebensraum heute also eine Todesfalle, in die es nichts ahnend tappe. Nur wenige Kilometer weiter westlich, in der baden-württembergischen Adelegg, gelte das rigide Abschussgebot zum Beispiel nicht. Dort darf Rotwild leben und wird selektiv bejagt. Doch Tiere kennen keinen Grenzen zwischen Bundesländern.

„Wir möchten das Augenmerk verstärkt auf die dramatische Lage unserer größten Wildart richten“, sagt Ziegler. Es sei nicht angemessen, einer Tierart in rotwildgerechten und weitgehend konfliktfreien Lebensräumen ihr Existenzrecht zu rauben. Ziegler: „Wie können wir uns einerseits der Artenvielfalt verpflichten und unser Land mit Hirschgeweihen auf Sofakissen, Trachtenmode oder Wirtshausgiebeln schmücken, andererseits dieselbe Tierart aber in die genetische Isolation treiben?“