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Maibaum-Aufstellen 2023: Woher kommt der Brauch? Was bedeutet die Tradition?

Maibaum-Stellen 2023: Tradition & Brauch

Maibaum aufstellen: Woher kommt der Brauch und was bedeutet er?

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    2022: In Hopfen am See (Ostallgäu) wird der neue Maibaum aufgestellt. Die Maibäume haben eine lange Tradition - doch woher kommt die Tradition eigentlich? Und welche Bräuche gibt es noch zum Maifest?
    2022: In Hopfen am See (Ostallgäu) wird der neue Maibaum aufgestellt. Die Maibäume haben eine lange Tradition - doch woher kommt die Tradition eigentlich? Und welche Bräuche gibt es noch zum Maifest? Foto: Benedikt Siegrt (Archivbild)

    Am 1. Mai (Tag der Arbeit) werden in nahezu allen Orten im Allgäu - aber auch in ganz Bayern - Maibäume aufgestellt. Meist stehen die aufwendig verzierten Stämme an prominenter Stelle in den Ortsmitten und auf den Marktplätzen in der Region. Allein mit dem Aufstellen ist es nicht getan - zum Brauch der Maifeste gehört noch viel mehr. Der Baum will schließlich geschlagen, geschmückt und manchmal auch gestohlen werden. Doch woher kommt der Brauch? Und welche Bedeutung hat er? Hier erklären wir Ihnen die wichtigsten Punkte rund um das Maibaum-Aufstellen.

    Woher kommt die Maibaum-Tradition und was ist ihre Bedeutung?

    In vielen Regionen in Bayern wurde der Maibaum einst vor allem zum Schutz vor bösen Geistern aufgestellt. Dem Maibaum wird manchmal auch nachgesagt, dass er die örtliche Landwirtschaft vor Unheil wie Ungewitter oder Ungeziefer schützen soll.

    Im Allgemeinen gilt der Maibaum als ein Symbol für den Frühling, das wieder erwachende Leben und die Fruchtbarkeit. Das Maibaumstellen soll auch den Wohlstand und Zusammenhalt der Gemeinden zum Ausdruck bringen.

    Im 17. Jahrhundert entstand zum Maibaumstellen auch der Brauch der "Mailehenbrauch". Dabei wurden die unverheirateten jungen Frauen im Ort von den Junggesellen ersteigert und bildeten Maipaare. Die Frauen wurden dann für eine bestimmte Zeit als sogenannte Lehen - also Leihgabe - den Junggesellen übergeben. Ziel des Brauch war es auch, den dörflichen Heiratsmarkt so in Schwung zu bringen. in Bayern ist diese Tradition aber mittlerweile wieder verschwunden.

    Wie wird ein Maibaum aufgestellt?

    Für das Aufstellen der Maibäume gibt es ganz unterschiedliche Ansätze. So legen manche Gemeinden Wert drauf, dass die Stämme mit reiner Muskelkraft aufgestellt werden. Andere greifen schon seit geraumer Zeit auf einen Kran zurück. Hie und da gibt es auch mal Unterstützung durch einen Traktor oder anderes schweres Gerät.

    Neuer Maibaum in Hopfen am See aufgestellt

Nach zwei Jahren corona-bedingter Pause konnte heuer auch in Hopfen am See (Kreis Ostallgäu wieder ein Maibaum aufgestellt werden).

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    Der Maibaum am Hopfensee gehört zweifelsohne zu jenen mit der imposantesten Kulisse. Mehrere hundert Zuschauer verfolgten am Sonntagvormittag dessen Aufstellung.

    Welche Symbole und Verzierungen sind typisch für einen Maibaum?

    Für üblich zieren den Maibaumstamm ein oder mehrere Kränze sowie ein Schild für jeden Verein am Ort. Hinzukommt seit dem 18. Jahrhundert etwa ein Schild für jede Handwerkszunft am Ort. Der Baum selbst wird für üblich von der Rinde befreit - die wird aber gern in verschiedenen Mustern (Bayerische Rauten etwa) wieder auf den Baum genagelt - wie etwa bei den Erkheimer Maibaumfreunden, deren Baum seit Jahren zu den schönsten im Unterallgäu zählt. Auch werden häufig Bilder in den Stamm graviert, die Bezug auf das Ortsgeschehen im vergangenen Jahr nehmen.

