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Laura Gimmler: So blickt die Langläuferin aus Oberstdorf auf das WM-Jahr zurück

Wintersport

Laura Gimmler: So blickt die Langläuferin aus Oberstdorf auf das WM-Jahr zurück

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    Laura Gimmler (rechts) hat einen aufregenden Winter hinter sich. Die Langläuferin aus Oberstdorf wurde von der WM-Wackelkandidatin zur Leistungsträgerin im deutschen Team.
    Laura Gimmler (rechts) hat einen aufregenden Winter hinter sich. Die Langläuferin aus Oberstdorf wurde von der WM-Wackelkandidatin zur Leistungsträgerin im deutschen Team. Foto: Ralf Lienert

    Laura Gimmler kriegt in diesem Winter einfach nicht genug. Noch immer frisst sich das Energiebündel täglich satt an Loipen-Kilometern oder ist mit Tourenski unterwegs. Von Ermüdung keine Spur. Die 27-Jährige strotzt nach den jüngsten Erfolgen vor Selbstbewusstsein. Dabei sah vor einem halben Jahr noch alles ganz anders aus. Denn zwischen Platz 47 beim Sprint zum Weltcup-Auftakt im finnischen Ruka Ende November und dem Sieg im Massenstart über 30 Kilometer bei der offenen Schweizer Meisterschaft, einem Fis-Rennen in Sedrun Ende März, liegen nicht nur vier Monate, sondern auch viel Frust und Gefühlschaos.

    Laura Gimmler muss lange um die WM-Qualifikation zittern

    Geprägt war die erste Phase der Saison vom Zittern um die WM-Qualifikation. Von der Angst, ausgerechnet den Karrierehöhepunkt vor der eigenen Haustür zu verpassen. „Anfangs habe ich mir noch keinen großen Stress gemacht. Dann ging es langsam auf die WM zu und die Sorgen sind größer geworden. Denn ich hatte zu dem Zeitpunkt noch kein Top-Ergebnis geliefert. Das war schon sehr belastend“, erzählt Gimmler. Doch der Spaß kam zurück. Gerade noch rechtzeitig. „Die Trainer haben mich mit zur WM genommen, weil sie an mich geglaubt haben“, sagt sie. Ihre Lockerheit habe ihr aus dem Labyrinth der Zweifel herausgeholfen. Ebenso viele aufmunternde Gespräche mit ihrem Lebensgefährten Florian Notz, der ebenfalls als Top-Athlet im Langlauf-Weltcup unterwegs ist.

    Bei der Nordischen Ski-WM in Oberstdorf steigert sie sich von Rennen zu Rennen

    Pünktlich zur Weltmeisterschaft im Allgäu steigerte sich Gimmler von Rennen zu Rennen. „Ich bin tatsächlich über mich hinausgewachsen. Es waren für mich zwei wunderschöne und besondere Wochen“, sagt sie heute rückblickend. Zehnte wurde die Oberstdorferin im Sprint, auf Rang fünf lief sie mit der deutschen Staffel und zum Abschluss ließ sie als Zehnte über 30 Kilometer als beste Deutsche aufhorchen. Aus der Wackelkandidatin im Team war binnen weniger Tage eine Leistungsträgerin geworden. „Mit Fans, mit vollen Tribünen auf der Zielgeraden wäre alles natürlich noch viel cooler gewesen. Aber wer weiß, ob mich das nicht gehemmt hätte? Wer weiß, ob es mir gelungen wäre, meine Leistung genauso abzurufen, wenn die Ränge voll gewesen wären“, meint sie nachdenklich. Die Organisatoren in Oberstdorf jedenfalls hätten das Beste aus den Möglichkeiten gemacht und trotz der Corona-Pandemie eine tolle WM ausgetragen. Gimmler meint lachend: „Vielleicht kriegen wir ja noch eine Heim-WM mit Zuschauern. So lange halten wir auch noch durch. Da wäre ich Mitte 30, eine richtige Distanz-Keule bis dahin.“

    Im Engadin wird Laura Gimmler Vierte - ihr bislang bestes Weltcup-Ergebnis

    Ja, da ist bei der Sprint-Spezialistin in den vergangenen Monaten tatsächlich eine neue Liebe für die längeren Distanzen gewachsen. „Ich hatte immer mal wieder gute Ergebnisse, aber mir fehlt einfach noch die Konstanz bei diesen Rennen. Ich habe auf jeden Fall große Lust, noch mehr Distanz zu laufen. Ich sehe da richtig viel Potenzial.“ Beim Weltcup im Engadin hat sie das Mitte März schon unter Beweis gestellt. Platz vier über zehn Kilometer in der klassischen Technik war ihr bislang bestes Ergebnis in der Weltelite. Wenn sie an diesen Tag zurückdenkt, strahlt Gimmler über das ganze Gesicht: „Es war brutal schön. Ich habe überhaupt keine Erschöpfung gespürt und konnte einfach nur rennen.“

    Am 1. Mai beginnt für die Langläufer schon wieder die Saison

    Bei allem Ehrgeiz und Spaß in der Loipe kündigt Gimmler aber auch an: „Jetzt ist dann bald der Zeitpunkt gekommen, an dem ich keinen Schnee mehr sehen kann. In ein, zwei Wochen werde ich zum gemütlichen Teil des Aprils übergehen.“ Normalerweise geht’s um diese Zeit des Jahres mit ihrem Freund auf Reisen. Doch die Corona-Pandemie schränkt auch beim deutschen Langlauf-Traumpaar den Aktionsradius gewaltig ein. Was bleibt? Lesen, in der Sonne sitzen, Spaziergänge am Freibergsee zuhause in Oberstdorf. „Das, was halt gerade so möglich ist“, sagt sie. Am 1. Mai beginnt die Saison für die Langläufer wieder. Mit intensivem Sommertraining und schweißtreibenden Konditionseinheiten. Gimmler: „Es ist ein hohes Pensum, das man in einer Saison abspult. Das holt einen irgendwann ein, wenn man sich nicht richtig von den Strapazen erholt. Körperlich, aber auch psychisch. Deshalb ist es wichtig, jetzt einfach mal faul zu sein.“

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