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Klimawandel im Allgäu: Was muss geschehen, um Energiewende zu schaffen?

Klimawandel im Allgäu

120 Windräder fürs Allgäu: Das alles muss geschehen, um die Energiewende zu schaffen

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    Diese Windräder drehen sich bereits im Oberallgäu zwischen Kraftisried und Wildpoldsried. Um die vorgegebenen Klimaziele zu erreichen, müssten allein im Bereich Kempten/Oberallgäu Dutzende hinzukommen.
    Diese Windräder drehen sich bereits im Oberallgäu zwischen Kraftisried und Wildpoldsried. Um die vorgegebenen Klimaziele zu erreichen, müssten allein im Bereich Kempten/Oberallgäu Dutzende hinzukommen. Foto: Benedikt Siegert

    Der Klimawandel und die damit verbundene Energiewende stellen eine riesige Herausforderung dar. In einer wöchentlich erscheinenden Serie greifen wir dieses vielschichtige Thema auf. Dabei geht es um die verschiedenen Energiequellen ebenso wie beispielsweise ums Stromsparen oder die E-Mobilität. Zum Auftakt stehen heute zwei Fragen im Mittelpunkt: Welche Klimaziele sollen erreicht werden und wie kommen wir dorthin?

    Beispiel Oberallgäu und Kempten: Dort stehen bisher 16 Windräder. Um die angestrebten Klimaziele zu erreichen, müssten sich dort bis zum Jahr 2040 mindestens 50 Windräder drehen – im gesamten Allgäu sogar mehr als 120. Zudem bräuchte man mehr als das Doppelte der aktuell installierten Photovoltaik-Anlagen (PV). Dafür müssten auf zehntausenden Dächern neue Anlagen installiert werden. Diese Zahlen errechneten das Allgäuer Überlandwerk (AÜW) und die Lechwerke AG (LEW).

    AÜW-Chef: "Energiewende wird man vor Ort sehen"

    „Selbst wenn alle verfügbaren Dachflächen genutzt würden, reicht das nicht“, sagt AÜW-Geschäftsführer Michael Lucke. Daher seien zusätzliche Freiflächen- und Windkraftanlagen nötig – auch wenn das nicht allen Bürgerinnen und Bürgern gefallen werde. Lucke betont: „Wir müssen uns bewusst machen: Die Energiewende wird man vor Ort sehen.“ Volker Wiegand, Geschäftsführer des Stromversorgers AllgäuNetz, ergänzt: „Gemeinsam mit den Kommunen müssen wir rechtzeitig die Standorte und Flächen klären. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir auch die Stromnetze darauf ausrichten müssen.“ Teilweise reiche es, bestehende Stromleitungen zu verstärken. Aber man brauche auch neue Umspannwerke und Trafostationen. Das alles verschlinge Zeit – auch wegen der aufwendigen Genehmigungsverfahren.

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    Ein Mix aus allen umweltverträglichen Stromquellen sei nötig, sagt Walter Albrecht von den Lechwerken. Derzeit stehe vor allem die Photovoltaik im Fokus – „aber die liefert naturgemäß nur tagsüber“. Dennoch hält Albrecht das Erreichen der Klimaziele zumindest technisch für möglich. Seinen Optimismus stützt er auch darauf, dass PV- und Windkraftanlagen inzwischen wesentlich leistungsfähiger seien und die Akzeptanz in der Bevölkerung durch die Energiekrise zugenommen habe. Wie schwierig das Umsetzen dennoch ist, zeigt das Beispiel Windkraft. Weite Teile des Oberallgäus südlich von Waltenhofen sind bisher ein Ausschlussgebiet.

    Angst vor "Verspargelung" der Landschaft durch Windräder

    Die Kreisgruppen Kaufbeuren-Ostallgäu, Kempten-Oberallgäu und Lindau des Bund Naturschutz (BN) forderten im Juni den Regionalen Planungsverband auf, den Windenergie-Regionalplan unverzüglich fortzuschreiben. Ziel müssten Windenergie-Vorranggebiete auf zwei Prozent der Fläche sein. Die Menschen vor Ort sehen das oft kritisch. Sie befürchten eine „Verspargelung“ der Landschaft, aber auch Geräuschbelästigungen und die Gefahr von fliegenden Eisbrocken im Winter.

    Trotz der Bedenken gibt es aber auch viele Bemühungen vor Ort. So wurde der Landkreis Oberallgäu vor einigen Jahren als eine von 22 Kommunen und Landkreisen bundesweit zur Teilnahme am Modellvorhaben „Masterplan 100% Klimaschutz“ ausgewählt. Das Oberallgäu will im Jahr 2035 klimaneutral sein.

    Das peilt auch Kempten an. Laut dem 65-seitigen Klimaschutzkonzept soll unter anderem die Stromversorgung im Stadtgebiet mittelfristig nahezu vollständig aus erneuerbaren Energien erfolgen, ein Großteil der vor 1995 erbauten Häuser soll dann energetisch saniert sein und Neubauten nur noch mit hohen Energieeffizienz-Standards erfolgen. Für die Altbausanierung plant die Stadt, die Bürger finanziell zu unterstützen. Auch Lindau hat ein Klimaschutzkonzept. Die Stadt setzt wie der Landkreis Unterallgäu vor allem auf das Engagement der Bürger.

    Die Vereinbarung von Paris

    Das Ziel: Der Anstieg der weltweiten Durchschnittstemperatur soll auf unter zwei Grad Celsius gegenüber vorindustriellen Werten begrenzt werden. Darauf hatten sich vor sieben Jahren fast sämtliche Länder der Erde in Paris nach langem Ringen geeinigt.

    Der Weg: Dafür ist allerdings bis zum Jahr 2050 eine weitgehende Veränderung unserer Lebens- und Wirtschaftsweise erforderlich – vor allem die Umstellung von sogenannten fossilen Energien wie Kohle, Gas oder Erdöl auf erneuerbare Energien. Aber auch das Sparen von Energie gehört dazu – zum Beispiel durch Maßnahmen beim Wohnungsbau.

    Im nächsten Teil erfahren Sie, wo der Strom im Allgäu herkommt und welche Stromart welche Bedeutung hat.

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