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Klevertec an der Hochschule Kempten: Ökologie, Lebensmittel-Qualität und Haltbarkeit im Fokus

Wirtschaft in Kempten

Dank neuer Technologie - In Kempten wird Pizzateig geschüttelt, nicht gerührt

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    Lebensmitteltechnologe Felix Katz füllt die Zutaten in den Highspeed-Tumbler. Dort entsteht binnen 30 Sekunden ein perfekter Pizzateig – geschüttelt, nicht gerührt.
    Lebensmitteltechnologe Felix Katz füllt die Zutaten in den Highspeed-Tumbler. Dort entsteht binnen 30 Sekunden ein perfekter Pizzateig – geschüttelt, nicht gerührt. Foto: Matthias Becker

    Verpackungen sollen die Qualität von Lebensmitteln schützen, aber auch die Umwelt schonen.

    An diesem nicht immer leicht vereinbaren Anspruch arbeiten die neun fest angestellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von „Klevertec“ sowie etwa 20 Studierende. Dahinter verbirgt sich ein Forschungs- und Testzentrum der Hochschule Kempten, das eng mit insgesamt etwa 20 Lebensmittelkonzernen, den Herstellern von Verpackungsmaschinen und Institutionen zusammen arbeitet.

    "Klevertec" - Hochschule Kempten forscht an ökologischen Verpackungen

    Regina Schreiber ist die wissenschaftliche Leiterin des Kompetenzzentrums für Lebensmittel- und Verpackungstechnologie – so der offizielle Titel der Einrichtung im Kemptener Gewerbegebiet Heisinger Straße. Die Wissenschaftlerin erklärt die Ziele: Hersteller sollen bei der Haltbarmachung ihrer Produkte unterstützt werden, bei der hygienegerechten Produktion beziehungsweise Abfüllung sowie bei der Auswahl möglichst ökologischer Verpackungen.

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    Ansprüche an Verpackungen sind sehr unterschiedlich

    Dabei sind die Ansprüche der Produktverpackungen sehr unterschiedlich: Die einen müssen luftdicht und trocken sein wie bei Nüssen, die anderen Licht abhalten wie bei Speiseöl, wieder andere müssen dafür sorgen, dass die Feuchtigkeit der Ware nicht entweichen kann wie bei Fleisch oder Käse – unter Berücksichtigung aller gesetzlichen Vorgaben. Zudem geht es darum, so wenig Verpackungsmaterial wie möglich zu benutzen. Das spart den Herstellern Geld und vermeidet Müll beim Verbraucher. Als aktuelles Beispiel nennt Schreiber eine Verpackung für Hackfleisch, die inzwischen in einigen Allgäuer Supermärkten zu finden ist: Statt auf einer dickeren Kunststoffschale zu liegen und mit einer Folie verschlossen zu sein, gibt es das Hack nun in einer Art Folienbeutel – der auch zu 100 Prozent recycelbar ist.

    Regina Schreiber ist die wissenschaftliche Leiterin des Kompetenzzentrums für Lebensmittel- und Verpackungstechnologie.
    Regina Schreiber ist die wissenschaftliche Leiterin des Kompetenzzentrums für Lebensmittel- und Verpackungstechnologie. Foto: Matthias Becker

    So stellt eine Maschine in Kempten Pizzateig her

    Anderer Raum, anderes Beispiel. Dort ist Felix Katz in seinem Element. Geschützt mit Haar- und Bartnetz, Laborkittel und Handschuhen testet er einen Highspeed-Tumbler – eine Art Thermomix, aber ohne Wärme. Der Prototyp der Maschine kann zum Beispiel Pizzateig herstellen, aber deutlich schneller als bisherige Verfahren, dafür auch in 1-A-Qualität: Der Teig wird quasi geschüttelt, nicht gerührt. Zum Einsatz könnte das Gerät auch in Bäckereien kommen, die wie so viele Branchen unter Fachkräftemangel leiden. Oder in Metzgereien. Denn die Maschine kann auch Kochschinken herstellen – ebenfalls schneller als bisherige Verfahren. „Aber da stimmt der Geschmack noch nicht ganz“, sagt Katz. Wann der Tumbler in Serie produziert wird und was er dann kostet, ist jedoch noch unklar.

    Klevertec entwickelte Automat zum Abfüllen von Joghurt in Unverpackt-Läden

    Und noch ein Beispiel: Tomatensoße. Die gibt es in Glasflaschen, Pappkartons und Blechdosen. Doch was ist die beste Verpackung? Die Qualität und Haltbarkeit sichern alle, sagt Schreiber. Man müsse mit Blick auf die Nachhaltigkeit aber auch schauen, wo die Soße verkauft wird. Gebe es nämlich lange Transportwege, mache sich die Glasflasche wegen ihres höheren Gewichts negativ bemerkbar – obwohl sie ansonsten gut wiederverwertbar wäre.

    Klevertec hat auch einen Automaten entwickelt, mit dem Joghurt in Unverpackt-Läden abgefüllt werden kann.

    Hochschule Kempten kooperiert mit dem Fraunhofer Institut

    Nicht nur die Firmen profitieren von dieser Arbeit. Auch die Studierenden aus verschiedenen Fachbereichen können so viel lernen – unter realen Bedingungen in Laboren und mit echten Produkten. Klevertec entstand vor sechs Jahren aus einer Kooperation mit dem Fraunhofer Institut. Im vergangenen Jahr übernahm die Hochschule Kempten die Federführung.

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