Die Johannespassion von Johann Sebastian Bach realisieren Allgäuer Kantatenchor und Kantatenorchester heuer zwei Mal in der Passionszeit. Bereits bei der ersten Aufführung in der Kemptener St.–Mang-Kirche gelang Jürgen Brennich und seinem Ensemble ein großer Wurf. Umso gespannter darf man auf den Karfreitag sein, wenn das Werk in der Memminger Martinskirche noch einmal erklingt. Woher Brennich, der in Memmingen lebt, die Energie nimmt, quasi „nebenher“ (er leitet den Fachbereich Musik an einem Kemptener Gymnasium) solche Kompetenz aufzubauen, darüber kann man nur staunen.
Mit dieser leuchtenden Interpretation hätte er überall bestanden. Dass hier eine Mischung aus Profis mit Laien am Werk ist, war nie zu hören. Alles gelang in bestechender Qualität. Tief bewegt verharrte das Publikum in andächtiger Ruhe, ehe Dirigent Jürgen Brennich sich umwandte und so den prasselnden, jubelnden Applaus freigab.
Der rund 80 Mitglieder starke Chor wird getragen von jungen, elastischen Stimmen, von denen jeder Kirchenmusiker nur träumen kann. Welche Qualität vereint ist, zeigte sich nicht nur in den großen, kunstvollen Chören, sondern auch in den Kurzrollen einiger Mitglieder. Fesselnd die „Volksszenen“, in denen Bach dem Hass eine Stimme gibt.
Ein Genuss der Klang der alten Instrumente mit Oboen, Traversflöten und einer Kostbarkeit wie der sonoren Oboe da caccia. Die wehmütigen Töne in der Altlage erinneren an eine armenische Duduk und strömen geradezu jenseitig durch den Kirchenraum. Ein universaler Klagegesang, bei dem Barock- zu Weltmusik wird. Eine breite regionale Basis wird hier gekrönt von nationaler und internationaler Klasse.
Karten fürs Memminger Konzert am Karfreitag, 29. März 2024 (14.30 Uhr), gibt es unter Telefon 08331/870 59.