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Lawinen, Unfälle, Vermisste: Was Retter der Bergwacht bei der Ausbildung lernen

Bergwacht-Lehrgang am Nebelhorn

"Bei einem Lawinenabgang geht es um jede Sekunde"

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    Angehende Bergwachtler und Bergwachtlerinnen absolvieren derzeit am Nebelhorn einen Ausbildungslehrgang. Zu den Aufgaben gehört es beispielsweise, Personen mit einem Akja (Rettungsschlitten) aus dem Gelände zu transportieren.
    Angehende Bergwachtler und Bergwachtlerinnen absolvieren derzeit am Nebelhorn einen Ausbildungslehrgang. Zu den Aufgaben gehört es beispielsweise, Personen mit einem Akja (Rettungsschlitten) aus dem Gelände zu transportieren. Foto: Michael Munkler

    Sie helfen im Winter Verletzten auf Pisten, bei Unglücken auf Skitouren oder suchen Verschüttete nach einem Lawinenabgang: Über 500 Aktive der Bergwacht im Allgäu sind rund um die Uhr in Alarmbereitschaft - an 365 Tagen im Jahr. 25 angehende Bergwachtfrauen und-männer von örtlichen Allgäuer Bereitschaften üben eine Woche lang am Nebelhorn bei Oberstdorf und müssen danach ihre Prüfung ablegen.

    Zusammen mit dem Sommerrettungslehrgang zieht sich die Ausbildung über zwei bis drei Jahre hin, erst dann können die alpin versierten Frauen und Männer in den aktiven Dienst als ehrenamtliche Bergretter eintreten. „Es ist gut, dass wir erstmals seit Corona wieder unseren Winterrettungslehrgang abhalten können“, sagt der Allgäuer Bergwacht-Chef Daniel Heim.

    Nachwuchs-Probleme gebe es nicht. Es seien aber nicht nur junge Leute, die sich bei der Bergwacht engagieren wollen, schildert Lehrgangsleiter Michael Purucker. So nehmen am Lehrgang beispielsweise Frank Stockhorst (42) und Martin Gottlob (40) teil. Beide sind als aktive Bergsportler beruflich ins Allgäu gekommen und wollen sich jetzt „ehrenamtlich engagieren“, wie Stockhorst sagt.

    Diese Anforderungen gelten für Retter der Bergwacht

    (Lesen Sie auch: Wie Rettungseinsätze in den Allgäuer Alpen ablaufen)

    Um in den aktiven Bergwacht-Dienst eintreten zu können, müssen Interessenten zunächst ihre alpinsportlichen Fähigkeiten im Sommer wie im Winter unter Beweis stellen. Zu den Anforderungen gehört beispielsweise im Sommer das solide Beherrschen des Kletterns im vierten Schwierigkeitsgrad und entsprechende alpine Erfahrung. Beim Winter-Eingangskurs sind gutes Skifahren auf der Piste und im freien Skigelände auf nicht präparierten Abfahrten unter Beweis zu stellen.

    Bergwachtler werden: Zum Lehrgang gehören auch Übungen in steilem Gelände

    Vielfältig sind die Inhalte der folgenden Sommer- und Winterrettungslehrgänge, wie derzeit am Nebelhorn. Beispielsweise lernen die angehenden Bergrettungskräfte lernen, einen Verletzten im Akja (Rettungsschlitten) auch im extrem steilen Skigelände abzutransportieren. Lawinenkunde und der Umgang mit dem Verschütteten-Suchgerät sowie Orientierung auch bei Nacht in den Bergen sind weitere wichtige Ausbildungsinhalte.

    Und natürlich: die medizinische Versorgung Verunglückter. An einem Tag wird mit einer Hubschrauberbesatzung die Luftrettung trainiert. „Wir sind eine Woche lang praktisch den ganzen Tag im Gelände unterwegs. Morgens und abends bis etwa 21 Uhr gibt es zudem theoretische Unterrichtseinheiten“, schildert Stockhorst: „Das ist durchaus fordernd.“

    (Lesen Sie auch: Die Lebensretter mit der feinen Nase: 15 Lawinenhunde bestreiten Lehrgang im Allgäu)

    Am Ende stehen dann Prüfungen, bei denen die Teilnehmenden ihr Können und Wissen unter Beweis stellen müssen. Tatkräftig unterstützt werde die Allgäuer Bergwacht auch heuer von der Nebelhornbahn, sagt Lehrgangsleiter Purucker. Wie die Prüfungen am Wochenende wohl ausgehen? „Geschenkt bekommst Du nichts“, meint eine Teilnehmerin. Das sei aber auch klar: „Im Ernstfall muss jeder Handgriff sitzen, da geht es beispielsweise bei einem Lawinenabgang um jede Sekunde.“

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