Startseite
Icon Pfeil nach unten
Allgäu
Icon Pfeil nach unten

Lawinengefahr in Allgäuer Alpen: Aktuelle Infos zur Lawinenlage, Lawinenbericht und Tipps für Tourengeher

Lawinenlage in der Region

Lawinengefahr in den Allgäuer Alpen und Tirol: Tägliche Berichte sind gestartet

    • |
    Nach Windverfrachtungen hat ein Tourengeher eine kleine Lawine am Seekopf nahe dem Nebelhorn ausgelöst. Triebschneeansammlungen wie diese können durch neuerliche Schneefälle überdeckt werden.
    Nach Windverfrachtungen hat ein Tourengeher eine kleine Lawine am Seekopf nahe dem Nebelhorn ausgelöst. Triebschneeansammlungen wie diese können durch neuerliche Schneefälle überdeckt werden. Foto: Mark Bihler

    Fixe Tourengeher haben die ersten Skitouren der Saison 2024/25 schon hinter sich. Denn Mitte September schneite es in den Hochlagen, vereinzelt waren im Lechtal und in den Allgäuer Alpen bereits Skitouren möglich. Dann der Wintereinbruch in der dritten Novemberwoche mit bis zu einem halben Meter Neuschnee in den Allgäuer Alpen.

    Einige Tourengeher waren nach den Schneefällen bereits an Grasbergen unterwegs oder nutzten die noch nicht präparierten Pisten der Skigebiete zum Aufstieg. Der anschließende Sturm hat aber viel Schnee verfrachtet, milde Temperaturen ließen die weiße Pracht abschmelzen, dann schneite es in der letzten Woche wieder. Aktuell sieht die Schneehöhe in den Bergen trotzdem eher mau aus, Touren ohne nennenswerten Steinkontakt erfordern gute Ortskenntnisse. Am Montag können nach den überschaubaren Schneefällen am Sonntag in den Staulagen der Allgäuer und Ammergauer Alpen noch einmal 10 Zentimeter dazukommen.

    Lawinengefahr aktuell: Über 1800 Meter gilt Warnstufe 2

    Der Bayerische Lawinenwarndienst hat dort ab 1800 Meter Höhe die Gefahrenstufe 2 (mäßig) ausgegebenen. Diese gilt ebenso für das benachbarte Tirol ab 2000 Meter. Durch den teils kräftigen Wind entstehen Triebschneeansammlungen. Älterer Triebschnee ist zudem oft überschneit und schwer zu erkennen. „In den Hochlagen der Allgäuer Alpen gibt es zudem unter einem Harschdeckel in der Altschneedecke eine Schicht aus kantig aufgebauten Kristallen“, so die Lawinenexperten aus Bayern. Bis zur Mitte der Woche werde die Lawinengefahr zurückgehen.

    Auf den noch nicht präparierten Pisten gab es nach dem Neuschnee kurzzeitig beste Bedingungen für Skitouren.
    Auf den noch nicht präparierten Pisten gab es nach dem Neuschnee kurzzeitig beste Bedingungen für Skitouren. Foto: Mark Bihler

    Lawinenlagebericht für das Allgäu: Was die Gefahrenstufen bedeuten

    Eine der wichtigsten Orientierungshilfen zur Beurteilung der Lawinenlage ist die Gefahrenstufe. Diese wird von 1 (gering), 2 (mäßig), 3 (erheblich), 4 (groß) bis 5 (sehr groß) im Lawinenlagebericht ausgegeben. Weil die Stufe 5 für Skitouren irrelevant und die Stufe 1 in höheren Lagen auch eher die Ausnahme ist, gibt es eine Gefahr: Bei 3 (erheblich) passieren viele schwere Lawinenunglücke, weil die Stufe von unerfahrenen Skitourengehern auf der 5-teiligen Skala oft als vermeintlich nicht so gefährlicher Mittelwert gesehen wird. Die Opferzahlen sprechen aber eine andere Sprache: Rund 60 Prozent der Lawinentoten sind bei Stufe 3 verunglückt, bei Stufe 4 sind es lediglich 9 Prozent.

    Bei Stufe 3 kann durch nur geringe Zusatzbelastung eine Lawine ausgelöst werden. Sie ist in etwa während einem Drittel der Tourensaison ausgegeben und erfordert eine defensive Tourenplanung und viel Erfahrung.

    Lawinengefahr im Allgäu: Wodurch entstehen die Gefahren?

    Offensichtlichster Grund für einen Anstieg der Lawinengefahr ist Neuschnee. Meist ist am Tag nach den Schneefällen die Situation kritisch. Bei normalen Bedingungen liegt die kritische Neuschneemenge bei 20 bis 30 cm.

