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Meike Pfister kann schon wieder lachen

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Bild: Sammlung Pfister

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Die Skirennläuferin aus Oberstdorf arbeitet hart an ihrem Comeback. Das ist für die 23-Jährige nach ihrer schweren Verletzung nicht einfach. Doch sie hat große Ziele
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Von Alois Thoma
20.08.2020 | Stand: 11:00 Uhr

Wenn am kommenden Wochenende die besten Skirennläuferinnen auf der Kandahar-Abfahrt in Garmisch-Partenkirchen ihre Weltcup-Rennen austragen, wird Meike Pfister wohl wehmütig im Zuschauerraum stehen. Die 23-jährige Krumbacherin, die mittlerweile in Oberstdorf wohnt, bestritt dort im vergangenen Jahr eines ihrer letzten Rennen, bevor sie eine schwere Verletzung aus der Bahn warf.

Es ist ein langer und beschwerlicher Weg zurück in die Weltelite des alpinen Skisports, den Pfister seit nunmehr fast einem Jahr beschreitet. Schritt für Schritt arbeitet sie sich heran. „Doch es ist noch viel Geduld und Motivation erforderlich, bis es soweit ist“, sagt die in Sonthofen stationierte Sportsoldatin und Stabsunteroffizierin.

Es war Ende Februar vergangenen Jahres, als sie beim Training für die Weltcup-Abfahrt im schweizerischen Crans Montana schwer stürzte. Lautete die erste Diagnose noch „Schulter-Luxation“ (also eine ausgekugelte Schulter), so sollte es doch wesentlich schlimmer kommen. Nach mehreren Untersuchungen stellte sich heraus, dass ein Nerv gerissen ist und der Schaden mit einem Stück Nerv aus dem Bein geflickt werden muss.

Sturz und Verletzung kamen zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Pfister war nämlich auf dem besten Weg, den Anschluss zur Weltspitze herzustellen. Im Februar 2018 hatte sie bei der Weltcup-Abfahrt auf der berüchtigten Kandahar-Strecke in Garmisch mit Platz 27 und 14 die Experten überrascht und die ersten Weltcuppunkte gesammelt. Kurz darauf bestätigte sie diese Form mit Platz 19 im Super-G in Crans Montana und setzte in der darauf folgenden Saison den Aufwärtstrend fort, unter anderem mit Platz 22 in der Kombination sowie Rang 23 in der Abfahrt bei den Weltmeisterschaften im schwedischen Åre. Dann beendete der schwere Sturz vorerst ihre Träume. Doch aufgeben gibt es nicht. Schon gar nicht bei Meike Pfister. Auf die Frage, wie es ihr zurzeit geht, antwortet sie: „Eigentlich ganz gut, ich taste mich langsam heran“.

Momentan sind freies Skifahren sowie normales Konditions- und Skitraining angesagt. Vormittags ist sie zwei Stunden mit einem Trainer auf der Piste zum Techniktraining, nachmittags stehen Reha für die lädierte Schulter und Konditionstraining im Kraftraum, unter anderem für Beine und Rücken, auf dem Programm. „Bald werde ich auch wieder im Training um die Tore fahren“, gibt sie sich optimistisch. Doch man dürfe nichts überstürzen. „Ein Sturz auf die Schulter bei entsprechendem Tempo wäre das Schlimmste was passieren könnte.“

Sich im Training schinden und 100 Prozent geben, das ist kein Problem, wenn man den nächsten Start direkt vor Augen hat. Anders ist das aber, wenn dieser noch in weiter Ferne ist. Im Falle Pfister heißt das: Dezember 2020 im kanadischen Lake Louise. „Da will ich auf jeden Fall wieder dabei sein“, gibt sie sich kämpferisch. Dazwischen liegen aber noch zehn Monate. Energie, Ausdauer und Mentalität sind täglich aufs Neue gefragt. „Das ist schon harte Arbeit und es gibt nicht nur schöne Tage. Aber man muss sich halt darauf einlassen und das Beste daraus machen“, betont die Rennläuferin, die sich auf die Speed-Disziplinen Abfahrt, Super G und Riesenslalom spezialisiert hat.

Immerhin durfte sie sich vor ein paar Wochen erstmals wieder Skier anziehen. „Das war ein gutes Gefühl“, sagt sie. Dennoch: Ihr momentanes Defizit zur perfekten Rennläuferin schätzt sie nach längerem Überlegen auf „so um die 70 Prozent“ und verdeutlicht: „Nur weil ich jetzt wieder auf Skiern stehe, heißt das noch lange nicht, dass es schon wieder so läuft wie früher.“

Trotz des verletzungsbedingten Rückschlags hält Pfister an ihren großen Zielen fest. Das sind die WM im italienischen Cortina im kommenden Jahr und die Olympischen Spiele in Peking 2022. Und die 23-Jährige strahlt diesbezüglich Optimismus aus: „Ich bin zuversichtlich, dass es klappt.“

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