IG Bau warnt vor Altbau-Renovierungen

Asbest-Alarm: Die schleichende Gefahr auf dem Bau

Mehr Schutz vor Asbest: Das fordert die Gewerkschaft IG BAU.

Mehr Schutz vor Asbest: Das fordert die Gewerkschaft IG BAU.

Bild: Bernd Wüstneck/dpa-Zentralbild/dpa-tmn

Mehr Schutz vor Asbest: Das fordert die Gewerkschaft IG BAU.

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Bei den Sanierungen von Altbauten ist die Gefahr durch den krebserregenden Stoff Asbest hoch. Die IG Bau fordert mehr Schutz.
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Von Allgäuer Zeitung
19.11.2023 | Stand: 05:00 Uhr

Tonnen von Baumaterial mit dem krebserregenden Stoff Asbest stecken im Kreis Ostallgäu in Altbauten. „Von 1950 bis 1989 kamen Asbest-Baustoffe intensiv zum Einsatz. Es ist davon auszugehen, dass es in jedem Gebäude, das in dieser Zeit gebaut, modernisiert oder umgebaut wurde, Asbest gibt“, sagt Michael Jäger von der IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU).

"Mit der Sanierung droht jetzt auch eine Asbest-Welle"

Er spricht von einer neuen „Asbest-Gefahr“: „Wir stehen am Anfang von zwei Sanierungsjahrzehnten. Die energetische Gebäudesanierung wird enorm an Fahrt aufnehmen. Um die Klimaschutzziele zu erreichen, wird auch im Kreis Ostallgäu in den nächsten Jahren ein Großteil der Altbauten ‚angefasst’.“ Mit der Sanierungswelle drohe deshalb jetzt auch eine ‚Asbest-Welle’ auf dem Bau. „Sie ist eine Gefahr - für Bauarbeiter genauso wie für Heimwerker“, sagt der Bezirksvorsitzende der Bau-Gewerkschaft.

Die IG BAU will der drohenden „Asbest-Welle“ auf dem Bau jetzt mit einem Maßnahmenpaket entgegentreten. Die Bau-Gewerkschaft hat dazu eine bundesweite „Asbest-Charta“ mit zentralen Forderungen für mehr Schutz vor Asbest vorgelegt.

IG BAU-Bezirksvorsitzender fordert konsequenteren Arbeitsschutz

„Es geht dabei um bessere Informationen über Asbest-Gefahren bei Gebäuden, um die Förderung von Asbest-Sanierungen und vor allem auch um konsequenten Arbeitsschutz. Denn der bevorstehende Sanierungsboom darf nicht zu einer Krankheitswelle führen“, warnt Michael Jäger.

In den vier „Asbest-Jahrzehnten“ wurden laut der Pressemitteilung im Landkreis Ostallgäu rund 19.900 Wohnhäuser mit 34.600 Wohnungen neu gebaut. Das seien 49 Prozent aller Wohngebäude, die es heute im Kreis gibt.“ Der Bezirksvorsitzende der IG BAU Schwaben verweist dabei auf die „Situationsanalyse Asbest“, die die Bau-Gewerkschaft beim Pestel-Institut (Hannover) in Auftrag gegeben hat.

Bewohner eines astbestbelasteten Hauses müssen sich zunächst keine Sorgen machen

„Wer in einem asbestbelasteten Haus wohnt, muss sich trotzdem erst einmal keine Sorgen machen. Erst bei Sanierungsarbeiten wird es kritisch. Dann kann Asbest freigesetzt und damit zu einem ernsten Problem werden“, sagt Michael Jäger.

Er warnt vor einer „unsichtbaren Gefahr“, wenn Altbauten zu Baustellen werden: „Alles fängt mit Baustaub und dem Einatmen von Asbestfasern an. Bauarbeiter und Heimwerker haben kaum eine Chance, diese Gefahr zu erkennen.“

Bis zu 30 Jahre dauere es, ehe es zur tragischen Diagnose komme: Asbestose - mit Lungen-, Bauchfell- oder Kehlkopfkrebs. Zum Komplett-Schutz bei einer Sanierung mit Asbest-Gefahr gehöre daher immer mindestens eine FFP3-Atemschutzmaske. Ebenso ein Muss: Overall, Schutzbrille und Handschuhe.

Gewerkschafter fordert einen Schadstoff-Gebäudepass

Der Gewerkschafter fordert einen Schadstoff-Gebäudepass mit unterschiedlichen Gefahrenstufen für die jeweilige Asbest-Belastung eines Gebäudes. „Jeder Bauarbeiter und jeder Heimwerker muss wissen, auf was er sich einlässt, wenn er Fliesen abschlägt, Wände einreißt oder Fassaden saniert“, so Michael Jäger.

Er plädiert außerdem für eine staatliche Sanierungsprämie. Dazu müsse der Bund ein KfW-Förderprogramm „Asbest-Sanierung“ schaffen.

„Das hilft, Kosten abzufedern, die bei einer - beispielsweise energetischen oder altersgerechten - Gebäudesanierung in asbestbelasteten Wohnhäusern zusätzlich entstehen“, so der Vorsitzende der IG BAU Schwaben.

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