Fünf Monate saß der Sulzberger Klimaaktivist Karl Braig in der Justizvollzugsanstalt Kempten. Nun ist der 69-jährige Oberallgäuer wieder auf freiem Fuß: „Mir geht es mental einigermaßen gut. Klar, es gab immer mal wieder Situationen, wo man mal einen Tiefpunkt hat und sich fragt, muss das sein und wie sinnvoll ist das überhaupt“, sagt er kurz nach seiner Entlassung am Donnerstagvormittag in Kempten. Braig hatte sich den Protesten der selbsternannten „Letzten Generation“ angeschlossen und klebte sich in Passau auf die Straße. Dafür wurde er von einem Gericht verurteilt.
Letzte Generation: Klimaaktivist aus Haft in Kempten entlassen
Die Strafe von 500 Euro wollte der Oberallgäuer nicht bezahlen. Vor der JVA erklärt er, dass er zusätzlich noch drei Jahre auf Bewährung bekommen hatte. Er entschied sich für die Haftstrafe. Nun sagt er: „Ich habe es geschafft, fünf Monate ist schon lang,“ berichtet der 69-Jährige, der seit vielen Jahrzehnten als Aktivist für seine Überzeugungen kämpft. Ihm sei es den Umständen entsprechend gut ergangen in der JVA, er habe gelesen und das politische Geschehen verfolgt.
Während die „Letzte Generation“ sich zurückgezogen hat, formiert sich laut Braig nun die Neue Generation, die sich der Öffentlichkeit noch vorstellen will. „Wir wollen ein Parlament der Menschen direkt vor dem Bundestag machen“, gibt er einen Einblick. Es gehe um die Demokratisierung, sein Herzensprojekt. Politiker seien von Lobbyisten geführt und „das ist nicht der Weg, der sinnvoll ist“, so der Sulzberger.
Karl Braig zur Letzten Generation: „Wir haben das nicht gerne gemacht“
An der „Letzten Generation“ hat es auch viel Kritik gegeben, die Aktionen waren für viele Menschen zu heftig. Auf Straßen, die von den Aktivisten blockiert wurden, kam es zum Teil zu heftigen Auseinandersetzungen. „Wir haben das nicht gerne gemacht“, entgegnet Braig der Kritik. Aber in Anbetracht dessen, um was es geht, nämlich um konsequenteren Klimaschutz, sei es notwendig gewesen.
Freunde holten den 69-Jährigen am Gefängnis in Kempten ab: „Wir gehen erstmal frühstücken und dann zum Wandern in die Natur“, sagt Braig. Und der kündigt noch an, voraussichtlich eine Klage vor dem Bundesverfassungsgericht anzustreben. Denn in der JVA habe es für ihn kein veganes Essen gegeben. Aus seiner Sicht sei das aber ein Menschenrecht. Deshalb soll das Gericht das Thema grundsätzlich klären, damit es zukünftig in diesen Einrichtungen veganes Essen gibt.
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