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Marianne Hackers neuer Roman: Hunger, Elend und heulende Wölfe

Autorin aus Obergünzburg

Marianne Hackers neuer Roman: Hunger, Elend und heulende Wölfe

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    Marianne Hacker lässt sich von Spaziergängen in der Natur zum Schreiben inspirieren.
    Marianne Hacker lässt sich von Spaziergängen in der Natur zum Schreiben inspirieren. Foto: J. Hacker

    Vor über 20 Jahren veröffentlichte Marianne Hacker ihren historischen Roman „Das Grundmeer“, in den 2000er Jahren brachte sie zwei weitere Romane heraus. Jetzt legt die Autorin mit dem Buch „Der alte Wald“ nach. Einmal mehr entführt sie in eine vergangene Epoche der Allgäuer Geschichte. Sie beschreibt die Nöte und das Elend des Dreißigjährigen Krieges (1618 - 1648) und lässt ihre Protagonisten in unterirdischen Labyrinthen und undurchdringlichen Wäldern unterwegs sein. Hacker fesselt mit ihrer Beschreibung von einer Gruppe junger Leute, die vor marodierenden Soldaten in ein verlassenes Kloster flüchten und dort von einer Wolfsmeute belagert werden.

    Marianne Hacker ist 1958 in Kaufbeuren geboren und dort aufgewachsen. Inzwischen lebt sie in Obergünzburg. Ihr erster Roman erschien im Jahr 2000 und wurde 2010 noch einmal aufgelegt. „Das Grundmeer“ ist in der Zeit der Bauernaufständen und der Pest im Jahr 1523 angesiedelt. Handlungsorte waren damals die Doppelstadt Kempten und die Burg Liebenthann im Günztal. 2003 folgte „Die Nachtwandlerin“, ebenfalls ein historischer Roman, den Hacker in Wien ansiedelte. 2006 veröffentlichte sie den Kriminalroman „Das Winterschloss“, der im schweizerischen Engadin spielt.

    Die Idee zum Roman hatte Marianne Hacker vor zehn Jahren

    In ihrem vierten Werk „Der alte Wald“ kehrt Hacker ins Allgäu zurück. „Die Idee hatte ich schon vor zehn Jahren“, sagt die 64-Jährige. Sie entwarf einen Handlungsfaden, skizzierte die Charaktere ihrer Personen und recherchierte zum 17. Jahrhundert. Ihr neuer Roman beginnt im Jahr 1628 und endet 1651 im Dreieck zwischen Kempten, Salzburg und Obergünzburg.

    Im Mittelpunkt steht ein Kloster. Die Anlage wird von einem dichten Wald umgeben, der sich als undurchdringlich erweist. Er schützt und sperrt gleichzeitig ein. „Das Kloster ist aber reine Fiktion“, sagt Hacker. „Ich habe mir den Kemptener Wald als Vorlage genommen.“

    Die Stadt Kempten war geteilt in eine protestantische Reichsstadt und das katholische Stift

    Die Verhältnisse in der Stadt Kempten, die damals streng in protestantische Reichsstadt und katholisches Stift geteilt war, beschreibt Hacker einfühlsam. Sie geht auf die religiösen Zwistigkeiten zwischen den Stadtoberen ein und trägt sie bis in die Familien weiter. Damals waren Ehen zwischen Mitgliedern der beiden christlichen Kirchen kaum möglich.

    Doch im Kern des Buches geht es um Hunger und Elend, um einen Landstrich, der im Wechsel von kaiserlichen und schwedischen Soldaten heimgesucht und ausgeplündert wird. Die Besatzer ziehen mordend durchs Allgäu und hinterlassen verwüstete Dörfer. Wer kann, flieht ins Ausland – in die Schweiz oder nach Salzburg.

    Auch eine Portion Liebe mischt Hacker in ihren Roman

    Der Krieg steht für Hacker nicht im Vordergrund, sondern bildet die Leinwand für ihre Handlung, in die sie auch eine Portion Liebe mischt. Ihre Hauptfigur Hanna ist eine tatkräftige junge Frau mit eigenem Weltbild und einem Blick für die Realität. Sie gestaltet sich im Einklang mit Natur und Tierwelt ihr Leben. Umgeben ist sie von jungen Menschen, die in einer Schicksalsgemeinschaft überleben wollen.

    „Ich bin eine Langsamschreiberin“, sagt Hacker über sich selbst. Vormittags sitzt sie meist am Schreibtisch und entwickelt die Handlungsstränge der einzelnen Personen, die sie dann geschickt verwebt. In ihrem Roman gibt es auch einige Überraschungen, die die Leserinnen und Leser fesseln dürften. Dabei ist „Der alte Wald“ kein Krimi, auch wenn Hacker selbst gern englische Krimis liest und mit ihrem Mann leidenschaftlich Bridge spielt. Der Roman ist vielmehr eine Beschreibung der Umstände, mit denen die Menschen der 1640er Jahre ihr Leben gestalten mussten.

    Marianne Hacker tüftelt schon an einem weiteren Roman. „Bei langen Spaziergängen in der Natur kommen mir immer neue Ideen“, sagt sie. Er soll auf jeden Fall wieder im Allgäu spielen, vielleicht sogar im mittelalterlichen Kaufbeuren.

    Marianne Hacker: Der alte Wald. Verlag Tobias Dannheimer, Kempten. 300 Seiten; 15 Euro.

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