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112 und dann? So laufen Einsätze der Bergrettung und der Bergwacht in den Allgäuer Alpen ab

Bergwacht für die Allgäuer Berge

Wie Rettungseinsätze in den Allgäuer Alpen ablaufen

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    Wie und durch wen ist ein Einsatz der Bergwacht koordiniert? In welche Situationen beteiligt sich Polizei, Feuerwehr und Co.? Michael Gimbel von der Bergwacht Allgäu erklärt.
    Wie und durch wen ist ein Einsatz der Bergwacht koordiniert? In welche Situationen beteiligt sich Polizei, Feuerwehr und Co.? Michael Gimbel von der Bergwacht Allgäu erklärt. Foto: imago stock&people (Symbolbild)

    Beinahe täglich gibt es Meldungen von Menschen, die in den Allgäuer Alpen oder nahe der Grenze in den Vorarlberger oder Tiroler Bergen in Not geraten.

    Alleine in dieser Woche gibt es beispielsweise Nachrichten über einen tödlichen Skiunfall in Vorarlberg, einen vermissten Wanderer in Tirol (Stand: 13. Januar, 17 Uhr) und deutsche Soldaten, die in den Stubaier Alpen von einer Lawine verschüttet wurden.

    Sobald eine dieser Notlagen in den Allgäuer Alpen auftritt, sind die ehrenamtlichen Bergwachten in Pfronten, Oberstdorf, Füssen und Co. im Einsatz. Der stellvertretende Regionalleiter der Bergwacht Allgäu Michael Gimbel erklärt, wie Rettungseinsätze von Anfang bis Ende ablaufen.

    Hier zu sehen: Die Bergwacht Oberstdorf.
    Hier zu sehen: Die Bergwacht Oberstdorf. Foto: Bergwacht Oberstdorf

    Von Notruf bis Bürokratie: Wie ist der Ablauf eines Bergrettungseinsatzes?

    Das Wichtigste zuerst: "Am Anfang wird alles von der Rettungsleitstelle koordiniert", sagt Gimbel. Im Fall der Allgäuer Bergwachten befindet sich diese in Kempten.

    Die Leitstelle befragt in Not geratene Menschen oder Zeugen nach Standort und Situation - und gibt diese Informationen so schnell wie möglich an die zuständige Bergwacht weiter. Die jeweiligen Einsatzleiter würden dann über Ausstattung und mögliche Verstärkung entscheiden. "Und das alles funktioniert sehr gut", findet Gimbel.

    Drei Zahlen, die Leben retten: der Notruf 112.
    Drei Zahlen, die Leben retten: der Notruf 112. Foto: Robert Günther, dpa (Symbolbild)

    Damit diese ganze Kette in Bewegung kommt, müssten Verletzte oder Angehörige allerdings erst die 112 wählen. Wenn das nicht möglich ist - sei es der fehlende Empfang, der leere Akku oder eine schwere Verletzung - würden Gimbels Erfahrung nach oft Hüttenbetreiber oder Außenstehende aushelfen.

    "Schwierig wird es nur, wenn Leute die 110 anrufen. Dann dauert es zwei bis drei Minuten länger, bis wir ausrücken können."

    Zusammenfassung: Ablauf eines Einsatzes in den Bergen

    1. Verletzte Personen selbst oder Außenstehende wählen 112
    2. Rettungsleitstelle befragt Anrufer nach Ort und Sachlage
    3. Rettungsleitstelle verständigt Einsatzleiter der zuständigen Bergwacht
    4. Bergwacht entscheidet über Ausstattung und mögliche Verstärkung
    5. Je nach Entwicklung des Einsatzes können sich Strategien ändern

    Ab wann ist der Einsatz für die Bergwacht vorbei?

    "Sobald wir die Person im besten Fall dem Ärzteteam oder im schlimmsten Fall dem Bestatter übergeben haben, ist der Einsatz für uns bis auf die Bürokratie vorbei", sagt Gimbel.

    Eine Ausnahme gebe es jedoch: Der Kriseninterventionsdiesnt - kurz KIT - ist oft noch zwei bis drei Tage nach dem Einsatz beschäftigt. Dieses speziell ausgebildete Team kümmert sich um die psychologische Betreuung von Angehörigen oder Bergrettern.

    Wann kommen Rettungshubschrauber, Drohnen, Hunde und Co. zum Einsatz?

    Dank verschiedener Schlagwörter im Kommunikationssystem zwischen Leistelle und Bergwachten wüssten Einsatzleiter sofort, welche Ausrüstung sie benötigten.

    Laut Gimbel steht das Stichwort "Lawine" für die Mitnahme von Rettungshunden und "Brand" für die Ausrüstung der Feuerwehr. Der Aufwand, einen Hubschrauber loszuschicken, sei groß. Aber wenn es die Hanglage oder der Grad der Verletzung erfordere, dann unterstützten zum Beispiel auch Piloten den Einsatz.

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    Am Fellhorn bei Oberstdorf ist heute Vormittag nahe der Zweiländerbahn eine Lawine abgegangen. Es gab einen großen Einsatz der Bergwacht. Die Bilder.

    Wie arbeiten Bergwacht, Alpinpolizisten und Feuerwehr zusammen?

    Sobald es um Vermisstensuchen, Kollisionen, Tote oder Unfälle mit Fremdverschulden gehe, sei auch die Polizei am Einsatz beteiligt, so Gimbel. Speziell ausgebildete Alpinpolizisten würden dann aus ihrem Streifendienst gezogen werden. Feuerwehr und Wasserwacht würden je nach Situation - etwa einen Waldbrand oder einem Wasser-Unfall wie zum Beispiel in der Starzlachklamm im September - Teil des Einsatzes sein. Im Winter sei außerdem die hauptberuflich angestellte Skiwacht auf Alarmbereitschaft.

    Dürfen Freiwillige die Retter unterstützen?

    Dass Angehörige und Freiwillige bei Einsätzen helfen wollten, das habe Gimbel selten erlebt: "Bei uns im Allgäu hat es sich in Grenzen gehalten." Nur bei einem Einsatz in Hinterstein hätte die Familie einer Frau einmal unbedingt mitsuchen wollen. "Das geht aber nicht, auch zu ihrem eigenen Schutz. Die Leute stehen ja total unter Schock", so Gimbel. Die Angehörigen wurden dann von einem KIT-Team betreut.

    In Richtung München gibt es dagegen die freiwilligen Helfer der Alpinen Vermisstensuche. Sollte über mehrere Wochen kein Lebenszeichen von Vermissten eintreten, suchen sie - nur bei Wunsch der Angehörigen - weiter.

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