Die Filmprotagonistin Munay und der Regisseur Mario Kanzinger beim Filmgespräch. Der Film „Munay tanzt“ lockte am Internationalen Frauentag zahlreiche Zuschauerinnen nach Marktoberdorf.
Bild: Monika Schubert
Die Filmprotagonistin Munay und der Regisseur Mario Kanzinger beim Filmgespräch. Der Film „Munay tanzt“ lockte am Internationalen Frauentag zahlreiche Zuschauerinnen nach Marktoberdorf.
Bild: Monika Schubert
Zum Internationalen Frauentag zeigte die Filmburg Marktoberdorf besondere Filme, darunter „Munay tanzt“, ein Road-Movie mit Kult-Charakter, das Zuschauerinnen aus der gesamten Region anlockte. Regisseur Mario Kanzinger dokumentiert darin Munays Wanderung 2021 auf dem Europäischen Fernwanderweg (E1) von Konstanz nach Flensburg. Staunen und Bewunderung schlugen der Protagonistin beim Filmgespräch mit Munay und Regisseur Kanzinger entgegen.
Das Publikum konnte es kaum fassen, dass diese zierliche 75-jährige Dame mit kleinem Rucksack und Sandalen in hundert Tagen leichtfüßig zweitausend Kilometer bewältigte und stets in ihrem Zelt draußen nächtigte. Die Fragen drehten sich um Einsamkeit, Angst und Ernährung. Aber Angst schien Munay nicht zu kennen, sie traf unterwegs auch immer wieder Freunde oder sprach Fremde an, die sie ein Stück des Wegs begleiteten.
Bezüglich Ernährung konnte die Protagonistin nur lächeln, denn die Natur bot ihr mit Beeren und Labkraut reichlich Nahrung, und mit ihrem leichten Spirituskocher braute sie sich Brennnesseltee oder Wildkräutersüppchen.
Nach vielen Jahren im Schwarzwald, wo sie ein Seminarhaus leitete, fühlte sich Munay mit 75 Jahren jung genug für etwas ganz Neues. Sie hatte das Gefühl, dass das Leben noch etwas mit ihr vorhat. In Rückblenden zeigte der Film, dass sie früher auch in Indien, am Himalaya und in den Schweizer Bergen unterwegs war.
Jetzt freute sich Munay, in Corona-Zeiten einmal Deutschland zu erwandern. Sie hatte sich extra am Handy ausbilden lassen und konnte so viele Filmaufnahmen von ihrem Weg selbst beisteuern. Ein Naturkind war sie schon immer. Sie liebt die Bäume, konnte schon als Kin wütend werden über Rodungen, und insbesondere ihr Satz bleibt im Gedächtnis haften, „alte tote Bäume sollten stehen bleiben, um ihre Weisheit an die jungen Bäume weitergeben zu können“.
Viel zu lernen gab es bei der aufregenden Erkundungstour dieser unerschrockenen Frau vom Bodensee über den Neckar und Heidelberg bis Frankfurt und zum Steinhuder Meer. Auf dem Heidschnuckenweg gelangte sie von der Lüneburger Heide nach Hamburg und wanderte auf eigenen Pfaden bis Sylt.
Im Hafen von Flensburg überkamen sie schließlich Tränen des Glücks, weil sie den gewaltigen Weg mit seinen Herausforderungen gemeistert hatte. Auch Sturm und Hagel, Kälte und Regengüssen hatte sie getrotzt. Unterwegs kaufte sie sich ein schönes rotes Kleid, in dem sie manchmal über die Wiesen tanzte.
Und weil sie so gut eingelaufen war und nicht still sitzen wollte, erkundete sie noch die weitere Ostseeküste. „Ein Film, der Mut macht, egal für welches Alter“, konstatierte Filmburg-Chefin Monika Schubert.
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