Auf Reisen baumelt er an ihrem Rucksack, auf der Bühne steht er in Flammen - und jetzt hat er sie sogar durch die Corona-Zeit gerettet: Der Hula-Hoop begleitet Monika Kolb durch alle Lebenslagen. „Dieser Reifen ist simpel und gerade deshalb so schön. Er bringt einen näher zu sich selbst und mit anderen Menschen zusammen“, sagt sie. Auf Reisen sei der Hula-Hoop oft ein Eisbrecher gewesen. Viele Menschen auf der ganzen Welt habe sie schon so kennengelernt.
Monika Kolb bringt den Hula-Hoop-Trend ins Allgäu
Jetzt ist Kolb nach Jahren des Reisens mit ihrer Familie zurück in ihren Heimatort bei Isny gekehrt. Auch dort verfolgt die ausgebildete Zirkusartistin und Pädagogin ihre Leidenschaft weiter. „Schon vor über zehn Jahren hatte ich im Allgäu meine ersten Auftritte mit dem Hula-Hoop-Reifen“, sagt Kolb. Jetzt hofft sie, die Kunst und das Lebensgefühl, das sie so sehr liebt, noch mehr im Allgäu verbreiten zu können. Ein Wunsch, der wohl auf offene Ohren stößt - liegt das Hula-Hoopen doch gerade in Sozialen Medien im Trend.
Für Sportmuffel wird der Hula-Hoop zum Fitnessgerät
„Gerade Menschen, die sonst weniger interessiert an Sport sind, wollen jetzt hula-hoopen“, sagt Kolb. Auch bei ihren Kursen habe sie das bemerkt. Als Trainerin bietet sie Workshops für zirkusbegeisterte Kinder, interessierte Frauen und sogar für Senioren an. Menschen jeden Alters können und wollen das Spiel mit dem Reifen lernen, sagt Kolb. Ja. Spielen. Denn für Kolb ist der Hula-Hoop in erster Linie kein Fitnessgerät, sondern eine Möglichkeit, Spaß an der Bewegung und dem eigenen Körper zu spüren. „Mir bringt das Spielen mit dem Hula-Hoop kindliche Freude“, sagt sie. Diese Freude will Kolb an ihre Kursteilnehmer und Zuschauer weitergeben. Auch wenn das derzeit nur virtuell möglich ist.
Auch auf Instagram ist Kolb aktiv. Dort zeigt sie ihren über 6.000 Followern ihre selbstgestalteten „Allgäu Hoops“ oder nimmt sie mit in ihr Leben auf dem Land. Gerade in den vergangenen Monaten, die Kolb mit ihrem Mann und dem vierjährigen Sohn auf dem früheren Hof der Eltern verbrachte, haben sich viele Menschen online bei ihr gemeldet. „Ich habe so viele Nachrichten von Menschen bekommen, die anfangen möchten zu Hula-Hoopen.“ Oft seien darunter gerade junge Frauen, die über TikTok und Co. auf die Bewegung mit dem Reifen gekommen sind. „Da habe ich schon so manches Foto von blauen Flecken beim Training bekommen“, sagt Kolb. Dazu sollte es laut der Artistin aber nie kommen. Oft würden sich Anfänger, die keinen Kurs besuchen, einen falschen Reifen zulegen. „Viele wollen die Reifen im Moment nutzen, um abzunehmen. Das geht, aber man sollte sich langsam herantasten.“
Die Dos und Don'ts für Hula-Hoop
Ideal für den Anfang seien Hula-Hoops mit einem Gewicht von bis zu 600 Gramm, viele der Fitness-Reifen seien aber bis zu drei Kilogramm schwer. Deshalb hat Kolb einige Tipps für Interessierte.
Dos: So ist es richtig!
- Der Reifen: Der Hula-Hoop sollte für Einsteiger nicht schwerer als 600 Gramm sein
- Individuelle Anpassung: Der Durchmesser des Reifens reicht vom Boden bis zum Bauchnabel (bei mehr Körperfülle zwischen fünf und 15 Zentimeter aufrechnen)
- Das richtige Spiel: Den Hula-Hoop in beide Richtungen am Körper spielen (gegen und mit dem Uhrzeigersinn)
- Mut zeigen: Den Hula-Hoop überall am Körper ausprobieren (zum Beispiel: Oberschenkel, Knie, Arme, Hals)
- In Bewegung bleiben: Gerade bei leichten Hula-Hoops kann man beim Spielen tanzen oder Arme und Beine bewegen
Dont's: So besser nicht!
