Notaufnahmen in der Region sind aktuell öfters voll und melden sich ganz oder teilweise bei der Leitstelle ab. Das führt dazu, dass Patienten länger warten müssen. Für die Situation gibt es verschiedene Gründe.
Notaufnahmen im Allgäu melden sich wegen Überfüllung ab
Passiert ein schwerer Unfall, entscheiden Rettungssanitäter und Notärztinnen vor Ort, ob der oder die Verletzte in die Notaufnahmestelle gebracht werden muss oder nicht. Wenn ja, rufen die Erstversorger in der nächsten Klinik an, um den Patienten anzumelden. Ist die Notaufnahme dort aber voll oder kann die Klinik keine Patienten aufnehmen, melden sich die Notärzte bei der Integrieren Leitstelle. Die kümmert sich um die Zuweisung. Meistens funktioniert das reibungslos. Es kann aber auch passieren, dass der Krankenwagen am Einsatzort warten muss, obwohl der Patient schon erstversorgt ist. Für den Verletzten vergehen dann wertvolle Minuten.
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Auch im Allgäu: Wenn der Krankenwagen warten muss, vergehen wertvolle Minuten
Zuständig für den Landkreis Lindau ist die Leitstelle Allgäu in Kempten – und deren Mitarbeiter berichten von einer sehr angespannten Lage. Die sogenannten Disponenten standen in den vergangenen Wochen immer wieder vor großen Herausforderungen, sagt ihr Abteilungsleiter, Marco Arhelger. Der Grund: Kliniken hatten sich abgemeldet. Die Folge ist, dass mehr Notärzte oder Sanitäterinnen bei der Leitstelle anrufen. „Wenn die Krankenhäuser örtlich nicht zugänglich sind, kommen wir ins Spiel“, sagt Arhelger.
"Wie bei der ersten Corona-Welle" - Situation so herausfordernd wie selten
So herausfordernd wie jetzt sei die Situation vorher selten gewesen. Es sei derzeit mindestens so schwierig wie zu Zeiten der ersten Corona-Welle. In den vergangenen Wochen habe es auch Abmeldungen der beiden Kliniken in Lindau und in Lindenberg gegeben. Betroffen seien unterschiedliche Stationen und Fachbereiche, wie Intensivstation, Notaufnahme, Innere Medizin oder Chirurgie gewesen. So ist die aktuelle Corona-Lage im Allgäu.

Ein Drittel der Notfallpatienten muss in umliegende Krankenhäuser gebracht werden
Von 63 Notfallpatienten des Rettungsdienstes im Landkreis Lindau, die die Leitstelle innerhalb von drei Tagen zugewiesen hat, konnte sie 48 Patienten in Lindau und Lindenberg unterbringen. Ein Drittel der Patienten wurden in den Kliniken Friedrichshafen, Wangen, Immenstadt oder sogar nach Reutte in Tirol gebracht. Arhelger merkt an, dass Fälle von zum Beispiel schweren Kopfverletzungen standardmäßig in Fachkliniken eingeliefert werden. Die aktuellen Zahlen zur Sieben-Tage-Inzidenz für die Allgäuer Städte und Kreise finden Sie hier.
Notaufnahme in Lindau überlastet
musste vergangene Woche ihre Notaufnahme an drei Tagen für bestimmte Zeiten „teilabmelden“. Sprich: Patienten, die in der Inneren Medizin aufgenommen und auch stationär im Krankenhaus bleiben mussten, wurden in ein anderes Krankenhaus gebracht. Dazu zählen zum Beispiel Menschen, die einen Schlaganfall hatten. Denn die Station konnte über die Notaufnahme niemanden mehr aufnehmen. Die Lindauer Klinik spürt, wenn andere Krankenhäuser sich abmelden – weil deren Patienten dann nach Lindau gebracht werden.
Rotkreuzklinik in Lindenberg: Darum musste sich das Krankenhaus abmelden
Wie zum Beispiel Patienten aus dem Bereich der Rotkreuzklinik in Lindenberg. Weil zu viele Ärztinnen und Ärzte krank waren, musste die sich in den vergangenen Wochen ein Mal bei der Leitstelle abmelden. „Aktuell verzeichnen wir mehr Ausfälle aufgrund von Erkrankungen bei Mitarbeitern aus der Notaufnahme, aber nicht nur coronabedingt“, schreibt Krankenhausdirektorin Caroline Vogt auf Anfrage. Die Versorgung bleibe zwar gewährleistet. Aber: Die Klinik müsse jeden Tag mit den Dienstplänen jonglieren.
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