Sieben Kandidaten, die am 8. Oktober bei der Landtagswahl antreten, diskutierten, wie in Bayern Klimaneutralität erreicht werden kann. Zwischendurch regte das Moderatorenduo auch einmal zur gemeinsamen Atemübung mit dem Publikum an, um die Achtsamkeit zu stärken. Die Kandidaten machten mit.
Bild: Ralf Lienert
Sieben Kandidaten, die am 8. Oktober bei der Landtagswahl antreten, diskutierten, wie in Bayern Klimaneutralität erreicht werden kann. Zwischendurch regte das Moderatorenduo auch einmal zur gemeinsamen Atemübung mit dem Publikum an, um die Achtsamkeit zu stärken. Die Kandidaten machten mit.
Bild: Ralf Lienert
Klimaneutralität bis 2040 – 17 Jahre bleiben uns also noch, um dieses gesetzlich verankerte Ziel in Bayern umzusetzen. Wie ist das zu schaffen? Mit dieser Frage beschäftigten sich sieben Kandidaten, die im Stimmkreis 709 Kempten-Oberallgäu bei der Landtagswahl antreten, bei der Podiumsdiskussion des Zukunftsbündnisses Allgäu im Margaretha- und Josephinen-Stift Kempten. Dr. Sarah Verweyen, als Ärztin bei der Klimaschutzgruppe Health for Future aktiv, moderierte den Abend mit Joachim Weiler, Begleiter für Gesellschaftsentwicklung und Mitglied bei Oberstdorf for Future. Verweyen sagte: „Um dieses Ziel zu erreichen, müssen wir unser Tempo verzehnfachen.“ Gefragt sei dabei vor allem die Politik.
Ernährung: Aber es hängt eben nicht nur an Politikerinnen und Politikern. Bestes Beispiel dafür, sagt Verweyen: Georg Sedlmaier von der „IG FÜR“ in Kempten, der mit Frühstücksboxen Kindern gesunde Ernährung lehrt. Sedlmaier regte die Kandidaten dazu an, diese Art der Aufklärung mit in ihr Amt zu nehmen, „sonst wird das unser Gesundheitssystem nicht packen“. Angesprochen auf eine CO2-sparendere, pflanzenbasierte Ernährung erläuterte Arzt und FDP-Politiker Dr. Dominik Spitzer deren gesundheitliche Vorteile. Spitzer: „Wir leben in einer Überflussgesellschaft. Ich bin noch mit dem Sonntagsbraten groß geworden.“ Engelbert Blessing (Die Linke) sieht das Problem statt in der Alpwirtschaft eher in der Massentierhaltung. Diese mache Fleisch oft zur günstigeren Alternative. Außerdem belege sie Flächen für Tierfutter, auf denen Lebensmittel für Menschen wachsen könnten.
Landwirtschaft: Auch die Landwirtschaft müsse sich wandeln. Grünen-Kandidat Markus Reichart will dafür Naturschutz- und Bauernverbände an einen Tisch bringen. Wichtige Anreize seien Förderungen – diese sicherten das Überleben vieler Landwirte und Landwirtinnen. Der Erfolg solcher Maßnahmen zeigt sich laut Joachim Konrad (CSU) etwa bei der Vernässung von Mooren. „Was wir jetzt schon machen, ist ein Tropfen. Unsere Möglichkeiten in der Region sind ein Ozean.“ Ein Forstwirt aus dem Publikum regte an, die bayerische Regierung solle Landwirten, die Moore in ihrem Besitz nicht vernässen wollen, Staatswald zum Tausch anbieten, um die Sache schneller voranzutreiben.
Verkehr: Ein anderer Zuhörer äußerte seinen Unmut über den geplanten B12-Ausbau. Hans Jürgen Ulm (SPD) stimmte ihm zu, dass eine Investition in den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs sinnvoller sei. Alexander Hold (Freie Wähler) sagte: „Wir dürfen Individualverkehr nicht verteufeln. Der ist auch CO2-neutral möglich.“ Er könne sich auf der B12 außerdem eine schmalere Lösung vorstellen, die weniger Fläche versiegele, ähnlich der B19 zwischen Kempten und Immenstadt. Hold: „Das hängt aber am Bundesverkehrsminister.“ Spitzer nahm FDP-Kollegen Volker Wissing in Schutz: „Würde darüber Konsens in Bayern herrschen, ließe sich das sicher umsetzen.“
Elektroantriebe sowie Wasserstoff seien entscheidend für den Wandel im Verkehr. Privat sei er aktuell zum Beispiel auf ein E-Lastenrad umgestiegen, nutze außerdem Carsharing, erzählt CSU-Kandidat Konrad. „Wir müssen Verkehr ganz neu planen.“ Eine Zuhörerin forderte mehr kostenlose Angebote im ÖPNV. Reichart (Grüne) sagt: „Zu unserem Regierungsprogramm gehört ein günstigeres Klimaticket.“
Tourismus: Ein ausgeweiteter ÖPNV soll auch Urlauberinnen und Urlaubern zugutekommen, sagte Hold: „Sie sollen ihr Auto im Allgäu nicht mehr brauchen.“ Das Kapital des Allgäuer Tourismus seien Landschaft und Natur. Auch Ulm (SPD) sprach sich für einen sanften, naturnahen Tourismus aus: „Ich bin selbst passionierter Skifahrer. Aber Schneekanonen können wir nicht mehr fördern.“
Energie sparen: Solarzellen, Wärmepumpe, Elektroauto: „Der Zähler geht nach oben. CO2-Sparen macht Spaß. Da könnte man sogar noch einen Pool beheizen“, sagte ÖDP-Kandidat Franz Josef Natterer-Babych. Ein weiterer Schritt, den er als Bürgermeister in Heimenkirch begleitet hat, sei das Bauen innerorts statt im Außenbereich, sagte Reichart (Grüne). „Das schafft auch kurze Wege.“ Laut Konrad (CSU und Bürgermeister in Altusried) werde die Förderung für Nachverdichtung nach innen im Oberallgäu bereits gut angenommen.