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Maria Baumgärtle: Der Eremit aus Baumgärtle und sein Erbe - Landratsamt will wissen, wie es weitergeht

Maria Baumgärtle

Mystische Bauten des Eremiten: Landratsamt macht neuen Eigentümern Druck

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    35 Jahre lang lebte der Eremit von Baumgärtle in einem Wald. Dort baute er zahlreiche Hütten, Kapellen und Türme.
    35 Jahre lang lebte der Eremit von Baumgärtle in einem Wald. Dort baute er zahlreiche Hütten, Kapellen und Türme. Foto: Tobias Schuhwerk

    Knapp drei Jahre nach dem Tod des Eremiten von Maria Baumgärtle ist weiter unklar, wie es mit seinen mysteriösen Bauten weitergeht. Auf seinem Privatgrund, einem Wald bei Breitenbrunn (Kreis Unterallgäu), hatte der katholische Einsiedler über 40 Holzhütten, -kapellen und -türme errichtet. Nach seinem Tod am 19. November 2020 im Alter von 79 Jahren wurde bekannt, dass er das Gelände einer Stiftung vermacht hatte.

    Seither wird nicht nur im Ort diskutiert, wie es mit der von Pilgern und Neugierigen besuchten Stätte weitergehen soll. Jetzt macht das Landratsamt den Erben Druck. Bislang liegen der Behörde laut einer Sprecherin nämlich keine „konkreten Pläne“ seitens der Stiftung vor. „Deshalb werden wir in den kommenden Tagen ein sogenanntes Anhörungsschreiben verfassen, in dem wir die Stiftung dazu auffordern, innerhalb einer mehrwöchigen Frist Stellung zum weiteren Vorgehen zu nehmen.“ Rein rechtlich handle es sich bei den Hütten um Schwarzbauten, „denn in einem Wald ist grundsätzlich keine Bebauung erlaubt.“

    Behörden dudelten die Bauten des Eremiten von Maria Baumgärtle im Unterallgäu

    Andererseits wurde der Bau-Fleiß des Eremiten über Jahrzehnte von den Behörden geduldet. 35 Jahre lang lebte der stets barfuß laufende Einsiedler auf einfachste Art und Weise im Wald. In dieser Zeit schritt niemand ein, um einen Abriss der Hütten zu erwirken. Mehrere von einander unabhängige Quellen berichten, dass der mittlerweile verstorbene Landrat Hermann Haisch nach einem Besuch im Mariental mit Blick auf die Hütten „ein Auge zugedrückt“ habe.

    Bis heute hat das wohl einzigartige, mysteriöses Labyrinth voller religiöser Reliquien, Andeutungen und Zeichen für viele Besucherinnen und Besucher eine spirituelle Bedeutung. Der Eremit sah darin für sich und andere Gläubige einen Zufluchtsort, „wenn die Apokalypse beginnt“, wie er einmal Reportern unserer Redaktion erklärte. „Mit dem Wechsel der Eigentümer wollen wir nun eine Lösung finden“, teilt das Landratsamt mit. Wie diese aussehen könnte? Das sei völlig offen.

    (Lesen Sie auch: War der Eremit von Baumgärtle ein Heiliger?)

    Auch Sicherheitsaspekte rücken laut Landratsamt in den Blickpunkt: Wer haftet, wenn beispielsweise ein morscher Steg einbricht? Fragen wie diese müssten geklärt werden. Vor etwa einem Jahr habe es einen Ortstermin mit Vertretern der Erbin, der Stiftung „Mutter Maria Stieren“ gegeben, teilt das Landratsamt mit. Seither warte die Behörde auf konkrete Pläne.

    Eremit war von Lebenswerk von Maria Stieren beeindruckt

    Namensgeber der Stiftung ist die mittlerweile verstorbene Ordensschwester Maria Stieren. Die gebürtige Oberbayerin gründete in den 1970er Jahren den Orden „Mütter und Missionare vom Heiligen Kreuz“ in Tansania. 2006 wurde sie zur Ehrenbürgerin in ihrem Heimatort Olching (Oberbayern) ernannt. Ihr Lebenswerk hatte den Eremiten offenbar zutiefst beeindruckt. Umgekehrt zeigte sich auch der Generalobere des Ordens, Pater Antonius aus Tansania, vor eineinhalb Jahren überwältigt bei seinem ersten Besuch im Mariental. „So etwas habe ich noch nie gesehen. Unglaublich, wie viel Energie, Glaube und Kraft der Eremit aufgewendet hat. Ich würde mir wünschen, dies alles aufrechtzuerhalten, um mehr über ihn zu erfahren“, sagte er damals unserer Redaktion. Aktuell befindet sich der Pater wieder in Tansania und war gestern bis Redaktionsschluss für unsere Redaktion nicht erreichbar.

    Pfarrer von Pfaffenhausen: "Ich bin kein Freund von Schwärmereien und werde kein Engagement entwickeln"

    Im Ort ist zu hören, dass sich eine langjährige Weggefährtin des Eremiten um das Areal kümmert. Für den Leiter der Pfarreiengemeinschaft Pfaffenhausen, Pfarrer Josef Beyrer, kommt das nicht infrage. „Ich bin kein Freund von Schwärmereien und werde kein Engagement entwickeln“, stellt er klar. „Dies verwende ich auf unsere schönen Kirchen und die Wallfahrtskirche Maria Baumgärtle“, sagt Beyrer, der die Eremiten-Bauten noch nie besucht hat.

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