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    49. Maibaum-Wettbewerb der Memminger Zeitung: Die Jury war 2022 wieder unterwegs in Memmingen und im Unterallgäu.

    Wie groß ist ein Maibaum? Welchen Baum nimmt man dafür? Und wo stehen die größten Maibäume?

    Bevor man den Maibaum verzieren kann, muss er erst einmal geschlagen werden. Dazu wählt die jeweilige Gruppierung am Ort in einem Wald einen Baum aus - meist ist das eine groß gewachsene Fichte, denn die haben oft besonders gerade Stämme.

    Der Baum kann dann gut und gerne über 30 Meter hoch sein - oder wie in Erkheim 2022 knapp 40 Meter. Teilweise können Rekordhöhen in Bayern bei ganzjährig stehenden Bäumen von über 50 Meter gemessen werden. Der höchste Maibaum Deutschlands steht auf der Zugspitze - und ist erst kürzlich gestohlen worden.

    Maibaum-Klau: Wie läuft das ab? Wann darf man stehlen? Wie wird ausgelöst?

    Eine Tradition, die mit dem Maibaum einhergeht ist der Maibaumklau oder das Maibaum-Stehlen. Dabei müssen Mitglieder eines Maibaumvereins den Baum von der Lagerstelle stehlen und über die Ortsgrenzen hinaustransportieren. Erst dann gilt der Baum als gestohlen. So erst kürzlich in Germaringen und Kaufbeuren.

    Der durch die Feuerwehr Kaufbeuren entführte Maibaum der Feuerwehr Germaringen ist wieder zurück am Lagerort.
    Der durch die Feuerwehr Kaufbeuren entführte Maibaum der Feuerwehr Germaringen ist wieder zurück am Lagerort. Foto: Harald Langer

    Die bestohlene Gruppe entsendet dann eine Delegation zur Verhandlung zu den Dieben. Beide Parteien besprechen dann, wie viel Bier, Brotzeit und sonstige Bedingungen für die Auslösung des gestohlenen Baums anfallen. Erst dann wird der Baum wieder an seine ursprüngliche Lagerstelle bugsiert und kann weiter für das feierliche Aufstellen am 1. Mai verziert werden.

    Damit so etwas nicht passiert helfen vielerorts im Allgäu Vereine bei der Maibaumwache aus. Dabei sitzt man oft mit Bier und Getränken in der Woche vor dem 1. Mai am Baum und sieht zu, dass ihn niemand stiehlt.

    Kleine Bräuche: Maibaum-Kraxeln - Mit Pech an Händen und Füßen den Maibaum hinauf klettern

    Das Maibaumkraxeln war früher beliebt, es ist aber ziemlich gefährlich, weshalb es das heute nur noch selten im Allgäu gibt. Dabei schmieren sich die Teilnehmenden Pech an Hände und Füße und versuchen, so schnell wie möglich am Maibaum hochzuklettern. Oben angekommen müssen sie eine Kuhglocke läuten. In Petersthal im Oberallgäu gibt es das Maibaumklettern noch.

    In der Nacht vor dem 1. Mai ist die Freinacht. In dieser Nacht ziehen meist Jugendliche oder junge Erwachsene durch die Straßen und stellen Streiche an.

    Kleine Bräuche: Maibaumstellen - Liebesmaien für die Angebetete oder Partnerin

    In manchen Gärten im Allgäu sind am 1. Mai Liebesmaien zu sehen: Junge unverheiratete Männer stellen ihrer Angebeteten oder ihrer Partnerin in der Nacht traditionell eine frisch geschlagene Birke. Diese wird mit bunten Kreppbändern geschmückt. Oft wird noch ein rotes Herz an den Baum angebracht. Es ist ein Ausdruck ihrer Liebe und soll zeigen, dass sie es ernst mit der Frau meinen.

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