Rekordhaushalt in Corona-Pandemie

Warum Marktoberdorf trotz Rekordausgaben kaum neue Schulden macht

Schule

Am Modeon entsteht eine Ausweichschule. Die Vorarbeiten laufen. Sie dient den Grundschülern während der Zeit des Neubaus der Martinsschule als Ersatz. Der Neubau ist ein großer Posten im Haushalt der Stadt.

Bild: Andreas Filke

Am Modeon entsteht eine Ausweichschule. Die Vorarbeiten laufen. Sie dient den Grundschülern während der Zeit des Neubaus der Martinsschule als Ersatz. Der Neubau ist ein großer Posten im Haushalt der Stadt.

Bild: Andreas Filke

Marktoberdorfer Stadtrat genehmigt Zahlenwerk mit ganz kleinen Änderungen. Was das wichtigste Projekt ist und wieso es im Moment für die Stadt gut läuft.
23.02.2021 | Stand: 18:15 Uhr

Die Sonne scheint über dem Spielplatz am Modeon. Ein paar Mädchen und Buben schaukeln, rutschen, formen aus Sand Figuren. Nur wenige Meter weiter wird an der Zukunft gearbeitet. Vielleicht an der Zukunft der Kinder, die an dieser Stelle bald unterrichtet werden. Denn dort bereitet ein Arbeiter mit seinem Bagger den Grund für die Ausweichschule der Grundschule St. Martin. Deren Neubau ist einer der großen Posten im Haushalt Marktoberdorfs, den der Stadtrat bei drei Gegenstimmen verabschiedet hat.

Marktoberdorfer Haushalt auf Rekordniveau

Mit 75 Millionen Euro (siehe Infokasten) liegt er auf Rekordniveau, was vor allem an den hohen Investitionen liegt. Allein elf Millionen Euro fallen in den Bereich Schule. Den Löwenanteil in diesem und den nächsten Jahren verschlingt der Neubau der Martinsschule samt Turnhalle, Hort und Ausweichschule. Weitere fünf Millionen Euro fließen in das Bau- und Wohnungswesen sowie den Straßenbau einschließlich Wasserleitungen, Kanälen, Geh- und Radwegen. Weshalb die Stadträte den Etatentwurf von Kämmerer Wolfgang Guggenmos wohl auch in Rekordzeit genehmigt haben, hat einen Grund: Trotz überaus großer Investitionen liegt die Nettoneuverschuldung bei voraussichtlich nur einer Million Euro – falls überhaupt. Das sei ein ermutigendes Zeichen, sagte Bürgermeister Dr. Wolfgang Hell.

Eine gute Ausgangsposition für die Stadt

Das gemeinsame Bemühen von Verwaltung und Stadtrat um die Konsolidierung des Haushalts, ein vor einem Jahr vorsichtig aufgestellter Etat, weil niemand um die Corona-Folgen für die Wirtschaft wusste, das Tilgen von Schulden und Nachzahlungen bei der Gewerbesteuer hätten die Stadt nun in eine gute Ausgangsposition gebracht. Entwarnung gab er deshalb nicht. Im Gegenteil. Marktoberdorf habe viele Projekte vor sich wie Öffentlicher Personennahverkehr oder die Bahnunterführung. Geld koste nicht zuletzt auch der Erhalt von Einrichtungen wie Hallenbad und Modeon, um die die Stadt oft beneidet wird. „Wir freuen uns, dass wir eine überdurchschnittliche Infrastruktur haben.“

„Wir können mit gutem Blick nach vorn gehen“, zog Finanzbeauftragter Carl Singer (Freie Wähler) Bilanz. Maßvolles Handeln und sparsames Wirtschaften seien die eine Seite, gute Einnahmen aus der heimischen Wirtschaft die andere. Kernunternehmen wie ACGO/Fendt, Grömo und auch Bauunternehmen waren ordentlich ausgelastet „und auch für dieses Jahr sieht es gut aus“. Gute Rücklagen, die Nachzahlung bei der Gewerbesteuer und anderes seien zwar nicht zu planen gewesen, aber eine „wunderbare Fügung“. Insofern habe Hell ein glückliches Händchen gehabt, zu dem man ihn nur beglückwünschen könne, sagte Singer.

Weichen für die Zukunft der Kinder stellen

Das ermögliche Baumaßnahmen im Wert von 19,5 Millionen Euro. Dabei sei eine Kernaufgabe, die Weichen für die Zukunft der Kinder zu stellen, wie es nun geschehe. „Wir haben eine angemessene und soziale Planung auch für die nächsten Jahre“, sagte Singer. Dass die Stadt 25 Millionen Euro Schulden vor sich her schiebe, ängstige ihn nicht. Rechne man die Rücklagen und den Wert der städtischen Grundstücke dagegen, „hat die Stadt eigentlich keine Schulden“.

Stefan Elmer (SPD) sprach von einem „vernünftigen Entwurf“ mit einem „richtigen Verhältnis bei Einnahmen und Ausgaben“. Dass ein Schwerpunkt bei Schulen, Kitas und Sozialarbeit liege, freue seine Fraktion besonders. Angesichts der Pandemie und der nicht absehbaren Folgen für den Arbeitsmarkt müsse das Augenmerk in Zukunft auf sozialer Gerechtigkeit liegen, aber auch auf den Bereichen Schule, Bildung, Klimaschutz und ÖPNV.

Warnung vor unnötigen Schulden

Die vielfältige Infrastruktur mache Marktoberdorf als attraktiven Standort aus, sagte CSU-Fraktionssprecher Andreas Grieser. Ausgaben für deren Erhalt prägten den Rekordhaushalt. Umgerechnet trage jeder Stadtrat die Verantwortung über 3 Millionen Euro. Deshalb seien Diskussionen über Großes und Kleines immer angebracht. Er warnte auch davor, unnötig Schulden aufzubauen, obwohl Kredite derzeit gut finanzierbar seien.

Über den Haushalt selbst wurde nur an zwei Punkten diskutiert. So soll der Tierschutzverein 2000 Euro mehr und damit 21 000 Euro erhalten. Dagegen wurde mit 11:12 Stimmen der neuerliche Antrag der Grünen, das geplante Bücherregal in Leuterschach mit 3000 Euro plus Mehrwertsteuer zu finanzieren, abgelehnt. Es bleibt bei 1000 Euro.

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