„Herr, bleibe bei uns“: So wiederholte es die katholische Kirchengemeinde Memmingerberg immer wieder im Anschluss an die Fürbitten beim Festgottesdienst am Sonntag. In diese Worte kann man in der Unterallgäuer Gemeinde derzeit noch etwas anderes hinein interpretieren: Denn das erst in den 1960er Jahren erbaute Gotteshaus ist offenbar in einem solch maroden Zustand, dass selbst ein Abriss des Gebäudes im Raum steht.
„Das wäre ganz schlimm“, sagt Gemeindemitglied Lore Schmidt. Seit über 60 Jahren gehe sie regelmäßig in die St. Ambrosius-Kirche, erzählt sie. „Ich hoffe, dass uns wenigstens ein Raum erhalten bleibt.“ Auch eine 81-jährige Kirchgängerin aus Memmingerberg fände einen Abriss „schrecklich“. Nach dem Festgottesdienst stellt Peter Eisele, zuständig für die Gemeindeentwicklung bei der Diözese Augsburg, den weiteren Fahrplan vor. Er kündigt an, dass spätestens in einem Jahr ein erstes Konzept zur Zukunft des Memmingerberger Kirchengebäudes vorgestellt werden solle. (Lesen Sie dazu auch: Kirche in Memmingerberg abreißen? Bürgermeister: „Das geht gar nicht“)
Marodes Kirchengebäude in Memmingerberg: Diözese macht eine Bedarfsanalyse in der Gemeinde
Eisele ist der Projektleiter der Diözese. Sein Ziel sei es, die Bedürfnisse der Kirchengemeinde in Memmingerberg zu erfahren und dementsprechend ein passendes Konzept zu entwickeln, sagt er. Dabei werde er aber auch die anderen vier Gemeinden der katholischen Pfarreiengemeinschaft mit einbeziehen, genauso wie die evangelische und die politische Gemeinde Memmingerberg. Ihm gehe es um eine sinnvolle Planung, sagt Eisele: „Welche Ziele hat die Gemeinde und welche Räumlichkeiten werden dafür benötigt?“
Aus den Reihen der Gläubigen kommt unter anderem folgende Frage: „Wie lange kann man noch warten, bevor wegen der Risse im Dach und der Wand etwas passiert?“ Er habe die Schäden selbst begutachtet, antwortet Eisele, er sei jedoch kein Architekt. Und weiter: „Es wird regelmäßig überprüft und nach menschlichem Ermessen ist alles sicher.“ (Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Das wäre ein Schlag ins Gesicht der Gläubigen)
Kirchen-Abriss in Memmingerberg "wäre der Todesstoß“
Josef Schmid, seit 45 Jahren Leiter des Kirchenchors, hofft auf ein gutes Ende für das Gotteshaus: „Unser Chor ist über die Gemeindegrenzen hinaus bekannt und zieht regelmäßig viele Zuhörer auch von weiter weg an. Ein Abriss wäre der Todesstoß für den Chor.“ Doch die Worte von Eisele hätten ihn ein wenig beruhigt: „Ich hatte schon damit gerechnet, dass uns heute verkündet wird, dass in einer Woche die Bagger anrollen.“