- Vorsicht beim Reifen: Wer schwere Reifen für Fitnesszwecke benutzen will, sollte sich langsam nach oben arbeiten
- Den richtigen Reifen kaufen: Hula-Hoops aus Spielwarengeschäften sind oft zu klein oder instabil, deshalb lieber zur Beratung in Fachgeschäfte
- Richtiges Training: Vorsicht bei Erkrankungen an der Wirbelsäule, empfehlenswert ist eine Absprache mit dem Arzt
Ideal sind für Anfänger laut Kolb deshalb sogenannte Hoop-Dance-Reifen mit leichterem Gewicht. Außerdem sollten Menschen mit Vorerkrankungen an der Wirbelsäule Rücksprache mit ihrem Arzt halten. "Hat man Probleme mit der Bandscheibe, kann ein Hula-Hoop zwar auch helfen, aber nur, wenn es nicht schon zum Bandscheibenvorfall kam", sagt Kolb. Sie rät deshalb dazu, die Beschwerde erst völlig ausheilen zu lassen und danach mit dem Hula-Hoop zu starten. Klarer Vorteil der Reifen sei, dass sie die Tiefenmuskulatur trainieren. "Zum Beispiel die Bauchmuskeln, die gerade für einen stabilen Rücken wichtig sind."
Freude am Spiel mit dem Reifen kann jeder haben
Sogar ihre Mutter und ihre Geschwister sind mittlerweile begeistert vom Hula-Hoop-Sport. Mit ihrem Mann, der Jongleur ist, und dem gemeinsamen Sohn zurück ins Allgäu gekommen zu sein, ist für Monika Kolb ein echtes Glück. „Schon vorher war das Allgäu unser Ankerpunkt zwischen den Reisen. Aber jetzt in Zeiten von Corona, sind wir dankbar hier zu leben“, sagt sie. Das wolle sie auch mit ihrer Kunst zeigen. In Videos performt Kolb auf der Kuhweide neben dem alten Hof bei Isny oder auf schneebedeckter Fläche. Für sie der erste Schnee seit zehn Jahren.
Auch wenn der „Pauschal-Isnyer“, wie Kolb sagt, nicht unbedingt Hula-Hoop spielt, hat die Artistin das Gefühl, dass das Allgäu jetzt bereit für die Reifen ist. Deshalb gründete sie „Allgäu Hoops“, eine Marke, über die Kolb selbst hergestellte Hula-Hoops vertreibt. Zum größten Teil echt Unikate. „Meine Schüler rufen mich an und haben ganz bestimmte Vorstellungen über Farbe, Bänder und so weiter“, sagt sie. Aber es sei eben auch ein echtes Corona-Projekt. Denn in Zeiten der Pandemie bleiben Einnahmen über Auftritte oder Festivals weiter aus.
Mit dem Hula-Hoop zurück auf die Bühne
Zuvor trat Kolb mit ihrem Mann zum Beispiel beim Theaterfestival in Isny oder bei „Om am See“ in Füssen auf. Bei ihren Shows schwingt sich die Akrobatin einen brennenden Hula-Hoop um den Körper oder turnt an einem Vertikaltuch in schwindelerregenden Höhen. Mit dem Wegfallen solcher Veranstaltungen fehle auch der Kontakt zu potenziellen neuen Kursteilnehmern und der Kunstszene. Dort habe es laut Kolb schon vor über zehn Jahren den Trend zum Hula-Hoop gegeben. „Bei Kreativen, Artisten und Jongleuren gab es schon damals eine erste Trend-Welle“, sagt sie. Naheliegend, schließlich komme die Kunst mit dem Hula-Hoop aus dem Zirkus. Bevor es für Kolb endlich wieder zurück auf die Bühne geht, freut sie sich jetzt aber erst einmal, dass so viele Menschen im Allgäu sich für Bewegung und Hula-Hoops interessieren. „Für mich ist es ein großes Glück, dass so viele Menschen Lust haben, Hula-Hoop zu spielen“, sagt sie.
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