Nachdem in Frankreich erneut eine Diskussion rund um eine einheitliche Kleiderodnung an Schulen entfacht ist, ist die Diskussion nun auch nach Deutschland übergeschwappt. Der Bundeselternrat fordert, Kleidungsregeln in der Hausordnung von deutschen Schulen festzulegen. Das teilte die Vorsitzende der Organisation, Christiane Gotte, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe mit. Was sagen Schulen aus dem Allgäu dazu?
Kleiderordnung am Gymnasium: "Ich stelle mich nicht mit dem Meterstab vor die Tür"
"Bei uns gibt es keine dezidierten Regeln, weil sie sich auch nicht praktisch umsetzen lassen", sagt Markus Wenninger, Schulleiter des Hildegardis-Gymnasiums in Kempten. Die Schule besuchen etwa 1200 Schülerinnen und Schüler. Zu überprüfen, ob die Kleidung für den Unterricht angemessen ist, würde sich als schwierig erweisen. "Und ich stelle mich sicher nicht mit dem Meterstab vor die Tür", sagt Wenninger.
Ob ein Schüler angemessen angezogen ist, sei "eine Einzelfallentscheidung", sagt der Schulleiter. Er hält es für richtig, dass es keine offiziellen Vorschriften gibt und für sinnvoll, die Eltern im Zweifelsfall lieber persönlich darauf hinzuweisen und so bestimmte Richtlinien zu empfehlen. Die Schuluniform sei in der Region nicht so verankert wie beispielsweise in England und Wenninger ist überzeugt, dass sie auch erstmal nicht eingeführt wird. Wichtig sei nur, dass die Kleidung den Unterricht nicht störe.
So sagt es auch das Gesetz. Generell schreibt das Bayerische Schulrecht keine Kleiderordnung vor. Jede Schule kann also eigens entscheiden. Das Bayerische Gesetz über das Erziehungs- und Unterrichtswesen legt nur fest, dass Schüler alles zu unterlassen haben, "was den Schulbetrieb oder die Ordnung der von ihnen besuchten Schule oder einer anderen Schule stören könnte."
Schuluniform an Schulen im Allgäu? Das sagt ein Vertreter des Elternbeirats
Marko König ist Vorsitzender des Elternbeirats am Allgäu-Gymnasium. Dort sei das Thema bisher noch nicht diskutiert worden. Die nächste Sitzung sei erst Anfang Oktober. Seiner Meinung nach sei eine Schuluniform jedoch durchaus sinnvoll. Sie würde nicht nur Elternteile entlasten, auch Schüler würden davon profitieren. Auch er nimmt Vergleiche zwischen den Kindern und Jugendlichen wahr "bei all den Markenklamotten, die zur Zeit rumfliegen."
Auch Mobbing - zum Beispiel weil sich jemand bestimmte Klamotten nicht leisten kann - könnte durch das
verhindert werden. Bei der Uniform könnten sich Allgäuer Schulen an Schulen aus Amerika oder England orientieren. "Da ist ja schon viel Schickes dabei."Einheitliche Kleidung an der Grundschule: "Der Vergleich kommt später sehr wohl"
Laut Iris Bergmann, Schulleiterin der Nordschule in Kempten, sei die Kleidung an der Grundschule noch nicht so ein gravierendes Thema wie später an weiterführenden Schulen. Vor allem was den Besitz von Markenklamotten angeht: "Die Kinder achten da noch nicht so darauf."
Eine finanzielle Kluft merkt die Rektorin jedoch schon. "Wir achten natürlich darauf, dass alle Kinder passend angezogen sind, vor allem dem Wetter entsprechend", sagt die Schulleiterin. Wenn es im Winter raus in den Schnee geht, würden manche Kinder ohne Schneehose in die Schule kommen - unter anderem, weil sie sich keine leisten können. Deswegen bemüht sich die Schule um einen Fundus an Ersatz-Klamotten.
Iris Bergmann denkt vorrausschauend: "Der Vergleich untereinander kommt später sehr wohl." Deswegen kann sich die Grundschulrektorin eine einheitliche Schulkleidung gut vorstellen. Dabei solle es sich aber nicht um eine offizielle Uniform mit Schlips und Hemd handeln, sondern mehr um eine "bequeme Schultracht" - also eher in Richtung Jeans und T-Shirt. Wenn Kinder von klein auf daran gewöhnt seien, wäre es auch später für sie komplett normal.