Kostenlos und ohne lästige Parkplatzsuche mit einem klimafreundlichen Elektro-Bus zu beliebten Ausflugszielen in der Region fahren: Diese Möglichkeit bot in den vergangenen Wochen der "Erlebnisbus". Mit ihm sollte getestet werden, ob ein solches Angebot genutzt wird - und falls ja: von wem.
Der Erlebnisbus war Teil eines Forschungsprojekts, an dem unter anderem der Füssener Standort der Hochschule Kempten eingebunden war. Vorläufiges Ergebnis: "Der Erlebnisbus wurde gut angenommen und wir konnten zahlreiche Daten erheben", sagt Dr. Johannes Schubert vom Institut für Nachhaltige und Innovative Tourismusentwicklung (INIT) in Füssen. 445 Fahrgäste nutzten an 23 Einsatztagen den Erlebnisbus von Partner Haslach Bus GmbH mit Start und Ziel in Kempten.
Besonderheit: Auf den Fahrten wurden anders als beim Linienbus keine Zwischenstopps gemacht. "Wir wollten möglichst konkurrenzfähig zum Auto zu sein", erklärt Schubert. Der Erlebnisbus fuhr beispielsweise nach Schmiedsfelden ("Erlebnis Glasmacherei"), an den Alpsee in Immenstadt oder zum Bergbauernmuseum Diepolz sowie dem Carl-Hirnbein-Weg in Missen-Wilhams (Erlebnis "Abenteuer Alpkultur").
Erlebnisbus fuhr kostenlos im Allgäu: diese Ziel kam besonders an
Besonders beliebt waren Fahrten zur Landesgartenschau nach Wangen. "Wangen war unabhängig vom Wetter fast immer ausgebucht", sagt Schubert. Das Durchschnittsalter der Fahrgäste lag zwischen 50 und 60 Jahren. Die meisten reisten mit Partnern und oder Kindern und Enkeln. "Etwa 50 Prozent der Fahrgäste, die den Fragebogen ausgefüllt haben, gaben an, dass sie sonst mit dem Auto angereist wären", sagt Schubert.
Und: Nahezu alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Fragebogen-Aktion gaben an, dass sie ein vergleichbares Angebot noch einmal nutzen würden. Das lässt darauf schließen, dass ein dauerhaft eingesetzter Erlebnisbus PKW-Fahrten reduziert und die Parkplatz-Situation an beliebten Ausflugszielen entschärft. "Die größte Herausforderung besteht darin, für potenzielle Fahrgäste sichtbar zu werden und Aufmerksamkeit zu erregen", ziehen die Forscher Johannes Schubert und Jannika Eisele eine vorläufige Bilanz.
(Lesen Sie auch: Parkplatz voll? Online-System soll Besuchern Alternativen vorschlagen)
Es würde ein "Netzwerk verschiedener Informationsdrehscheiben" benötigt. Bei einer kurzfristig angesetzten Fahrt sollte es zum Beispiel möglich sein, das Angebot zentral in digitale Tools wie "Bayern Cloud" oder "Ausflugsticker" einzugeben - und von dort automatisch auf (Partner-)Websites auszuspielen. Partner des Projekts „Flexibler Erlebnisbus für nachhaltigen Freizeitverkehr“ sind das Allgäuer Überlandwerk, Outdooractive und Steinbacher-Consult Ingenieurgesellschaft. Es wird im Rahmen der Innovationsinitiative "mFUND" durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr gefördert. Eine Präsentation soll es im Oktober geben.
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