Um alkoholisierte Autofahrer aufzugreifen, bevor es kracht, kontolliert die Polizei in Kempten und im Oberallgäu mehr.
Bild: Jörn Pollex, dpa (Symbolbild)
Um alkoholisierte Autofahrer aufzugreifen, bevor es kracht, kontolliert die Polizei in Kempten und im Oberallgäu mehr.
Bild: Jörn Pollex, dpa (Symbolbild)
Mehr Einbrüche in Geschäfte, mehr Versammlungen und mehr Drogendelikte beschäftigten im Jahr 2022 die Beamtinnen und Beamten der Polizeiinspektion Kempten. Auf insgesamt 4845 Straftaten blickt Leiter Sven-Oliver Klinke zurück. Knapp fünf Prozent mehr als im Vorjahr, was laut Klinke ein erwartbarer Corona-Effekt sei. Und nicht in jedem Bereich bedeuteten mehr registrierte Straftaten Grund zur Sorge.
So schätzt Klinke etwa die Zahlen ein, wenn es um Rauschgiftkriminalität geht. Sechs Prozent mehr solcher Straftaten nahmen Polizeibeamte in Kempten und dem nördlichen Oberallgäu im Vergleich zu 2021 auf. Auch wenn wohl noch immer eine Vielzahl unentdeckt bleibe, sagt Klinke: „Diese Zahl zeigt: Wir hellen das Dunkelfeld durch Ermittlungen auf.“
33 Prozent der Täterinnen und Täter seien in diesem Bereich jünger als 21 Jahre. Oft gehe es um Cannabis. Klinke sagt: „So lange die Rechtslage so ist wie jetzt, zeigen wir null Toleranz.“ Mit Blick auf den diskutierten legalen Verkauf der Droge bestehe noch einiger Klärungsbedarf, zum Beispiel ob und wie Autofahren nach dem Konsum erlaubt sein soll.
Bei Verkehrsunfällen in Zusammenhang mit Alkohol fielen laut Klinke besorgniserregende Anstiege auf. Gab es 2021 noch 48 Unfälle mit 26 Verletzten, wurden im vergangenen Jahr 44 Personen bei 56 Unfällen unter Alkoholeinfluss verletzt. Diese Entwicklung zeige sich seit einiger Zeit. Um mehr alkoholisierte Autofahrerinnen und Autofahrer zu stoppen, bevor es kracht, habe die Polizei die Kontrolldichte erhöht, sagt Klinke.
Ein Anstieg nach den Hochphasen der Pandemie mache sich bei Diebstählen bemerkbar. Nachdem Menschen wegen Lockdown und Ausgangsbeschränkungen 2021 mehr zu Hause waren und viele Läden geschlossen blieben, schlugen Einbrecher im vergangenen Jahr vermehrt zu. Besonders heftig war der Anstieg laut Kriminalstatistik mit 43,9 Prozent im Bereich Ladendiebstahl. Hier sei Klinke zufolge die Aufklärungsquote immerhin besonders hoch: 93,8 Prozent.
„Versammlungen werden für uns weniger greifbar, und sie werden mehr“, sagt Heiko Burger, stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion Kempten. Zum Vergleich: Im Jahr 2018 gingen Menschen 36 Mal bei Demos und Kundgebungen auf die Straße, vergangenes Jahr gab es 111 solcher Treffen. Dabei spielten mehrere Phänomene eine Rolle: Nach den montäglichen Spaziergängen zu Corona-Zeiten ziehe mittlerweile ein „bunter Haufen“ durch Kempten – mit Themen von der Energiekrise bis zur Impfung. Aber zum Beispiel auch Straßenblockaden der „Letzten Generation“ seien ein Faktor in diesem Feld. Auch werde die Kommunikation mit Teilnehmenden schwieriger, sagt Burger: „Meist ist es aber ein kleiner Kreis, der negative Stimmung macht und Vorbehalte gegenüber Beamten hat.“