Haben jetzt einen Showroom für ihr Bergsport-Modelabel "Adele Bergzauber" in Kempten eröffnet: Holger Riedisser und Lisa Prechtl.
Bild: Mark Bihler
Haben jetzt einen Showroom für ihr Bergsport-Modelabel "Adele Bergzauber" in Kempten eröffnet: Holger Riedisser und Lisa Prechtl.
Bild: Mark Bihler
Alles sieht noch ganz neu aus. In einem modernisierten Erdgeschoss in der Kemptener Stiftstadt hängt Outdoor-Kleidung an den Stangen, im gestylten Raum steht auf einem Tische eine alte Nähmaschine. Daneben ein cooler Stoffsessel - vermutlich aus den Sechzigern. Weiter hinten arbeiten Holger Riedisser und Lisa Prechtl am Rechner. Beide sind die Köpfe hinter dem Allgäuer Bergsport-Modelabel „Adele Bergzauber“. Adele wer? „Im Allgäu kennen uns nicht so viele, weil wir bisher ausschließlich im Internet verkauft haben“, sagt Holger. Das soll sich nun ändern. Mit dem Showroom und Geschäft in der Kemptener Fürstenstraße bekommt das Modelabel jetzt auch für Wenig-Onliner ein Gesicht.
Die Geschichte von „Adele Bergzauber“ ist in Zeiten von schnelllebiger Gründer-Kultur eine Erfolgsstory der etwas anderen Art. Vor 11 Jahren hatte sich Holger Riedisser in den Kopf gesetzt, Nähen zu lernen. Mit Adele, der besten Freundin der Großmutter, fand er auch gleich seine passende Lehrmeisterin. Mittlerweile ist Adele 98 Jahre alt und hätte sich wohl auch nicht träumen lassen, dass sie noch heute die Namensgeberin eines erfolgreichen Modelabels ist.
„Sport war mit immer schon sehr, sehr wichtig“, plaudert der 38-jährige Designer aus dem – Achtung, platter Wortwitz - Nähkästchen. Deshalb fabrizierte er Teile, die vor allem für Outdoor und Bergsport gedacht waren. „Erstes Stück war eine Weste mit Reißverschluss“, erinnert er sich. Mit den selbst gefertigten Klamotten reiste er dann quer durch die Republik zu Modemärkten. Die Fangemeinde wuchs schnell und als es immer besser lief, stieg seine Freundin Lisa mit ein. Es folgte der Internet-Auftritt mit Webshop, die Verkaufszahlen stiegen weiter. „Wir sind jedes Jahr gewachsen“, blickt Holger Riedisser zurück. Das Geld aus der vorherigen Kollektion wurde immer wieder in neue Designs investiert.
Womit wir beim Thema Nachhaltigkeit wären. Denn genau darum geht ihm und seiner aus Österreich stammenden Freundin Lisa Prechtl (35). Bei „Adele Bergzauber“ sei alles „Made in Europe“ und fair hergestellt – hauptsächlich in Portugal und Polen. Je nach Kleidungsart arbeitet das Kemptener Bergsport-Modelabel mit gut einem halben Dutzend Nähereien zusammen. Auch die verwendeten Stoffe kommen aus Europa. „Es ist wichtig, gute Stoffhersteller zu haben“, sagt Riedisser. „Wo wir einkaufen, kaufen auch andere Firmen ein“. Deshalb ist er sich sicher, mit seiner Bergsportmode nicht hinter den etablierten Platzhirschen mit den „...fits“ und „...mons“ im Namen zurückzustehen. Neueste Materialien besorgt er sich beispielsweise in den kommenden Tagen wieder auf einer internationalen Stoffmesse.
Die Kreativ-Arbeit erfolgt mittlerweile komplett am Computer. Aus den virtuellen Modellen werden dann einzelne Muster gefertigt – und wenn nötig nachgebessert. „Unsere Kunden schätzen, dass sie was Besonderes haben“, ist sich Riedisser sicher. Ihm geht es einfach „um ein cooles Sortiment mit einem eigenen Style“. Ganz oben stehe zudem die Qualität: „Alles soll echt sein, wir lügen nicht. Denn das würde ja sofort auf uns beide zurückfallen“.
Ihre Bergmode testet das Paar auch immer selbst. Vor allem Lisa Prechtl klettert ambitioniert, beide sind Sommer wie Winter in den Bergen unterwegs: mit dem Mountainbike, den Tourenski oder den Laufschuhen. „Da muss die Bekleidung einfach funktionieren“, sagt Lisa. „Eben kein Schnickschnack“. Eine aufs Wesentliche reduzierte Bergsport-Mode sei eben cool „und es können viele tragen“. Passend auch, dass Adele Bergzauber ein Allgäuer Bergmode-Label sei. Denn mit Bergen würden sich Allgäuer nun mal auskennen.
Und wo geht es mit Adele Bergzauber in der Zukunft hin? Da bleibt das Motto des Labels weiter Programm: weiter nachhaltig wachsen. Für beide ist die Eröffnung des eigenen Laden ein großer Schritt. „Jetzt können mehr Leute vorbeikommen und auch mal unsere Sachen probieren“. Der sozialen Aspekt dabei ist dem Paar dabei wichtig – Adele Bergzauber werde dadurch noch persönlicher für die Kunden. „Klar kann ich mir vorstellen, das auch noch in 10 oder 20 Jahren zu machen“, sagt der Riedisser. Ziel sei eben eine nachhaltige Entwicklung – und nicht nur der schnelle Erfolg.