    Doch es gibt weitere Faktoren. Den Wind bezeichnen Lawinenkundler als „Baumeister der Lawinen“. Schneeverfrachtungen können als Lawinen abgehen, vor allem in Kammlagen sind beispielsweise Wechten Warnzeichen. Im Lee (also hinter dem abgewehten Rücken) sammeln sich durch Verwehungen oft Triebschneepakete, die sehr störanfällig sein können.

    Ein Gefahrenfaktor, der oft unterschätzt wird ist die Temperatur. Sonneneinstrahlung und die tageszeitliche Erwärmung lassen die Schneedecke durchfeuchten, sie verliert an Festigkeit. Folge sind besonders im Frühjahr und bei Wärmeeinbrüchen Nassschneelawinen.

    Es gibt aber auch Gefahren, die weniger offensichtlich sind: Labile Schichten in der Schneedecke oder eingeschlossener Graupel, der für den darüber liegenden Schnee wie ein Kugellager wirken kann. Über die wesentlichen Gefahrenmuster können sich Skitourengeher hier informieren.

    Welchen Einfluss hat die Hangneigung auf die Lawinengefahr?

    Ab rund 30 Grad Hangneigung sind Lawinenabgänge möglich. Grob gesagt: Je steiler ein Hang ist, desto höher auch die Gefahr. Bei Warnstufe 2 ist eine Steilheit bis zu 40 Grad relativ sicher, bei Warnstufe 3 sind es 35 Grad. Bei Stufe 4 sollten es nicht mehr als 30 Grad sein. Bei Stufe 3 gibt es also mehr kritische Hänge, als bei Stufe zwei und bei Stufe 4 mehr als bei Stufe 3. In welcher Höhenlage und Exposition es gefährlich wird, kann man dem Text in den aktuellen Lageberichten lesen.

    Grundsätzlich ist es also auch möglich, bei Lawinenwarnstufe 4 eine Skitour zu unternehmen. Doch 30 Grad Steilheit wird bei den entsprechenden Schneemengen kaum mehr eine lohnende Abfahrt möglich machen – weil eben der tiefe Schnee zu sehr bremst.

    Was man bei Skitouren in der Region beachten sollte

    Während es in den Allgäuer Vorbergen, wie der Hörnergruppe zahlreiche leichte, anfängertaugliche Skitouren gibt, stellen die Allgäuer Hochalpen und die Lechtaler Alpen ein anspruchsvolles Tourengelände dar. Besonders am Allgäuer Hauptkamm und im Lechtal gibt es steile Zustiege und exponierte Passagen, die dem Skitourengeher einiges an Erfahrung abverlangen – sowohl beim Aufstieg als auch bei der Abfahrt. Im Skitourenführer Allgäu von Autor Kristian Rath (Panico Verlag) sind fast alle Touren in der Region ausführlich beschrieben – samt besonderen Schwierigkeiten und Hinweisen zur Lawinengefahr. Online gibt es einige Portale, die gut recherchierte Tourenbeschreibungen anbieten, zum Beispiel Tourentipp.com oder Outdooractive (teils mit Bezahlinhalten).

    Für weniger erfahrene Tourengänger gibt es aber recht risikoarme und einfache Optionen. Einige haben wir hier zusammengestellt.

    Vor allem sollten Tourengeher eine Skitour auswählen, die zur aktuellen Gefahrenlage passt. Hat es beispielsweise in nordöstlichen Lagen Triebschnee, dann sollten diese Expositionen gemieden werden. Ist ein schneller Temperaturanstieg vorausgesagt, bieten sich nördlich ausgerichtete Touren an. Ist viel Neuschnee gefallen, am besten genau auf die Hangneigung achten. Die richtig ausgewählte Tour senkt das Lawinenrisiko erheblich.

    Welche Ausrüstung sollten Tourengeher bei Skitouren dabei haben?

    An erster Stelle ein Verschütteten-Suchgerät (oft auch kurz nur LVS oder Pieps genannt), dazu eine Lawinenschaufel und Sonde. Ein Rucksack mit Lawinenairbag kann eine Verschüttung verhindern, sollte aber nicht zu mehr Risiko verleiten. Mit dabei sein müssen Kartenmaterial (auf dem Smartphone oder als normale Karte), sinnvoll sind Helm, Biwacksack und ein Erste-Hilfe-Set. Bei anspruchsvollen Touren gehören Harsch- und Steigeisen in den Rucksack.

    Lesen Sie auch: Wenn abends die Raupen ausrücken sind Skitouren auf Skipisten tabu. An einigen Abenden können Tourengänger aber in den Skigebieten auf Pistentour gehen.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden