Driften bedeutet: Wenn das Heck eines Autos ausbricht und die Hinterreifen die Bodenhaftung verlieren. Das ist besonders bei heranwachsenden Fahrern beliebt.
Bild: Abraham, stock.adobe.com
Driften bedeutet: Wenn das Heck eines Autos ausbricht und die Hinterreifen die Bodenhaftung verlieren. Das ist besonders bei heranwachsenden Fahrern beliebt.
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Ein lauter Knall mitten in der Nacht: Beim Driften mit seinem Auto kracht ein junger Mann gegen das Einkaufswagen-Häuschen auf dem Parkplatz eines Supermarkts. Anwohner schrecken auf und rufen die Polizei. Solche Vorfälle wie in Dietmannsried (Oberallgäu) gab es in den vergangenen Wochen auch in Buchenberg oder Burgberg, wo ein 19-Jähriger mit seinem Wagen bei Driftübungen gegen einen Fahnenmast prallte. Im Westallgäuer Scheidegg ließen Unbekannte einen Pkw mehrfach im Kreis driften und richteten auf dem Gelände rund um einen Fischweiher hohen Schaden an. Treibt etwa eine organisierte Drift-Szene in der Region ihr Unwesen?
So eine Gruppe gibt es laut dem Polizeipräsidium Schwaben Süd/West im Allgäu derzeit zwar nicht. „Wir bekommen aber sehr wohl immer mal wieder einzelne Mitteilungen von Anwohnern, wenn es auf einem Parkplatz in der Nähe quietscht“, sagt Sprecher Dominic Geißler. Gerade in höheren Lagen, wenn es schneit, träfen sich vor allem Heranwachsende abends oder nachts, um auf geeigneten Flächen mit ihren Autos ein paar Runden zu drehen.
So wie vor einiger Zeit in Oberjoch bei Bad Hindelang: Bis zu zehn junge Leute übten dort mit ihren Autos auf schneebedeckten öffentlichen Parkplätzen – „sehr zum Leidwesen der Anwohner“, erzählt der Polizeisprecher. Regelmäßig beschwerten sich Nachbarn über laute Motorengeräusche. Die Heranwachsenden hatten sich zuvor über einen Whats-App-Chat zum Driften verabredet. In solchen Fällen weiß die Polizei, wie sie gegensteuert: Jeder Fahrer, den sie erwischt, bekomme konsequent sofort ein Bußgeld aufgebrummt – mindestens. Regelmäßig kontrolliere zudem eine Streife vor Ort. Nur so könne man die jungen Leute davon abbringen.
Driften sei grundsätzlich im öffentlichen Straßenverkehr verboten, betont Geißler. Auf einem Privatgrundstück sei das nur erlaubt, wenn es „befriedet“ und abgesichert ist. Soll heißen: Wenn etwa eine herabgelassene Schranke oder andere Absperrungen den Parkplatz sichern sowie ausgeschlossen wird, „dass andere Verkehrsteilnehmer, die gefährdet werden können, dort nicht hineinkommen können“. Das müsse man etwa durch Aufseher gewährleisten. Zudem müsse der Eigentümer der abgesperrten Fläche mit der Aktion einverstanden sein. Sonst mache sich der driftende Fahrer strafbar – wegen Hausfriedensbruchs.
Wer generell andere Verkehrsteilnehmer durch so ein Fahrmanöver gefährdet oder schädigt, könne laut Paragraf 315c des Strafgesetzbuchs zu einer Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren oder zu einer hohen Geldstrafe verurteilt werden, erinnert der Polizeisprecher. In Verbindung mit einem illegalen Autorennen drohten sogar bis zu zehn Jahre Gefängnis – wenn man beispielsweise durch das Driften in einer Kurve „absichtlich das Maximum aus seinem Fahrzeug herausholen will“ und dadurch einen Unfall mit Schwerverletzten oder Toten verursacht.
In der Regel verteile die Polizei in der Region aber nur Bußgeldanzeigen oder Verwarnungen, sagt Geißler: Wer beim Driften etwa durch Reifenquietschen vorsätzlich unnötigen Lärm verursacht und die Anwohner stört, bezahle bis zu 20 Euro. Wie auch bei einer „vermeidbaren Abgasbelästigung“. Teurer wird es, wenn Autofahrer „unnütz umherfahren“: Dann werden laut aktuellem Bußgeldkatalog bis zu 40 Euro fällig. Gerade bei winterlichen Straßenverhältnissen komme es immer wieder vor, dass Autofahrer durch das Driften in Kurven von der Fahrbahn abkommen. Werde bei solchen Unfällen niemand gefährdet, koste das 35 Euro Bußgeld.
Wie viele Drifter in Kempten und im Oberallgäu in den vergangenen Jahren bestraft wurden, kann der Polizeisprecher nicht sagen: Dies werde statistisch nicht erfasst.
Aber welche Motive verleiten vor allem junge Männer dazu, solche Manöver mit ihren Autos zu riskieren? „Sie sind leichtsinniger als erfahrene Fahrer und haben mehr Mut zum Risiko“, erklärt Alexander Kreipl, verkehrspolitischer Sprecher des ADAC Südbayern. Das zeige auch die Unfall-Statistik: Heranwachsende im Alter von 18 bis 24 Jahren haben demnach ein erhöhtes Risiko, im Straßenverkehr zu verunglücken – das gilt besonders nachts für den ländlichen Raum. Die meisten Getöteten bei Unfällen stammen zudem aus dieser Altersgruppe (knapp 40 Prozent). Junge Fahrer verursachen darüber hinaus jeden sechsten Unfall mit Personenschaden – vor allem, weil sie zu schnell unterwegs sind. Das Driften mit dem Auto stelle für die Heranwachsenden einen gewissen Reiz dar, sagt Kreipl. Sie könnten dabei ihre eigenen Grenzen ausloten. Zudem vergleiche man sich in dem Alter gerne mit anderen und nehme Regeln nicht so ernst. Diese hohe „Wettbewerbsbereitschaft“ könne allerdings fatale Folgen haben.
Fahrmanöver können Heranwachsende beim ADAC-Sicherheitstraining üben: www.sicherheitstraining.net
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