"Kein Netz, viel Holz, einfach das Ankommen in der Natur", so beschreibt Wirtin Franziska Schlögel das Gefühl auf der Kenzenhütte bei Halblech im Ostallgäu. Die 23-Jährige bietet Wanderern und Radfahrern, die auf der Hütte vorbeischauen, regionale Speisen und Getränke.
Bild: Marina Kraut
"Kein Netz, viel Holz, einfach das Ankommen in der Natur", so beschreibt Wirtin Franziska Schlögel das Gefühl auf der Kenzenhütte bei Halblech im Ostallgäu. Die 23-Jährige bietet Wanderern und Radfahrern, die auf der Hütte vorbeischauen, regionale Speisen und Getränke.
Bild: Marina Kraut
Öffnet man die Türe der Kenzenhütte auf 1.300 Metern, knarrt sie ein wenig. Kein Wunder: Die urige Berghütte im Ammergebirge besteht seit vielen Jahrzehnten. Ihre Vorgängerhütte wurde bereits 1850 für König Maximilian II. errichtet. Im Jahr 1880 wurde sie für König Ludwig II. umgebaut. Die Kenzenhütte der Könige existiert im Original aber nicht mehr. Trotzdem: "Angeblich wurde an der Hütte seit dem Neubau nie mehr viel verändert. Nur dran gebaut", sagt die heutige Hüttenwirtin Franziska Schlögel.
Die 23-Jährige ist seit 2021 die Pächterin der ehemaligen Jagdhütte. Besitzer ist die Waldkörperschaft Buching-Trauchgau im Ostallgäu. An diesem Junitag sitzt Schlögel mit Pulli in der Stube der "Kenzen", wie die Hütte kurz von Einheimischen genannt wird. Es ist kalt, aber die 23-Jährige ist die Temperaturen mittlerweile gewohnt: "Hier oben ist es schon leicht mal frisch". Deshalb ist der Ofen geheizt, das Holz knistert. Es fällt nicht schwer abzuschalten dort oben, zwischen Felswänden, hoch gewachsenen Gräsern und frischer Waldluft.
Wahrscheinlich ist es gerade die malerische Umgebung, die viele Menschen den steilen Weg hinauf in die Ammergauer Alpen führt. Wer die Kenzenhütte besuchen will, dem stehen mehrere Wege zur Wahl. Dabei ist die Hütte mehr als eine gute Einkehr: Sie ist Knotenpunkt des Fernwanderwegs E4, Halbzeit vieler Bergtouren, Ziel für Mountain- oder E-Biker und Endstation für den Wanderbus. Dieser hält dort mehrmals täglich. Im Sommer starten oft hunderte Sportler zu leichten Wanderungen oder schweren Bergtouren ab der Hütte. (Lesen Sie auch: Blaichachs Bürgermeister will einen "Busverkehr ähnlich wie zum Giebelhaus“)
Die Ruhe genießen, das kann man deshalb häufig nur früh morgens. "Es gibt eigentlich keinen Tag, an dem nichts los ist", sagt die Hüttenwirtin. Geöffnet hat die Kenzenhütte von Montag bis Sonntag. Von Mai bis Mitte Oktober. Erholung suchen dort viele Radfahrer - seit ein paar Jahren vermehrt E-Biker. Die Fahrstraße zur Hütte ist asphaltiert und zwölf Kilometer lang. Aufgrund der Schlaglöcher und einiger Kiespassagen ist mit dünnen Fahrradreifen aber Vorsicht geboten.
Eine alternative Wanderung zur Hütte erfordert dagegen Ausdauer: Der Weg verläuft an Stauseen und Bächen vorbei, ist hauptsächlich im Wald und sehr lang. Viele Wanderer, die nach der Kenzenhütte noch einen Gipfel besteigen wollen, bevorzugen deshalb den Bus.
An diesem kalten und verregneten Junitag lockt nach der Anfahrt mit dem Mountainbike aber nicht wirklich eine glitschige Felswand. Die warme Kenzen-Stube kommt da gerade recht. "Kein Netz, viel Holz, einfach das Ankommen in der Natur." Das ist es, was auch der 23-jährigen Schlögel an der Kenzen gefällt. Ihr Team besteht aus sechs festangestellten Mitarbeitern. Dazu kommen viele Springer und vor allem ihre Familie als fleißige Unterstützer. (Lesen Sie auch: Harte Arbeit statt romantischer Auszeit: Zwei Allgäuer Hüttenwirtinnen erzählen)
Was macht die Hütte besonders? "Wir schätzen regionale Produkte", sagt Schlögel. Sie ist auf einem Bauernhof aufgewachsen und weiß, dass man "für gutes und regionales Essen lieber zwei Euro mehr ausgiebt". Deshalb kommt das Fleisch und die Wurst aus Peiting in Oberbayern, ihrem Heimatort. Teilweise sogar vom familieneigenen Bauernhof. Käse, Getränke und Gemüse sind aus dem Allgäu. Den Kuchen macht die Mama mit Hilfe der Oma.
Die kleine Karte bietet für jeden Geschmack etwas. "Unser Kenzensalat mit Halloumi-Käse ist etwas Abwechslungsreiches für Vegetarier", sagt Schlögel. Sie selbst mag am liebsten den klassischen Wurstsalat: "Der geht zu jeder Mahlzeit."
Spätestens nach Kuchen, einem Ostallgäuer Bier und dem Duft nach frischer Natur sitzt den Sportlern hier oben ein Lächeln im Gesicht. Das Grinsen kommt oft erst später: Bei zwölf Kilometer Abfahrt mit dem Rad. Achso, da war ja was. Tempolimit 30... (Lesen Sie auch: Arbeiten auf einer Hütte im Allgäu: "Die Leute wissen nicht, worauf sie sich einlassen")
Der Ausgang aller Touren ist der Kenzenparkplatz. Er ist groß und kostenlos. An einigen Sommertagen aber voll - früh aufstehen lohnt sich.
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