Großen ergriffenen Applaus erntete das junge siebenköpfige Ensemble um die aus Marktoberdorf stammende Konzertsängerin Johanna Prielmann beim nachmittäglichen Auftritt in der voll besetzten Frauenkapelle. Gemeinsam mit dem Kirchenmusiker und Organisten Christian Schmid hatte sie das Konzert organisiert. Zur Passionszeit bot die 25-jährige Sopranistin mit Freunden von der Musikhochschule Stuttgart, wo sie alle studieren, auch ein ausgesucht schönes und spannendes Barockprogramm.
Mit Blick auf Italien und Frankreich zeigte das junge Ensemble zwei außergewöhnliche Werke für Streicher, Basso continuo und zwei Frauenstimmen mit Sopran und Alt. Mit seiner Auftragskomposition „Stabat mater“ gelang dem jungen Giovanni Battista Pergolesi 1736 in Neapel gewissermaßen ein Geniestreich an melodischer Fantasie und hochexpressiver Ausdruckskraft. Seine Vertonung eines lateinischen Hymnus aus dem 13. Jahrhundert wurde hier in der Originalversion aufgeführt.
Lukas Weerth und Mona Hermanns an der Violine und Jonathan Hagos an der Viola konnten zusammen mit den Continuo-Spielern Leonard Maas am Cello und Christian Schmid an der Truhenorgel in den zwölf „Stabat mater“-Strophen den ganzen Farbenreichtum Pergolesis entfalten. Sie schienen die beiden Singstimmen ebenso dramatisch wie lieblich zu umgarnen. Gerade diese kunstvoll verschlungenen Gesangspartien gerieten höchst aufregend. Denn Pergolesi – er wurde nur 26 Jahre alt – war vornehmlich Opernkomponist und schrieb auch für den gleichaltrigen neapolitanischen Starkastraten Caffarelli. Und so konnten Johanna Prielmann und Julia Werner ihre wunderbar lichten, klaren Sopran- und Altstimmen zwischen betörender Klage und ausschwingender Erlösungsverheißung hell aufleuchten lassen. In François Couperins Troisième Leçon aus seinen Trois Leçons de Ténèbres von 1714, entstanden am Versailler Hof Ludwigs XIV. nach Klageversen des Propheten Jeremias, fanden die beiden Sängerinnen ein wunderbar expressives Pendant.
Mit Auszügen aus Joseph Haydns Streichquartett-Fassung von „Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze“ von 1787 konnten die Streicher virtuos auftrumpfen, gerade beim Schlussstück „Il terremoto“, Haydns lautmalerischer Darstellung jenes Erdbebens in Jerusalem, einem fantastischen Vorgriff auf die Moderne.