Künstlerhaus Marktoberdorf

Diese drei Marktoberdorfer Kunstgrößen sind in einer Ausstellung zu sehen

1962 malte Josef Hotter ein Selbstporträt. Das Bild ist links zu sehen. In der Mitte ist ein Selbstporträt von Wanda Schubert-Helfferich zu sehen. Rechts ein Porträt von Ludwig Magnus Hotter mit dem Titel „Ein Künstler“.

1962 malte Josef Hotter ein Selbstporträt. Das Bild ist links zu sehen. In der Mitte ist ein Selbstporträt von Wanda Schubert-Helfferich zu sehen. Rechts ein Porträt von Ludwig Magnus Hotter mit dem Titel „Ein Künstler“.

Bild: Foto Hotter Marktoberdorf (Repros)

1962 malte Josef Hotter ein Selbstporträt. Das Bild ist links zu sehen. In der Mitte ist ein Selbstporträt von Wanda Schubert-Helfferich zu sehen. Rechts ein Porträt von Ludwig Magnus Hotter mit dem Titel „Ein Künstler“.

Bild: Foto Hotter Marktoberdorf (Repros)

Im Künstlerhaus Marktoberdorf sind ab Mitte Mai Werke von Josef und Ludwig Magnus Hotter und Wanda Schubert-Helfferich zu sehen. Das Trio hat eins gemeinsam.
12.05.2023 | Stand: 12:40 Uhr

Ihre Namen sind aus der Kunstgeschichte Marktoberdorfs nicht wegzudenken: Wanda Schubert-Helfferich, Josef Hotter und Ludwig-Magnus Hotter. Ihre Werke sind ab Donnerstag, 18. Mai, zusammen in einer Ausstellung im Künstlerhaus Marktoberdorf zu sehen. „Zu Gast im Künstlerhaus“ heißt die neue Ausstellungsreihe, die der Vorstand der Kunst- und Kulturstiftung Dr. Geiger-Haus ins Leben gerufen hat. Regionale Künstlerinnen und Künstler sollen dadurch die Möglichkeit bekommen, ihre Werke einem größeren Publikum vorzustellen. Den Anfang macht das Maler-Trio, das vor allem eine Gemeinsamkeit hat: Schaffensdrang, Leidenschaft und schöpferische Lust ziehen sich durch die Biografien der drei besonderen Persönlichkeiten:

Diese drei Kunstschaffenden sind aus Marktoberdorf nicht wegzudenken

  • Josef Hotter, geboren 1893 in der Poststraße in Marktoberdorf, dem Stammhaus der Familie, beginnt mit 15 Jahren eine Lehre als Kirchenmaler in Ottobeuren, arbeitet als Geselle in Hallein (Österreich) und absolviert nach dem ersten Weltkrieg an der Staatsschule für angewandte Kunst in München eine Ausbildung zum Dekorationsmaler. Damit ist seine Bestimmung klar: Dreizehn Jahre lang malt er als freischaffender Künstler die berühmten Film- und Theater-Plakate für die UFA. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg bleibt Josef Hotter diesem Genre treu: Als Dekorations- und Reklamemaler arbeitet er in seiner Heimatstadt.
  • Sein Bruder Ludwig Magnus Hotter, geboren 1892, beginnt im Alter von 14 Jahren ebenfalls eine Lehre als Kirchenmaler in Ottobeuren. Er absolviert ein Studium an der Kunstakademie in München, arbeitet drei Jahre lang als Kirchenmaler in Milwaukee (USA) und wird Mitglied der Münchener Sezession und Gründungsmitglied des Berufsverbandes Bildender Künstler Schwaben Süd. Er beteiligt sich an zahlreichen Ausstellungen, unter anderem im Vatikan. Zweimal muss er Kriegsdienst leisten und verarbeitet seine Erlebnisse in Malerei. 1945 kehrt Ludwig-Magnus nach Marktoberdorf zurück, restauriert in vielen Kirchen, gestaltet im gesamten Süddeutschen Raum Fassaden öffentlicher Gebäude mit Fresken und Sgraffitis. Nach der Vollendung der abstrakten Flächengliederung am Neubau des Gymnasiums stirbt er 1962 in Marktoberdorf.
  • Sein Erbe in puncto „Kunst am Bau“ tritt Wanda Schubert-Helfferich an. Sie ist 1922 in München geboren und wächst in Stuttgart auf, wo sie schon als jugendliche Zeichnerin auf sich aufmerksam macht. Sie verfasst Drehbücher für Kindersendungen im Rundfunk, die sie ebenfalls illustriert. 1941 schreibt sie sich als Studentin an der „Württembergischen Akademie der bildenden Künste“ ein, wird bald Meisterschülerin und Mitglied im dortigen Berufsverband. Ihre technische Vielfalt ist groß: Kohlezeichnen, Aquarellieren, Ölfarbe, Tempera und Wandmalerei reizen sie von Anfang an. Eine Bombennacht zerstört die Akademie. Ein rettendes Telegramm holt die Helfferichs nach Marktoberdorf. „Tante Friedel“ die Schwester von Wandas Mutter, war dort die Sailer-Wirtin. Sie bietet eine erste Herberge für die ausgebombten Stuttgarter. Nun nimmt das Schicksal seinen neuen Lauf: Die malenden Hotter-Brüder und die „Neue“ schließen eine enge Künstler-Freundschaft.

Schubert-Helfferich und die Hotter-Brüder stellten gemeinsam in der Turnhalle aus

Eine erste gemeinsame Ausstellung wird kurz nach dem Krieg in der Turnhalle organisiert, Wanda, inzwischen Schubert-Helfferich, erhält 1947 durch das Landratsamt ihre Berufsbestätigung und Zulassung als freischaffende Künstlerin und Kunstgewerblerin, sie tritt dem Berufsverband Bildender Künstler Schwaben Süd bei, wird als erste Frau mit dem „Allgäuer Kunstpreis“ ausgezeichnet und avanciert zur viel gefragten Porträtmalerin. Sie beteiligt sich an vielen Ausstellungen im Süddeutschen Raum. Ihre Gemälde hängen in öffentlichen Gebäuden wie zum Beispiel in der Staatsgalerie Stuttgart. Von Ludwig-Magnus Hotter lernt sie die Sgraffito-Technik nach altem italienischen Vorbild, macht sich die Fertigkeit mit gespachtelten Kunstharzfarben zu eigen und arbeitet mit maßgeblichen Architekten zusammen. Sie ist in der Region die erste Frau, die sich großflächigen Wandgestaltungen meisterhaft widmet.

Von allen drei vorgestellten Künstlerpersönlichkeiten hat das Künstlerhaus Marktoberdorf Werke in ihrer Sammlung. Ergänzt werden diese durch private Leihgaben aus dem Besitz der Familien Schubert und Hotter. Die Ausstellung wird mit Unterstützung des Kunstvereins Marktoberdorf finanziert. Sie feiert am Mittwoch, 17. Mai, um 17 Uhr Eröffnung im Künstlerhaus Marktoberdorf.

Die Ausstellung mit Werken von den Brüdern Hotter sowie Schubert-Helfferich sind von Donnerstag, 18. Mai, bis Sonntag, 11. Juni, im Künstlerhaus zu sehen. Vernissage ist am Mittwoch, 17. Mai, um 17 Uhr.

Lesen Sie auch: 400 Gemälde im Haus: Warum eine Marktoberdorfer Familie Bilder ihres Vorfahren sammelt