Dekan Jörg Dittmar (links) und Kirchenrat Dr. Wolfgang Schürger führen in die Arbeitsformen des „Grünen Gockels“ ein.
Bild: Martina Diemand
Dekan Jörg Dittmar (links) und Kirchenrat Dr. Wolfgang Schürger führen in die Arbeitsformen des „Grünen Gockels“ ein.
Bild: Martina Diemand
Nachhaltiger einkaufen, Abfälle richtig entsorgen und Energie sparen – solche Themen betreffen nicht nur den Alltag von Privatpersonen, sondern auch das Leben innerhalb einer Kirchengemeinde. Da setzt die Initiative „Grüner Gockel“ an. Seit mehr als 20 Jahren schaffen christliche Gemeinden so den ökologischen Umschwung. Nun sind neun Allgäuer Kirchengemeinde dabei.
„Gemeinsam wird man schlauer als allein“, sagt Pfarrer Dr. Wolfgang Thumser von der evangelischen Kirchengemeinde in Waltenhofen. Dort läuft das Programm seit Ostern. Die Gemeindemitglieder hätten bereits zahlreiche nachhaltige Ideen eingereicht. „Es gab zum Beispiel den Vorschlag, ein vegetarisches Kochbuch mit Rezepten aus der Gemeinde zu gestalten“, erzählt Thumser. Es gehe nicht nur darum, die Kirche und ihre Verwaltungsgebäude klimafreundlicher zu gestalten, sondern in jedem Einzelnen etwas zu bewegen.
Mit der Umstellung gemäß des „Grünen Gockels“ erlangen die Kirchengemeinden in zehn Schritten ein Zertifikat, das dem europäischen Umweltmanagementsystem EMAS entspricht. Ziel ist es, weniger CO2 auszustoßen. „Wir Menschen sind Gewohnheitstiere; es fällt uns nicht leicht, eingespielte Verhaltensweisen zu verändern“, sagt Kirchenrat Dr. Wolfgang Schürger. „Deswegen ist es gut, zu merken, dass andere mit mir auf dem Weg sind.“
Auch die Kemptener Pfarrei St. Hedwig startet jetzt mit dem „Grünen Gockel“. Sie ist eine der wenigen katholischen Gemeinden, die an dem Programm teilnehmen. Aus dem Arbeitskreis „Schöpfung bewahren“, den die Pfarrgemeinde im Herbst 2020 gründete, sei der Entschluss für mehr Nachhaltigkeit entstanden.
„Wir haben gemerkt, wie sehr unsere Mitglieder für das Thema brennen“, sagt Gemeindereferentin Monika Schiller. „Es geht nicht nur um das Zertifikat, sondern auch darum, sich als Pfarrgemeinde die Klimaneutralität zum verpflichtenden Ziel zu machen.“ Man hoffe, mit dem Schritt auch andere katholische Pfarrgemeinden in der Region für das Programm zu begeistern.
Wie viel Strom verbrauchen wir? Wie kaufen wir ein? Und welche Entsorgungsmöglichkeiten nutzen wir? – Fragen wie diese würden die Gemeinde in Waltenhofen aktuell beschäftigen. „Ein ganz schönes Zahlenwerk“, sagt Thumser. Alwin Pfeiffenberger, der die Gemeinde als Auditor auf ihrem Weg begleitet, nennt den Schritt der Bestandsaufnahme „den ersten Steilhang“. Etwa ein Jahr werde es dauern, bis die Gemeinde das Programm abgeschlossen hat. „Danach soll es natürlich weitergehen“, sagt Pfeiffenberger.
Neben der ökologischen Nachhaltigkeit habe das Programm auch wirtschaftliche Vorteile. Kirchenrat Schürger sagt: „Jeder Euro, den ich nicht für Energie ausgeben muss, steht für inhaltliche Gemeindearbeit zur Verfügung.“ Und auch die Gemeinschaft profitiere. Thumser spricht von einer großen Energie, die bei den Gemeindemitgliedern in Waltenhofen in den vergangenen Monaten entstanden ist.
Auch Dekan Jörg Dittmar spürt diese Antriebskraft: „Dass jetzt diese Energie da ist, verdanken wir den Protesten von ,Fridays for Future‘ und den Protesten der Jugendlichen. Die Kirchen müssen zeigen, dass die Bewahrung der Schöpfung Christen ein Herzensanliegen ist.“
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