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Eiterberg und Katzbrui: Sieben weitere kuriose Ortsnamen aus dem Allgäu und ihre Bedeutung

Namens-Kolumne Teil 3

Das bedeuten diese sieben kuriosen Ortsnamen aus dem Allgäu

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    Wieso heißen Allgäuer Ortschaften Heiland oder Bärenwies?
    Wieso heißen Allgäuer Ortschaften Heiland oder Bärenwies? Foto: Pia Jakob/David Yeow

    Merkwürdige und ausgefallene Ortsnamen gibt es in ganz Deutschland. Das Allgäu ist hier keine Ausnahme: Auch unsere Region hat zahlreiche Namens-Kuriositäten zu bieten.

    Wir haben im dritten Teil unserer Reihe wieder sieben Ortsnamen zusammengetragen - und erklären ihre Herkunft.

    Bären, Spinnen, Eber: Tierische Ortsnamen aus dem Allgäu

    Bärenwies: Gab es in dem kleinen Weiler bei Dietmannsried im Oberallgäu eine heimische Bärenfamilie? Möglich. Denkbar ist laut der Kommission für bayerische Landesgeschichte (KbL) aber auch, dass es sich um männliche Schweine gehandelt haben könnte. Im Laufe der Zeit wandelte sich das Wort Eber womöglich zu „ber“ und schließlich zu „Bär“. Im Jahr 1572 hieß die Siedlung jedenfalls noch „zur Berwis“.

    Katzbrui: Eine Brühe voller Katzen? Derart wörtlich darf man den Ortsnamen der Einöde aus dem Unterallgäu wohl nicht nehmen. Das Wort Katze wurde in alten Flurnamen laut KbL oft im übertragenen Sinne gebraucht und bezeichnete einen „minderwertigen“ Ort, der schwer zu bebauen oder landwirtschaftlich unbrauchbar ist. Hier war jegliche Arbeit buchstäblich für die Katz.

    Dass es in der Einöde, die heute zur Gemeinde Apfeltrach gehört, früher Wildkatzen gegeben haben könnte, ist zwar nicht auszuschließen. Aber auch der hintere Wortbaustein „brui“ verweist mutmaßlich auf ein sumpfiges und feuchtes Gelände. Historisch belegt ist der Name in der Schreibweise „Katzbrw“ übrigens seit dem Jahr 1457. In der Nähe von Mindelheim im Unterallgäu gibt es übrigens einen ähnlichen kuriosen Ortsnamen: Katzenhirn.

    Die Katzbrui Mühle in Apfeltrach (Unterallgäu) diente als Vorlage für die Mühle im Kinofilm "Krabat" aus dem Jahr 2008. Die Kulisse wurde in Rumänien nachgebaut.
    Die Katzbrui Mühle in Apfeltrach (Unterallgäu) diente als Vorlage für die Mühle im Kinofilm "Krabat" aus dem Jahr 2008. Die Kulisse wurde in Rumänien nachgebaut. Foto: Katzbrui Mühle

    Spinnenhirn: Auch im nahen Baden-Württemberg gibt es spannende Ortsnamen mit tierischem Bezug. In der Gemeinde Schlier im Landkreis Ravensburg gibt es einen Weiler namens Spinnenhirn. Vormals stand hier sogar die Burg Spinnenhirn, von der heute jedoch nur noch eine ovale Grube übrig geblieben ist.

    Der kuriose Ortsname geht laut der Gemeinde auf eine Beleidigung zurück: Im Mittelalter war es nicht unüblich, dass Menschen aufgrund körperlicher oder charakterlicher Merkmale Spitznamen erhielten, die sich bisweilen sogar zu Familiennamen weiterentwickelten. In der „Siedlung des Spinnenhirns“ lebte also womöglich ein Verrückter - oder jedenfalls eine Person, die leicht spinnt. Der Name Spinnenhirn tauchte erstmals am Ende des 15. Jahrhunderts auf.

    Kuriose Ortsnamen: Eiter und Ofen-Diebstahl im Allgäu?

    Eiterberg: Möchte man die Herkunft dieses Namens wirklich wissen? Ja, denn sie hat nichts mit dem eher ekligen Körpersekret zu tun. Der Wortbestandteil Eiter bezieht sich laut KbL auf die Pflanzenart Kleine Brennnessel, die auch Eiternessel genannt wird. Der mittelhochdeutsche Begriff „eiter“ und der althochdeutsche Begriff „aitar“ bedeuteten so viel wie „brennendes Gift“.

    Der damalige „Berg voller Eiternesseln“ und heutige Weiler befindet sich im Ostallgäu und gehört zur Gemeinde Seeg. Der Name wandelte sich über Aiterberg (1465), Aytterberg (1475) und Aitterberg (1673) Ende des 18. Jahrhunderts zum heute geläufigen Namen.

    Herdweg: Wenn der eigene Ofen gestohlen wird, ja, dann ist der Herd weg. Gibt es deshalb im Ostallgäuer Weiler nichts mehr Warmes auf den Tisch? Wohl kaum, denn der Name bezieht sich laut KbL auf eine Herde Vieh. Der Herdweg ist der Weg, den die Tiere nehmen, um auf die Weide zu gelangen. Seit 1536 ist der Name verbürgt - heute gehört der kleine Ort zur Gemeinde Halblech.

    Religiöse Ortsnamen aus dem Allgäu

    Heiland: Dass der Heiland seit etwa dem 16. Jahrhundert in einem Dorf bei Marktoberdorf lebt, ist überraschend - und sicherlich eine große Ehre für das Ostallgäu. Doch leider handelt es sich nicht um den christlichen Heilsbringer persönlich, sondern wohl um eine oder mehrere Familien, die den Namen Heiland trugen und dort siedelten. Das gibt jedenfalls das KbL an und zerstört die Illusion - Heilandzack!

    Frauenzell: Werden im Oberallgäu etwa Frauen eingesperrt? Daran könnte man zumindest im ersten Moment denken. Der Wortbestandteil „zell“ bezieht sich laut KbL aber wohl eher auf eine Kammer oder ein Kloster, in der Herrinnen, Fürstinnen oder Damen beteten - oder der Mutter Gottes gewidmet war. Tatsächlich gibt es auch ein Benediktiner-Kloster Frauenzell - das befindet sich aber in der Oberpfalz nahe Regensburg.

    Das Pfarrdorf, das zum Markt Altusried gehört und in dessen Nähe unzählige Holzkreuze im Wald stehen, ist im Jahr 1434 als „Unserfrauenzelle“ historisch belegt, seine Geschichte unter anderem Namen reicht aber bis ins 9. Jahrhundert zurück.

    Die Musikkapelle Frauenzell - die nicht nur aus Frauen besteht - feierte im Jahr 2022 ihr 210-jähriges Bestehen mit einem großen Fest.
    Die Musikkapelle Frauenzell - die nicht nur aus Frauen besteht - feierte im Jahr 2022 ihr 210-jähriges Bestehen mit einem großen Fest. Foto: Ralf Lienert

    Lust auf mehr ausgefallene Ortsnamen aus dem Allgäu? Hier lesen Sie Teil 1 und Teil 2 unserer Namens-Kolumne.

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