Bischof Florian Wörner weihte in Lengenwang die große neue Kirchenglocke für die Pfarrkirche St. Wolfgang.
Bild: Geinz Budjarek
Bischof Florian Wörner weihte in Lengenwang die große neue Kirchenglocke für die Pfarrkirche St. Wolfgang.
Bild: Geinz Budjarek
An diesem besonderen Tag bedachte Petrus die Lengenwanger Kirchengemeinde mit bestem Wetter. Geführt von der Musikkapelle Lengenwang, formierten sich die Vereine der Gemeinde mit ihren Fahnenabordnungen. Es folgte der prachtvoll geschmückte Wagen (gezogen von dem Pferdegespann „Viktor und Valentin“). Auf dem Wagen: die neue große Glocke der Pfarrkirche St. Wolfgang, die an diesem Tag geweiht werden soll.
Den Abschluss des Zuges bildeten die drei Kutschen der Pferdefreunde Lengenwang und Umgebung mit den Ehrengästen: unter anderem die drei Zelebranten Weihbischof Florian Wörner, Pfarrer Wolfgang Schnabel und Pater Shiju Pulickal. Ziel des Kirchenzuges war das Lengenwanger Sportgelände, wo die Zuschauer unter Beachtung der Hygiene- und Abstandsregeln auf den zahlreichen Bänken auf dem Korbballfeld Platz nahmen, ganz vorne die Ehrengäste aus Politik, Wirtschaft und Kirche, wie der stellvertretende Landrat Lars Leveringhaus, Bürgermeister Albert Schreyer jun., Architekt Christian Eger, Ruhestandspfarrer Alois Linder und Kirchenpfleger Alois Brenner. Der örtliche Gartenbauverein hatte die große Altartribüne und den Glockenwagen geschmückt.
„Es freut mich sehr, mit ihnen zusammen dieses besondere Ereignis der Weihe der großen Glocke begehen zu dürfen“, sagte Weihbischof Wörner zu Beginn des Pontifikalamtes. Und er fügte an: „Das ist meine erste, große Feierlichkeit seit Corona. Umso dankbarer sind wir jetzt, dass es möglich ist, auf diesem schönen Gelände Gottesdienst zu feiern und die Glockenweihe vorzunehmen.“ Pfarrer Wolfgang Schnabel begrüßte alle Gönner und Förderer, denn ohne die Spenden vieler Familien und vieler Einzelspender wäre die Weihe der rund 50 000 Euro teuren Glocke nicht möglich gewesen.
In seiner Predigt erinnerte der Weihbischof „an die dunklen Zeiten in unserem Land“. Im Zweiten Weltkrieg habe man nicht nur das Material der Glocken benötigt, sondern wollte sie auch zum Schweigen bringen. Erst 1947 wurde das Lengenwanger Geläut wieder vervollständigt. Im Zuge der Kirchensanierung war es jetzt aber notwendig, die große Glocke auszutauschen. Sie wies einen acht Zentimeter langen Riss und Gussfehler auf.
Der Sinn der Glocken sei es, die große Botschaft zu begreifen, weiterzugeben und dabei nicht zu verschweigen: Unser Leben ist wertvoll, sagte Weihbischof Wörner. Außerdem sollen die Glocken zum Lob und zur Ehre Gottes erklingen. „Hängen wir die frohe Botschaft an die große Glocke – die neue Wolfgangsglocke“, sagte Wörner. Die neue 1,5 Tonnen schwere Glocke, die am 5. Juni von der Firma Bachert im badischen Neunkirchen gegossen wurde, ist nun dem Lengenwanger Kirchenpatron St. Wolfgang gewidmet (die alte große Glocke war den gefallenen Soldaten gewidmet).
Mit der feierlichen Schubert-Messe übernahm der Musikverein Lengenwang unter der Leitung von Patrick Schmalholz die musikalische Umrahmung der Glockenweihe. Nach der Besprengung mit Weihwasser und der Beweihräucherung folgte die Salbung mit Chrisam. Zum Abschluss der Zeremonie brachte Wörner die Glocke mit einem Hammerschlag symbolisch leise zum Klingen. Die Glocke wird am Mittwoch um 10 Uhr über die Schallöffnung auf der Nordseite in den Kirchturm eingesetzt. Gemeinsam erklingen werden die vier Glocken erstmals wieder am nächsten Sonntag (26. Juli).
Als „einmaliges Erlebnis mit Gänsehautgefühl“ wird die ehemalige TSV-Vorsitzende Anita Popp die Segnung auf dem Sportgelände mit traumhafter Kulisse in Erinnerung behalten. Die Lengenwanger Magnus Echtler und Thea Bader, Zeitzeugen der letzten Glockenweihe von 1947, konnten bereits zum zweiten Mal ein solches Ereignis in ihrem Heimatort mitverfolgen. Der damals 17-jährige Echtler half beim Anbringen der Glocken, die damals gleich im Anschluss an die Weihe von zahlreichen Burschen mit Hanfseilen auf den Turm gezogen wurden. „Da wollte jeder dabei sein, das ist doch klar. Eine Seltenheit – es war herrlich“, erinnert sich der heute 91-jährige, der damals auch beim Gießen der Glocken dabei war. Die damals neunjährige Thea Bader erzählt, dass man damals noch lange von Hand geläutet habe. 1947 holte man die Glocken auf einem Lastwagen der Tannenmühle Reichart aus Sigratsbold in Kempten bei der Gießerei Gerhard ab.
Am Ende des Gottesdienstes überreichte Pfarrgemeinderatsvorsitzender Paul Franz Weihbischof Wörner als Dank einen Präsentkorb, unter anderem bestückt mit dem St. Wolfgangs-Wein. „Viele Helfer sind bei so einem Fest notwendig, aber in Lengenwang helfen alle zusammen und das ist sehr schön so“, dankte Franz allen und bat um weitere Spenden.
An einem Stand konnte der Wein später gekauft werden. Der Reinerlös fließt in die Kirchensanierung. Auch eine Spendenbox in Form einer Miniatur-St.-Wolfgangskirche war aufgestellt. Der Musikverein gab im Anschluss an den Gottesdienst ein Standkonzert. Und die Kinder freuten sich an den eigens zur Glockenweihe bedruckten Luftballons.