Der Landwirt Simon Stöckle aus Unterthingau hat Spaß an seinem Beruf. Das zeigt er auch seinen 12.000 Followern auf TikTok. Neben allerlei „Schmarren“ nutzt er die Plattform aber auch um Klischees aus der Welt zu schaffen.
Bild: Simon Stöckle
Der Landwirt Simon Stöckle aus Unterthingau hat Spaß an seinem Beruf. Das zeigt er auch seinen 12.000 Followern auf TikTok. Neben allerlei „Schmarren“ nutzt er die Plattform aber auch um Klischees aus der Welt zu schaffen.
Bild: Simon Stöckle
Unterthingau Dass seine Videos so durch die Decke gehen, hätte Simon Stöckle aus Unterthingau nie gedacht. Ob er nun im Sonnenuntergang mit seinen Hühnern und Schafen tanzt, mit der Schubkarre einen Moonwalk zu Michael Jacksons Musik hinlegt oder am Kran wie Superman durch den Stall fliegt: Die Menschen feiern seine ironischen, manchmal provokanten und vor allem lustigen Videos auf der Internetplattform TikTok. 12.000 Follower hat der 32-Jährige dort mittlerweile und bis zu 600.000 Nutzer sehen sich seine Clips an.
Als der Ostallgäuer Landwirt, dem der Funkenhof in Unterthingau gehört, vor eineinhalb Jahren anfing, kurze lustige Videos von seinem Hof, seinen Tieren und seiner Arbeit auf der Internetplattform TikTok zu posten, war das „nur zum Spaß“, wie er selbst sagt. Schon seit Jahren habe er Freude daran, Videos zu drehen und zu bearbeiten.
„Ein Freund machte mich irgendwann auf TikTok aufmerksam.“ Dort könne man schnell und einfach kurze Sequenzen filmen und mit Effekten sowie Musik aufpeppen. „Ich wollte eigentlich nur auf eine witzige Art die Landwirtschaft und meinen Alltag zeigen.“ Daraus entwickelte sich jedoch schnell mehr.
Ein Landwirt, der tanze und sich selbst nicht so ernst nehme – diese Kombi fänden die Leute irgendwie cool, sagt der 32-Jährige. „Vermutlich, weil man das nicht so oft sieht.“ Doch das liegt nicht daran, dass Stöckle der Einzige wäre, der das Klischee des typischen Allgäuer Landwirts aufbricht. Viele seiner Kumpels seien „so drauf“ wie er. „Die posten das nur nicht.“ (Lesen Sie auch: Brotzeit-Influencerin Luisa Wagner begeistert 420.000 Follower auf TikTok)
Die Ideen für seine durchschnittlich zwei Videos pro Woche entstehen im Alltag. Oft lasse er sich durch andere TikTok-Videos inspirieren und setze den Trend dann auf seine Art und Weise auf dem Hof um. Meist beziehe er auch seine Kühe, Ponys, Alpakas, Schafe und sein Hausschwein mit ein.
Auch Tanzvideos mache er gerne. „Ich habe früher mal Breakdance gemacht“, sagt Stöckle. 2012 übernahm er dann den Hof seiner Eltern. In seiner Sieben-Tage-Woche als Vollzeit-Landwirt blieb keine Zeit mehr für das Tanzen. So wurde das Videodrehen und -bearbeiten für TikTok zu seinem Hobby. „Manchmal schäme ich mich im Nachhinein auch ein bisschen für die Videos“, sagt er mit einem Lachen.
Mindestens zwei Videos pro Woche zu posten, die er drehen und dann bearbeiten muss, baue auch manchmal Druck auf. „Aber egal, es macht Spaß.“ Geld verdiene er mit den Videos noch keines. „Vielleicht irgendwann wenn ich Werbeanfragen bekomme.“ Doch das sei nicht sein Ziel.
Unter seinen 12.000 Followern seien viele Landwirte, die sich dafür interessieren, wie er den Hof führt und auch oft nach Erfahrungsberichten von Maschinen und Traktoren fragen. Doch auch einige Jugendliche und junge Erwachsene, die gar nichts mit Bauernhöfen zu tun hätten, folgen ihm. „Viele interessieren sich einfach dafür, wie das Leben auf einem Hof so läuft.“ (Lesen Sie auch: Zuerst nur Spaß, jetzt die große Liebe - Influencer Moritz Denninger aus Mauerstetten über TikTok)
Auch als Werbung für den Urlaub auf dem Funkenhof eignen sich seine Videos: Mittlerweile passiere es immer öfter, dass Familien eine seiner Ferienwohnungen buchen, weil die Kinder ihm auf dem sozialen Netzwerk folgen. „Die Kinder kennen sich dann meistens schon total aus und wissen, wo was ist“, sagt Stöckle.
„Natürlich bekomme ich auch negative Kommentare“, sagt Stöckel. Es gebe seiner Erfahrung nach immer ein paar Menschen, die den Hintergrund eines Videos nicht verstehen, die sich durch seinen manchmal etwas provokanten Stil beleidigt fühlen und sich an Details stören. „Ich versuche dann, darauf einzugehen und meinen Standpunkt deutlich zu machen.“
Neben allerlei „Schmarren“ nutzt Simon Stöckle seine Reichweite auch, um Klischees und negative Bilder von Bauern und der Landwirtschaft aus der Welt zu schaffen. Bauern würden von der veganen Bewegung auf Social Media teilweise als Tierquäler dargestellt und der Beruf werde von manchen Menschen schlechtgemacht. „Das versuche ich in meinen Videos aufzugreifen und dem entgegenzuwirken.“
So sieht man zum Beispiel seine Kühe, die im Schnee toben, seine Ponys, die sich entspannt sonnen oder das Hausschwein, das frei auf dem Hof herumläuft. Auch wie Stöckle die Tiere liebevoll streichelt oder mit ihnen spielt, zeigt er auf TikTok. „Ich liebe meine Arbeit einfach – und das sieht man glaube ich auch.“