Mit dem Blick in Richtung Zukunft beschäftigte sich Bischof Bertram Meier beim Landfrauentag.
Mit dem Blick in Richtung Zukunft beschäftigte sich Bischof Bertram Meier beim Landfrauentag.
Gut besucht war nach drei Jahren Zwangspause der Landfrauentag der Bäuerinnen aus dem Ostallgäu. Dabei stellte Kreisbäuerin Karina Fischer das 75-jährige Bestehen der Landfrauenbewegung in den Mittelpunkt. Musikalisch umrahmt wurde der Tag vom seit 35 Jahren bestehenden Landfrauenchor. Ehrengast im Modeon in Marktoberdorf war der Augsburger Bischof Dr. Bertram Meier.
Er beschäftigte sich mit dem Thema „Blick durchs Schlüsselloch in Richtung Zukunft“. Traditionsbewusstsein und die Bereitschaft sich zu verändern, seien keine Gegensätze, sondern müssten sich ergänzen, wenn man einen Betrieb in die Zukunft führen wolle - oder wenn wir als Menschheit überleben wollen, sagte er.
Wie nie zuvor in der Geschichte der Menschheit wirke sich unser Tun auf alle Lebewesen, auf unseren Lebensraum insgesamt aus. Jede und jeder sei gefragt mitzuarbeiten, um den unumkehrbaren Kipp-Punkt aufzuhalten. Auch der Einzelne könne etwas bewirken. Es sei sein Anliegen, überall wo er hinkomme, die Hoffnung zu stärken und auf das gelingende Miteinander von Menschen hinzuwirken. Und dies immer aus der Perspektive auf den Menschen als Geschöpf unter Geschöpfen.
In den Augen des Bischofs sind Kooperation statt Einzelkämpfertum, mehr auf Menschen als auf Maschinenzu setzen, Dialog und Verständigungsbereitschaft statt Ignoranz sowie auf Langsamkeit und Verzicht statt auf Schnelligkeit und Profitorientierung zu setzen, unverzichtbar und gewännen immer mehr an Bedeutung.
Zuvor hatte Karina Fischer die Veranstaltung mit den Worten „75 Jahre Landfrauen – herzlichen Glückwunsch uns allen“ eröffnet. Bei Gründung des Bayerischen Bauernverbands (BBV) 1945 seien die Landfrauen noch kein Thema gewesen. Doch bereits in den Jahren 1947 und 1948 gab es die ersten Ortsbäuerinnen. Der Zusammenschluss der Bäuerinnen zur Landfrauengruppe war mit der Wahl der ersten Landbäuerin Maria Baur 1949 vollendet.
Seither sei viel passiert, sagte sie. Die Landfrauen, modern und aktiv, engagierten und vernetzten sich und seien ständig im Dialog. Sie setzen sich für Bildung und Kultur, für Weiterbildung und Vielfalt, für soziale Anliegen und ein gutes Miteinander ein. Sie seien verantwortungsvolle Gestalter der Kulturlandschaft, kämpften für die Wertschätzung ihrer Erzeugnisse und ihrer Arbeit und tragen tagtäglich zur Ernährungs- und Versorgungssicherheit bei. (Lesen Sie auch: Die Influencer vom Bauernhof: Wie Allgäuer Landwirte Millionen-Aufrufe erzielen)
„Wir werden gebraucht und können Lösungen für aktuelle Themen in den Bereichen Ernährung, Umwelt, Natur, Klima und Energie anbieten. Darauf sind wir stolz!“, betonte sie. Auf den Höfen stehe jede Frau ihren Mann.
Bei der Fischer moderierten Gesprächsrunde mit Landrätin Maria Rita Zinnecker und den ehemaligen Kreisbäuerinnen Maria Hauser und Gabi Paulsteiner waren sich alle einig, dass die Landfrauen stolz auf ihre Leistungen und stolz aufeinander sein können und sollen – aber es sei noch viel zu tun.
Dem schloss sich BBV-Kreisobmann Andreas Schmid an. Er freute sich, dass auf Ortsebene wieder kompetente Ortsbäuerinnen gefunden wurden. Der Kreisvorstand sei jünger geworden. Es laufe etwas falsch, wenn die Erzeugung der Lebensmittel immer mehr ins Ausland verlagert werde, sagte er. Die Herausforderungen des Klimawandels müssten gemeinsam umgesetzt, nicht nur auf die Landwirtschaft abgewälzt werden.
Auch müsse es große wolffreie Bereiche geben. Denn dieser lasse sich von Zäunen nicht abhalten. Anschließend stellte sich der neue Leiter der BBV-Geschäftsstelle Ostallgäu, Alex Köper, kurz vor.
Sparkasse Ostallgäu und Stadtsparkasse Kaufbeuren unterstützten die Arbeit des Landfrauenverbands Ostallgäu mit je 500 Euro. Aus dem Kuchenverkauf der Landfrauenaktionen überreichte Fischer an Anton Schweiger, Vorstand der katholischen Betriebs- und Dorfhelferinnenstation Ostallgäu, 250 Euro. Mit Ausschnitten aus dem neuen Programm sorgten Sigrid Kraus und Walter Sirch für einen amüsanten Ausklang.
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