Erst einmal geschockt war Andrea Dietel-Sing, als sie von der Öffnungsstrategie von Bund und Ländern erfuhr. Die Geschäftsführerin des Colosseum-Centers in Kempten war sich sicher, dass die Kinos so schnell wie möglich wieder aufmachen dürfen. Immerhin hatten die Betreiber landauf landab im Sommer 2020 bewiesen, dass ihre Abstands- und Hygienekonzepte greifen, sagt sie. Dass sie und ihre Kollegen frühestens ab 22. März ihre Säle öffnen dürfen, und nur wenn die Inzidenzzahlen stimmen, kann sie nicht verstehen. „Kinos sind doch keine Infektionsherde“, schimpft sie.
Günter Sobeck vom Corona Kinoplex in Kaufbeuren geht es ähnlich. Mit Blick auf die kommenden Osterferien würde er sich eine bundesweite Öffnung zum 1. April hin wünschen – und dass der ein oder andere Verleih dann auch einen starken Film bringt. „Peter Hase 2“ etwa und vielleicht auch noch den neuen Eberhofer-Krimi „Kaiserschmarrndrama“, der schon für 2020 angekündigt war.
Kinobetreiber unterstützen bundesweite Öffnung
Eine Kopplung der Öffnung an die Inzidenzzahlen ist für Kinos unrealistisch, sagt Sobeck. „Die Filmverleiher liefern uns nämlich keine neuen Filme, wenn nur ein paar Kinos geöffnet sind.“ Neue gute Streifen und Blockbuster seien gerade in einer Zeit, in der das Internet-Streaming zur großen Konkurrenz geworden ist, unbedingt notwendig – um die Menschen ins Kino zu bekommen und um als Betreiber wirtschaftlich überleben zu können. Deshalb unterstützt er, wie andere Kolleginnen und Kollegen, die Forderung des Verbands HDF Kino (Hauptverband Deutscher Filmtheater) nach einer bundesweiten Öffnung.
Auch für Alexander Rusch vom Memminger Cineplex ist die Lage äußerst unbefriedigend. „So kann ich nicht wirtschaftlich arbeiten“, sagt er und hofft, dass sich Verband und Politik baldmöglichst einigen. Rusch glaubt, dass so gut wie kein Kollege jetzt aufmachen wird, auch weil kaum Filme da sind.
Betreiber des Oberstdorfer Kurfilmtheaters: "Wir brauchen eine einheitliche Strategie"
„Wir brauchen eine einheitliche Strategie, sonst startet kein Verleih einen großen Film“, betont Florian Stiglhofer, Betreiber des Oberstdorfer Kurfilmtheaters. Denn jeder Filmstart habe ein großes finanzielles Potenzial. Und wenn nur ein paar Kinos aufhaben, werde kein Verleih einen Blockbuster herausgeben. Hinzu komme, dass Kinos nicht wie Einzelhandelsgeschäfte funktionieren.
„Jeder Verleih benötigt drei, vier Wochen Vorlaufzeit.“ Für Sobeck gibt es noch einen weiteren Grund für die bundesweite Lösung: „Wir wollen aus kollegialen Gründen keine Wettbewerbsverzerrung.“ Letztere wäre aber bei einer Öffnung nach Inzidenzwert gegeben. Dann könnte ein Film vielleicht in Kempten laufen, in Kaufbeuren oder Memmingen nicht, weil der Inzidenzwert zu hoch ist.
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