Die schlechte Nachricht des Voith-Konzerns machte gestern schnell die Runde: Das Unternehmen will sein Werk in Sonthofen schließen und die Produktion an einen anderen Standort verlagern. Die Betroffenen sind fassungslos. Auch Bürgermeister Christian Wilhelm ist erschüttert. „Die Mitarbeiter tun mir in der Seele leid“, sagt er. Von Konzernseite heißt es, es sei nicht wirtschaftlich, die beiden Standorte in Sonthofen und Zschopau (Sachsen) weiter zu betreiben. In Sonthofen arbeiten demnach 420 Menschen bei Voith."Wirtschaft
Die Gewerkschaft IG Metall kritisierte gestern bereits in einer Erklärung die „Schließung trotz voller Auftragsbücher“. Die Rede ist dort von der Vernichtung von 500 Arbeitsplätzen im Oberallgäu. Dagegen sagt Dr. Uwe Knotzer, Vorsitzender der Geschäftsleitung im Konzernbereich Turbo: „Wir wollen Voith Turbo effizienter und schlagkräftiger aufstellen, um so unsere Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit nachhaltig zu sichern.“ Die geplanten Einschnitte seien an den betroffenen Standorten sehr schmerzhaft. Man wolle sie in enger Abstimmung mit den Arbeitnehmer-Vertretern vor Ort so fair und sozialverträglich wie möglich umsetzen. Insgesamt will Voith in Deutschland 230 Arbeitsplätze streichen und knapp 370 verlagern.
Sonthofens Bürgermeister Wilhelm denkt vor allem an die Menschen – die Mitarbeiter, die in der Region lebten, hier verwurzelt seien, vielleicht auch Häuser gebaut und sich verschuldet hätten. Er ist in Sachen Voith seit gestern im Krisenmodus, im Kontakt mit Arbeitsagentur und dem Konzern, um die Belegschaft in dieser schwierigen Phase zu unterstützen. Er möchte noch dieses Jahr ein städtisches Förderprogramm für Existenzgründer starten. Er spricht von einem „Existenzgründer-Paket“, also Beratungsangeboten für ehemalige Voith-Mitarbeiter, die sich selbstständig machen wollen. Dabei denkt Wilhelm nicht nur an Möglichkeiten für technische Fachkräfte. Beispielsweise könnten auch Reinigungskräfte zusammen eine Putzfirma gründen.