Gedenkfeiern

Ostallgäuer appellieren am Volkstrauertag: "Frieden ist kein Selbstläufer"

Der Liederkranz begleitete den Gottesdienst in Marktoberdorf musikalisch. Pfarrer Oliver Rid mahnte: "Frieden ist kein Selbstläufer".

Der Liederkranz begleitete den Gottesdienst in Marktoberdorf musikalisch. Pfarrer Oliver Rid mahnte: "Frieden ist kein Selbstläufer".

Bild: Wolfgang Hepke

Der Liederkranz begleitete den Gottesdienst in Marktoberdorf musikalisch. Pfarrer Oliver Rid mahnte: "Frieden ist kein Selbstläufer".

Bild: Wolfgang Hepke

In Obergünzburg und Marktoberdorf finden zum Volkstrauertag Gedenkfeiern statt. Die Gedanken sind in diesem Jahr vor allem in der Ukaine und in Israel.
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Von Von Michael Bauer und Wolfgang Hepke
19.11.2023 | Stand: 18:03 Uhr

Der Volkstrauertag lädt ein, der Opfer von Gewalt und Krieg aller Nationen zu gedenken und sich im Gebet und in der Tat für den Frieden einzusetzen. Dieser Gedenktag wurde in Deutschland bereits 1919 eingeführt, nach den bitteren und verheerenden Erfahrungen des ersten Weltkrieges. Der Volkstrauertag hat bis heute an Aktualität nichts eingebüßt, wie die Gedenkveranstaltungen in Obergünzburg und Marktoberdorf zeigten.

In Obergünzburg begingen kirchliche und politische Gemeinde traditionell diesen stillen Gedenktag gemeinsam am Kriegerdenkmal vor der Pfarrkirche Sankt Martin. Neben dem Kriegsgeschehen in der Ukraine galt das Gedenken in diesem Jahr besonders dem Krieg im Nahen Osten nach dem Angriff auf Israel. Im Gottesdienst, den das Blasorchester Obergünzburg unter Leitung von Manfred Wörz-Maurus mit der Schubert-Messe feierlich begleitete, gedachte die Gemeinde der Opfer zahlreicher Kriege weltweit. Pfarrer Walter Böhmer erinnerte daran, dass jeder Mensch Talente für Frieden und Verständigung erhalten habe. Diese gelte es einzusetzen.

Zahlreiche Vereine begleiteten den Gottesdienst und die anschließende Gedenkfeier mit Fahnenabordnungen. Dieses Gedenken am Kriegerdenkmal eröffnete Bürgermeister Lars Leveringhaus mit den eindringlichen Worten: "Nie wieder, nie wieder Krieg!" Er unterstrich dabei die Verantwortung der heutigen Generation. Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit müssten aktiv und bewusst verteidigt werden. Für die Kameradschaft ehemaliger Soldaten Obergünzburg drückte auch der Vorsitzende Martin Jäckle sein Gedenken an die 174 gefallenen oder vermissten Soldaten aus Obergünzburg und Burg aus, verbunden mit dem Wunsch nach dauerhaftem Frieden. Die evangelische Pfarrerin Henriette Gössner sprach von der Zerbrechlichkeit des Friedens und von ihrer festen Zuversicht, dass Gott seine Friedensengel nicht aus den Kriegsgebieten abziehe. Das Blasorchester spielte zum Schluss drei Strophen des Liedes "Der gute Kamerad", ehe drei Salutschüsse der Feuerschützen Obergünzburg die Feierlichkeit beendeten.

In Marktoberdorf findet in der Martinskirche ein Gottesdienst statt

„Leiden zu lindern, Wunden zu heilen, aber auch die Toten zu ehren, Verlorene zu beklagen, bedeutet Abkehr von Hass und bringt Liebe. Doch unsere Welt hat die Liebe not“. Mit den Worten des Sozialdemokraten Paul Löbe aus dem Jahr 1922 begann Zweiter Bürgermeister Wolfgang Hannig seine Rede zum Volkstrauertag in der Stadtpfarrkirche St. Martin in Marktoberdorf. „Es sollte ein friedlicher 101-jähriger Jahrestag der Veteranen werden, doch viele tausende Gestorbene, Verletzte, Entführte, Verstümmelte oder Vergewaltigte zeigen im Moment ein anderes Bild“, sagte Hannig. Nach einem kurzen Einmarsch der Stadtkapelle Marktoberdorf, der Fahnenabordnungen sämtlicher Stadtvereine, der Vereinsvertreter, der Soldaten und weiterer Kirchenbesucher erinnerte Stadtpfarrer Oliver Rid auf den Volkstrauertag in seiner Begrüßung an die Gewalt, Terror und die vielen Gefallenen der beiden Weltkriege. "Frieden ist kein Selbstläufer. Wir sind alle schockiert, was in den letzten Jahren, auch in unserer Nähe, passiert ist“, sagte Rid. Es war ein feierlicher, bewegender, aber auch sehr nachdenklicher Gottesdienst. Das lag mit an der bekannten „Schubertmesse“ und an den einprägsamen Stimmen des Liederkranzes.

Rid bedankte sich beim Veteranen- und Soldatenverein Marktoberdorf für die Gestaltung des Gottesdienstes, bei der Stadtkapelle und dem Liederkranz für die musikalische Begleitung. Danach segnete der Geistliche am Mahnmal die Gefallenen am Kriegerdenkmal, die Fahnenabordnungen, die niedergelegten Kränze und die Gottesdienstbesucher. Zu den Klängen: „Ich hatt‘ einen Kameraden“ erinnerten die Böllerschützen an die beiden Weltkriege und ihre Folgen. Mit Kränzen gedachten der Sozialverband VdK, die Stadt Marktoberdorf und der Veteranen- und Soldatenverein Marktoberdorf an die Verstorbenen.