Die Ausgangseinschränkungen wegen der Corona-Krise treffen auch die Allgäuer Wirtschaft hart. Gerade Gastronomen, die ihre Betriebe schließen mussten, haben derzeit wenige bis gar keine Einnahmen. Die Meckatzer Löwenbräu hat deswegen beschlossen, ein Solidaritätspaket für die Gastronomie aufzulegen. Der geschäftsführende Gesellschafter Michael Weiß erzählt, wie es dazu kam und wie sehr die Brauerei selbst von der Krise betroffen ist.
Wie wirkt sich die Corona-Krise auf ihre Brauerei aus?
Wir brauen derzeit etwa ein Viertel weniger Bier als sonst. Wenn 25 Prozent wegfallen, ist das brutal. In bestimmten Bereichen mussten wir Kurzarbeiten anmelden. Bierfahrer beispielsweise, die normalerweise Gastronomen und Veranstaltungen beliefern, haben gerade kaum etwas zu tun. Wir stocken aber das Kurzarbeiter-Geld etwas auf. Damit ist die Bitte an die Mitarbeiter verbunden, sich ihrerseits einzubringen und zum Beispiel in der Nachbarschaftshilfe aktiv zu werden. Der Arbeitsalltag hat sich auch bei uns verändert: Es wird in Schichten und teils von zuhause aus gearbeitet. Aber wir sind ein solides Familienunternehmen und haben schon Weltkriege überstanden. Wenn die Corona-Einschränkungen nicht noch Monate andauern, werden wir auch das hoffentlich einigermaßen unbeschadet schaffen.
Trotz allem haben Sie sich entschlossen, die Gastronomen zu entlasten. Was sind die wichtigsten Punkte dieses Solidaritätspakets?
Wir haben einige Gaststätten, die uns gehören und die wir verpachten. Andere haben wir selbst gepachtet und an die Betreiber weiter verpachtet. In beiden Fällen bieten wir an, die Pacht zunächst für April und Mai bis zum Jahresende zu stunden. Das gleiche gilt auch für offene Rechnungen aus Bierlieferungen oder Darlehen, die Gastronomen von uns bekommen haben.
Mit welcher Summe rechnen sie dabei?
Je nachdem, wie lange die Krise dauert, wird es auf einen ordentlichen sechsstelligen Betrag hinauslaufen, den wir stunden. Ich hoffe, dass langfristig auch die Banken, die Hauseigentümer und der Staat mitziehen, um den Gastronomen zu helfen.
Warum haben Sie sich zu diesem Schritt entschlossen?
Wir sind ein Familienunternehmen und zur Familie gehören nicht nur Gesellschafter, sondern zum Beispiel auch Mitarbeiter, Lieferanten, Kunden und eben die Gastronomen. Gut steht gerade kaum jemand da, aber manche trifft es besonders hart. Sich ein finanzielles Polster anzulegen, ist in der Gastronomie extrem schwer und mit so einer Situation wie jetzt konnte auch niemand rechnen. Wir als Brauerei haben immerhin noch die Umsätze aus dem Handel, Gaststätten-Betreiber haben gerade aber gar keine Einnahmen. Da muss man solidarisch sein und helfen, dass die Betriebe liquide bleiben. Uns ist natürlich auch wichtig, dass wir nach der Krise weiterhin Partner haben, mit denen wir zusammenarbeiten können. Ich kann auch nur an die Eigenverantwortung der Menschen appellieren: Wir haben die Verlangsamung der Infektionskette und damit die Verbesserung der Situation für alle selbst in der Hand.
Interview: Simone Härtle